Ehemann und Vater

Die ersten fünf Monate des Jahres 2003 verbrachte ich in Washington, DC. In dieser Zeit hielt ich mich oft und lange in Bibliotheken und Buchhandlungen auf.

Gedanken für den Tag 6.4.2018 zum Nachhören:

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In meinem Lieblingsbuchladen, einem inzwischen aufgelassenen Barnes and Noble Bookstore im Zentrum der amerikanischen Hauptstadt, begegnete ich Dexter Scott King, dem dritten Kind Martin Luther Kings. Der damals 42-Jährige stellte dort seine gerade erschienene Autobiografie „Growing Up King“ vor. Nach der Lesung signierte er sein Buch. Ein vom Buchladen ausgegebener Nummernzettel, der noch in meinem Exemplar von „Growing Up King“ liegt, erinnert mich daran, dass mein damals 15-jähriger Sohn Elias und ich Platz 125 in der Warteschlange einnahmen.

Kurt Remele
ist Professor für Ethik und christliche Gesellschaftslehre an der Universität Graz. Derzeit ist er Gastwissenschaftler an der Universität Oxford.

Sprung vom Kühlschrank

In seinem Buch schildert Dexter Scott King, wie sein Vater zu Hause beim Frühstück manchmal einen weinroten Morgenmantel aus Satin trug. „Immer wenn er diesen Mantel anhatte, war ich glücklich“, schreibt King, „weil es bedeutete, dass er für einige Zeit nirgendwo anders hin ging.“ Kehrte ihr Vater von einer Reise nach Hause zurück, versteckten sich alle vier Kinder vor ihm. Nachdem er sie gefunden hatte, durfte ein Kind nach dem anderen vom Kühlschrank herunter in Vaters Arme springen und wurde von ihm geküsst.

Geküsst und geliebt hat Martin Luther King auch seine Frau, Coretta Scott King. Es stimmt jedoch auch, dass sie seine langen Abwesenheiten bedrückten und seine außerehelichen Affären verletzten. Nach dem Tod ihres Mannes führte Mrs. King seinen Kampf gegen den Rassismus fort, sie trat zudem für die Rechte von Frauen und Homosexuellen ein. Dexter Scott King berichtet in seinem Buch, dass sich seine Mutter viele Jahre lang streng vegetarisch ernährte. Der Tierschutzorganisation PETA zufolge sind beide, Coretta und Dexter King, später sogar zu Veganern geworden.

Musik:

Shari Belafonte: „No woman no cry“ von Vincent Ford
Label: Metronome 8416082