Bibelessay zu 1 Petr 1, 13 - 21

Der 1. Petrusbrief ist ein Brief der Hoffnung. Adressiert ist dieses Schreiben an christliche Gemeinden im Gebiet der heutigen Türkei. Es sind junge Gemeinden, die in einer vom griechischen Vielgötterglauben geprägten Welt entstanden sind. Und offensichtlich leiden diese Gemeinden unter Anfechtungen und Verfolgung.

Gründe dafür gab es wohl mehrere: Die ersten Christen wurden landläufig mit den Juden in Verbindung gebracht. Antisemitismus war auch in der Antike verbreitet. Dazu kamen Gerüchte, Christen wären Menschenesser: sie würden bei ihren Abendmahlsfeiern „jemandes Leib essen“ und „jemandes Blut trinken“. Vorurteile wie diese führten dazu, dass Christinnen und Christen immer wieder als Sündenbock herhalten mussten.

Stefan Schröckenfuchs
ist Superintendent der evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich

Kinder Gottes

Petrus ermahnt seine Leser zunächst, einen kühlen Kopf zu behalten und sich auf die Grundlage ihres Glaubens zu besinnen: „Darum umgürtet eure Lenden und stärkt euren Verstand, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die ihr in Jesus kennengelernt habt.“

Ihr seid „Kinder Gottes“, fährt er fort. Und als solche sollt ihr eurem himmlischen Vater entsprechen: wie Gott heilig ist, sollt auch ihr heilig sein. Heilig, das heißt vom Wortsinn her auch: anders, unterscheidbar. Ihr sollt euch ja von anderen unterscheiden: indem ihr Gott fürchtet, indem ihr die Wahrheit liebt, und indem ihr euch in Nächstenliebe übt.

Lebenskunst
Sonntag, 4.3.2018, 7.05 Uhr, Ö1

So zu leben hat freilich auch seinen Preis: Denn wer sich von anderen unterscheidet wird rasch zum Fremdkörper und erlebt sich als Fremdling. Darum erinnert Petrus daran, dass auch das befreiende Handeln Gottes seinen Preis hatte. „Ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid (…), sondern mit dem teuren Blut Christi…“ Jesus hat für euch nicht nur ein bisschen etwas aufs Spiel gesetzt. Er hat den höchsten Einsatz gegeben, den ein Mensch geben kann: sein eigenes Leben. Dieser Tod ist nicht einfach ein bedauernswerter Zwischenfall in der göttlichen Heilsgeschichte - sondern im Gegenteil, er ist der Höhepunkt der Geschichte Gottes mit den Menschen.

Ein klares „Ja“

Wenn ich heute diese Worte lese, so sind sie mir in einem ersten Moment eher fremd. Ich verwende für meinen Glauben in der Regel eine andere Sprache. Und ich sehe mich heute auch mit anderen Herausforderungen konfrontiert. Was mich aber bewegt ist die Leidenschaft, mit der Petrus um das Vertrauen seiner Leserinnen und Leser wirbt: gebt euren Glauben nicht leichtfertig preis.

Christ zu sein ist auch heute nicht immer bequem. Dass man manchmal aneckt gehört zum Glauben dazu. Denn als Christ kann ich z.B. nicht einfach schweigen, wenn Unrecht geschieht: wo man Armen und Schwachen die Solidarität verweigert und die Rechte von Minderheiten mit Füßen tritt, da braucht es ein „Christliches Nein“. Selbst wenn ich mir damit den Zorn derer zuziehe, denen dieses Nein nicht gefällt.

„Gib deinen Glauben angesichts von Widerständen nicht einfach preis.“ Diese Worte gelten auch mir heute. So, wie die damit verbundene Zusage: Als Christ bin ich auch in schweren Zeiten nicht allein. Es gibt einen Gott, der ein klares „Ja“ zu mir sagt. Weil ich diesem Gott teuer bin, will ich ihm gerne vertraue.