Fast ein normaler Mensch

Im Sommer des Jahres 2009 wurde in London ein Theaterstück der jungen US-amerikanischen Autorin Katori Hall uraufgeführt. Es hieß „The Mountaintop“, „Der Gipfel des Berges“. Es geht in dem Stück nicht um Klettertouren, sondern um den afroamerikanischen Baptistenpastor Dr. Martin Luther King.

Gedanken für den Tag 4.4.2018 zum Nachhören:

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Am Abend des 3. April 1968 hielt King in Memphis, Tennessee, vor 2000 Menschen eine seiner eindrucksvollsten Reden. In Anspielung auf Moses, der kurz vor seinem Tod von einem Berggipfel aus das Land der Verheißung erblickte, erklärte King über sich selbst: „Ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen. ... Ich habe das Gelobte Land gesehen. Vielleicht gelange ich nicht dorthin mit euch. Aber ihr sollt heute Abend wissen, dass wir, als ein Volk, in das Gelobte Land gelangen werden.“

Kurt Remele
ist Professor für Ethik und christliche Gesellschaftslehre an der Universität Graz. Derzeit ist er Gastwissenschaftler an der Universität Oxford.

Ein Engel für den letzten Lebensweg

Kings Ängste und Todesahnungen spielen in Halls Theaterstück eine zentrale Rolle. In ihrer fiktiven Darstellung der letzten Nacht vor seinem Tod zeigt sie den Bürgerrechtler ganz ohne Heiligenschein. King ist müde und mürrisch. Seine Füße stinken, und seine Socken haben Löcher. Eine hübsche junge Angestellte des Motels namens Camae bringt ihm Kaffee. Die beiden debattieren und flirten miteinander. Camae parodiert den großen Redner. King will von ihr wissen, ob er mit oder ohne Schnurrbart vorteilhafter aussieht. Nach und nach wird klar, dass Camae gar keine Bedienstete des Motels ist, sondern ein Engel, der King auf seinem letzten Lebensweg begleitet.

Am 4. April 1968 um 18:01 Uhr wurde Martin Luther King im Alter von 39 Jahren durch einen Gewehrschuss ermordet, als er auf dem Balkon des Lorraine Motels stand. Zwei Monate später wurde der mutmaßliche Täter, ein gewisser James Earl Ray, verhaftet. Bis heute ist ungeklärt, ob Ray allein gehandelt oder an einer Verschwörung mitgewirkt hat.

Musik:

Aretha Franklin: „I dreamed a dream“ aus dem Musical „Les Miserables“ von Claude Michel Schönberg und Alain Boublil. Bearbeitet von Herbert Kretzmer und Jean Claude Lucchetti
Label: Hip-O Records/BMG HIP 40101