Vereinendes Hebräisch

Mit dem Studium biblischer Texte hat sich der kürzlich verstorbene Schriftsteller Aharon Appelfeld mühsam die hebräische Sprache angeeignet. Davor, in Czernowitz, hieß er noch Erwin und Deutsch war seine geliebte Muttersprache.

Gedanken für den Tag 7.2.2018 zum Nachhören:

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Dass man an Hand von Jahrtausenden alten Texten eine moderne Sprache lernen kann, ist ein Phänomen, das Israel auszeichnet. Hebräisch zu sprechen und zwar ausschließlich war ein Willensakt der Gründerväter, die allesamt in anderen Sprachen aufgewachsen waren. Und es war eine weise Entscheidung. Heute hört man zwar verbreitet Russisch, in vielen Gebieten natürlich auch Arabisch, aber Hebräisch bzw. Ivrith, wie es dort heißt, ist die Sprache, die alle im Land vereinen soll. Denn dass Sprache Integration bedeutet, das wusste man in Israel schon vor über 70 Jahren.

Anita Pollak
ist Journalistin

Einwanderungsland Israel

Und zum Erlernen dieser neuen alten Sprache erfand man eine einzigartige Institution, den sogenannten Ulpan. Alte und Junge, Gebildete und Ungebildete aus den verschiedensten Herkunftsländern saßen dort gemeinsam auf der Schulbank. Und nach mehreren, gar nicht so vielen, Monaten konnten sie Hebräisch in Wort und Schrift, jedenfalls genug, um ihren Alltag in dieser neuen Sprache zu leben. „Israel ist das Land, wo man die Muttersprache von den Kindern lernt“, auch dieses Diktum traf zu, aber die Basis, die bekam man im Ulpan.

Immer noch ist Israel ein Einwanderungsland. Aus ganz unterschiedlichen Motiven und den verschiedensten Gebieten der Welt entscheiden sich Menschen auch heute noch zur „Alijah“, zum „Aufstieg“, wie die Einwanderung ins „Land der Väter“ genannt wird. Aus Russland kamen Hunderttausende, viele von ihnen hochgebildet. Größtenteils Analphabeten waren hingegen die äthiopischen Juden, die in den 80er Jahren in einer geheimen Aktion zu Tausenden ins Land geholt wurden. Ihre Integration war nicht einfach, doch letztlich lernen alle Hebräisch, werden Israelis und bilden insgesamt eine vielfältige Gesellschaft.

Buchhinweis:

Ben & Daniela Segenreich, „Fast ganz normal. Unser Leben in Israel“, Verlag Amalthea 2018

Musik:

Shlomo Gronich and the Sheba Choir: „Zichronot m’Africa“ (Memories of Africa) von Shlomo Mashiach und Shlomo Gronich
Label: Putumayo World Music PUTU 154-2