Erinnerungen

Wem wäre das nicht schon einmal passiert: Wenn man an Vergangenes zurückdenkt, dann sehen die Dinge ganz anders aus, als sie tatsächlich waren. Erinnerungen können trügerisch sein…

Morgengedanken 17.3.2018 zum Nachhören:

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Das jüngste Buch des Schriftstellers Paulus Hochgatterer heißt: „Als mein Großvater ein Held war“. Darin erzählt der Autor Geschichten vom Ende des Zweiten Weltkriegs im niederösterreichischen Mostviertel. Geschichten voller Gewalt und Unterdrückung, in denen Nazischergen ebenso die Täter sind wie eine verhetzte Menschenmenge.

Veronika Prüller-Jagenteufel
ist Leiterin des Pastoralamts der Erzdiözese Wien

Mut üben

Paulus Hochgatterer erzählt die Ereignisse zweimal; in der zweiten Version siegt nicht die Gewalt, sondern die Menschlichkeit: Weil jemand den Mut hatte, aufzustehen für Anstand und Barmherzigkeit, weil jemand den Mut hatte, sich der Gewalt zu verweigern und ihr entgegenzustellen. Welche Version der Wirklichkeit entspricht, bleibt offen. Deutlich wird für mich dabei, wie gerne wir alle hätten, dass die Unsren doch Helden gewesen wären, in dieser Nazizeit, die in Österreich vor 80 Jahren für sieben lange Jahre begann. Gern hätten wir mehr Heldentaten zu erzählen und weniger Geschichten, in denen Menschen aus falscher Überzeugung oder aus Angst das Unrechtsregime unterstützt und Gewalt zugelassen haben.

Die zweiten Versionen des Paulus Hochgatterer klingen wie Wundergeschichten. Kleine Wunder der Menschlichkeit sind immer möglich und auch heute nötig. Den großen Mut, den man in Ausnahmesituationen braucht, haben wir wohl nur, wenn wir ihn täglich im Kleinen üben.

Buchhinweis:

Paulus Hochgatterer, „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“, Verlag Hanser