Wurzeln und Flügel

Wer gerne Musik von früher hört – zum Beispiel auch hier im Radio – für den werden manchmal Erinnerungen wach. An eine Zeit, die vielleicht noch gar nicht so lang her ist. Für Kinder hingegen ist so etwas schier unvorstellbar … vor 10 oder 20 Jahren … kaum zu glauben.

Morgengedanken 27.2.2018 zum Nachhören:

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Meine Tochter geht in die dritte Volksschulklasse. In diesem Alter beginnen Kinder verstärkt Fragen zu stellen, die sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Wie war das früher? Was hast Du in der Schule gelernt? Und wie hat das Leben funktioniert, als es noch kein Handy und kein Internet gab? Für heutige Volksschulkinder liegt diese Zeit so weit zurück wie damals für mich, als ich in dem Alter war, der zweite Weltkrieg. Graue Vorzeit eben.

Roland Werneck
ist evangelisch-lutherischer Pfarrer in Wels, Oberösterreich

Selbstständig durchs Leben

Als die Volksschule meiner Tochter vergangenes Jahr das 50. Jubiläum feierte, durften die Kinder einen Zeitzeugen befragen, der in den 60er Jahren die Schule besuchte. Er konnte Auskunft geben darüber, wie die Kinder früher zur Schule kamen, wie sie ihre Hausaufgaben erledigten, und ob die Lehrerinnen streng waren. Die Kinder hörten den Erzählungen von früher sehr aufmerksam zu. Sie spürten: Das, wovon hier die Rede ist, hat auch etwas mit uns zu tun. Das sind unsere Wurzeln.

Johann Wolfgang von Goethe soll einmal gesagt haben, dass Kinder von den Eltern zwei Dinge mitbekommen sollen: Wurzeln und Flügel. Wenn unsere Kinder einmal fliegen können sollen, also selbstständig durchs Leben gehen, dann ist es wichtig, dass sie ihre Wurzeln gut kennen.