Werbeträger wider Willen
Gedanken für den Tag 3.4.2018 zum Nachhören:
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In einem der diesjährigen Werbespots war die Stimme eines Mannes zu hören, der an sich weder mit American Football noch mit Reklame viel am Hut hatte: jene von Martin Luther King. Ein italienisch-amerikanischer Autokonzern warb für seinen monströsen, spritfressenden Pick-up Truck, eine Art Kleintransporter mit offener Ladefläche, indem er seinen Werbefilm mit der Originalaufnahme einer Predigt Kings unterlegte. Diese hatte King auf den Tag genau 50 Jahre früher in der Ebenezer Baptist Church in Atlanta gehalten. Sie war mit „Drum Major Instinct“ betitelt, was frei übersetzt so viel heißt wie „übermäßiges Geltungs- und Machtstreben“.
Kurt Remele
ist Professor für Ethik und christliche Gesellschaftslehre an der Universität Graz. Derzeit ist er Gastwissenschaftler an der Universität Oxford.
Kapitalismus- und Konsumkritiker
Im Werbespot weist King darauf hin, dass Jesus Christus uns einen neuen Maßstab für Geltung und Größe gegeben habe: „Wenn du anerkannt werden willst - wunderbar. Wenn du groß sein willst - wunderbar. Aber mach dir klar: Wer unter euch der Größte sein will, sei euer Diener.“ Am Ende des Spots wird der Slogan „Built to Serve“, „Gebaut, um zu dienen“ eingeblendet und auf den angepriesenen Pick-up Truck bezogen.
Spätestens hier wird klar, wie rücksichtslos Kings Rede in dem Werbespot zur Vermarktung eines Fahrzeuges instrumentalisiert und entstellt wurde. Besonders perfide ist dies, weil King als Kapitalismus- und Konsumkritiker in derselben Predigt eindringlich davor warnte, sich von Werbefachleuten zum Kauf eines bestimmten Autos verführen zu lassen.
Weiße Unternehmer und Manager haben Martin Luther King zu seinen Lebzeiten meist verachtet und bekämpft. 50 Jahre nach seinem Tod haben sie ihn zu ihrem Werbeträger degradiert.
Musik:
Bakermat: „Vandaag (One day)“ von Lodewijk Fluttert und Martin Luther King jr
Label: Sony Music 88843033292