Libanon: Christen sollen Brücken bauen

Der maronitische Patriarch Bechara Rai warnt vor einer politischen Parteinahme von libanesischen Christen im innermuslimischen Konflikt.

Maronitische Patriarch Bechara Rai

Foto: EPA/WAEL HAMZEH

Bechara Rai wurde im März 2011 Patriarch von Antiochien

Den Christen müsse es gelingen, eine Brückenfunktion zwischen sunnitischen und schiitischen Kräften einzunehmen, statt Partei zu ergreifen, sagte Rai am Mittwoch in Diman im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA.

Der maronitische Patriarch wies darauf hin, dass weitaus mehr Muslime als Christen das Land aus wirtschaftlichen Gründen verließen. Allerdings riskiere der Libanon besonders durch die Abwanderung von Christen seine Identität als modernes und offenes Land zu verlieren.

„Christlich-Arabischer Frühling“

„Gewisse Rückschritte in kultureller, sozialer und politischer Hinsicht“ seien bereits feststellbar, so Rai. Noch spielten die Christen eine wichtige Rolle im Libanon und seien zahlenmäßig wie durch ihre Institutionen gut vertreten. Laut Rai erwarten die Muslime auch von den Christen, dass dieses eine Vermittlerrolle einnehmen.

Rai äußerte die Hoffnung, der bevorstehende Libanon-Besuch Papst Benedikts XVI. im September werde ein Zeichen für den Frieden in der Region setzen. Der gesamte Nahe Osten durchlebe „derzeit viele schwierige Momente“, sagte Rai. „Das Kommen des Papstes wird Antrieb sein für einen christlich-arabischen Frühling: nicht mit Waffen oder Terrorismus, sondern mit dem Evangelium Christi“.

Maroniten fester Bestandteil der libanesischen Politik

Nach Angaben des Vatikan gibt es weltweit rund 3,1 Millionen Maroniten. Im Libanon sind sie mit mehr als einer Million Mitgliedern die größte christliche Gemeinschaft. Schätzungen zufolge machen sie zwischen 25 und 40 Prozent der Bevölkerung aus und stellen seit der Unabhängigkeit 1943 den Staatspräsidenten. Durch die ungebrochene Verquickung von Religion und Politik ist das Amt des Patriarchen der Maroniten auch ein politisches Amt. Seit dem 15. Jahrhundert ist die maronitische Kirche eine mit Rom unierte Ostkirche.

(KAP)