Johannes

Männerfreundschaften – so heißt es – sind etwas ganz Besonderes. Auch in der Bibel findet sich eine Männerfreundschaft...

Morgengedanken 19.4.2018 zum Nachhören:

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Wenn man von großen Freundschaften in der Literatur spricht, erst recht von Freundschaften im Buch der Bücher, der Bibel, dann leuchtet einem die Gestalt des Lieblingsjüngers Jesu, des späteren Evangelisten und Apokalypseschreibers Johannes sofort entgegen.

Hans-Peter Premur

ist römisch-katholischer Pfarrer in Krumpendorf am Wörthersee und Hochschulseelsorger in Klagenfurt

Schlüsselfigur der Mystik

Er lehnt sich beim Letzten Abendmahl an die Brust des Herrn und hat die besten Beziehungen von allen anderen zum großen Helden und Messias. Auch nach der Auferstehung ist er es, der den österlichen Jesus immer wieder als einziger der Apostel wirklich erkennt. Petrus und die anderen scheinen verwirrt und geblendet. Doch Johannes ist ein so guter Freund, dass er ihn sogar durch Tod und Auferstehung hindurch sofort als denselben erkennt: „Es ist der Herr!“, ruft er in die Verwirrung hinein und die anderen können erst daraufhin reagieren und sich orientieren. Manchmal verwundert es, dass Jesus seinen Lieblingsjünger und Freund nicht mit den Aufgaben bedacht hat, die er dem Petrus übertragen hat. Doch Jesus kennt scheinbar keine institutionelle Freunderlwirtschaft, er hat für Johannes eine andere Idee, die fast geheim ist.

Durch die Jahrhunderte hindurch haben Männer und Frauen, die sich auf das Abenteuer der Mystik eingelassen haben, deshalb in diesem Lieblingsjünger Johannes eine Schlüsselfigur gesehen, um eine spirituelle Freundschaft mit Jesus aufbauen zu können. Gibt es in unserem oft hektischen Leben heute noch Momente, wo wir nach dem Vorbild der Mystiker uns auf die Suche nach dem Pulsschlag oder den Herztönen Jesu machen, wie Johannes beim Letzten Abendmahl?