Indien: „Unberührbare“ protestieren für ihre Rechte

Mehr als 5.000 Christen haben am Mittwoch mit einem Sitzstreik nahe dem Parlament in Neu Delhi gegen die Diskriminierung christlicher Dalits protestiert. An dem Protest nahmen auch Bischöfe der katholischen Kirche Indiens teil.

Weder die Verfassung noch Gerichte schützten die Grundrechte christlicher Angehöriger der Kaste der „Unberührbaren“, sagte Erzbischof Malayappan Chinnappa aus dem südindischen Chennai, der selbst Dalit ist. Einige Redner forderten die christlichen Dalits dazu auf, die Parlamentswahlen im Jahr 2014 zu boykottieren.

Besonders enttäuscht zeigten sich die Protestierenden von der indischen Kongresspartei, die seit 2004 wieder den Premierminister stellt und von den Christen bisher favorisiert wurde. An dem sechsstündigen Sitzstreik und einem vorausgehenden Protestmarsch nahmen gemeinsam mit Kirchenvorständen unterschiedlicher Konfessionen auch Parlamentarier teil.

Christen und Muslime ohne Sonderrechte

Bereits seit Jahren versuchen christliche Dalits mit Protesten gegen ihre Benachteiligung in der indischen Gesetzgebung vorzugehen. 1950 führte Indien für Mitglieder der niedrigsten Kaste eine 15-Prozent-Quote in Schulen und Einrichtungen des öffentlichen Dienstes ein.

Nachgestellte Kreuzigung bei einem Protest von Dalits in Indien

Reuters/Sunil Malhotra

Christliche Dalits fühlen sich vom indischen Staat im Stich gelassen

Gültig waren diese Maßnahmen zur Förderung der „Unberührbaren“ anfänglich nur für Hindu-Dalits. 1956 wurden Sikh-Dalits und 1990 buddhistische Angehörige dieser Kaste in die Quotenregelung aufgenommen. Dalits, die sich zum Christentum oder zum Islam bekennen, sind von den Begünstigungen jedoch nach wie vor ausgeschlossen.

Leben in extremer Armut

Dalits, die zum Christentum oder Islam konvertieren, werden vom indischen Staat offiziell nicht mehr als Mitglieder der Kaste der „Unberührbaren“ angesehen. Innerhalb der Gesellschaft verlieren sie diesen Status jedoch sehr oft nicht und sind weiterhin Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt, wie ein Bericht der NGO „Human Rights Watch“ ausführt. Christliche Dalits seien dadurch oft noch stärker von extremer Armut betroffen als nichtchristliche Kastenmitglieder.

Eine Diskriminierungsklage beim Obersten Gerichtshof sei seit 2004 anhängig, sagte Franklin Caesar, einer der Koordinatoren des Protestes. Er sprach gegenüber der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA von einer „Verzögerungstaktik der Regierung“. Wenn diese andauere, müssten Christen zu härteren Mitteln des Protestes greifen. Der Priester Devasagaya Raj, Sekretär der Dalit-Kommission der Indischen Bischofskonferenz, sagte: „Jesus wurde nur einmal gekreuzigt, aber christliche Dalits jeden Tag.“

(Red./KAP)

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