Der Wandel

Am Morgen des 18. Februar 1943, es war der Tag, an dem Reichspropagandaminister Goebbels im Berliner Sportpalast zum „totalen Krieg“ aufrief, gingen die Geschwister Hans und Sophie Scholl - wie gewöhnlich – in die Ludwig-Maximilians-Universität in München. Nur diesmal mit einem Koffer voller Flugblätter, die während der letzten Tage und Nächte zu Tausenden hergestellt worden waren.

Gedanken für den Tag 20.2.2018 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Bevor noch die Hörsäle geöffnet wurden, eilten sie durch die Gänge der Universität und legten, wo sie konnten, die Flugblätter aus. Das letzte Bündel warfen sie von der Galerie im zweiten Stock in den Lichthof. Dabei wurden sie von einem Universitätsdiener gestellt, eingeschlossen und der Gestapo übergeben.

„Es lebe die Freiheit!“

Mit Worten und mit Papier kämpfte die Weiße Rose gegen ein verbrecherisches Unrechtssystem. Die Geschwister Scholl und ihre Freunde „fochten gegen das Riesenfeuer mit bloßen Händen“, schrieb der Historiker Golo Mann.

Hubert Gaisbauer
ist Publizist

Hans und Sophie Scholl stammten aus einem liberal-christlichen, protestantischen Elternhaus. Beide waren anfänglich Mitglieder von nationalsozialistischen Jugendorganisationen – HJ und BDM – sehr zum Missfallen der Eltern. „Ich möchte, dass ihr gerade und frei durchs Leben geht“, hatte der Vater gesagt. Zunehmend entdecken die Geschwister die Widersprüche zwischen parteigesteuerter Fremdbestimmung und eigenem Denken. Zwischen Diktatur und Freiheit. Es kommt zu ersten Konflikten mit gerichtlichen Konsequenzen. Später heißt es im dritten Flugblatt: „jeder einzelne Mensch […] solle die Möglichkeit haben, nach Gottes Willen frei und unabhängig im Zusammenleben und Zusammenwirken der staatlichen Gemeinschaft sein natürliches Ziel, sein irdisches Glück in Selbständigkeit und Selbsttätigkeit zu erreichen.“

Als Hans Scholl am 22. Februar 1943 dem Scharfrichter übergeben wurde, rief er „Es lebe die Freiheit!“

Musik:

Concentus Musicus Wien unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt: „Andante - 2. Satz“ aus: „Brandenburgisches Konzert Nr. 4 in G-Dur BWV 1049“ von Johann Sebastian Bach
Label: Teldec 842823