Evangelische Kritik an katholischer Kirche

Scharfe Kritik am katholischen Kirchenverständnis übte der evangelische Theologe Friedrich W. Graf bei den Salzburger Hochschulwochen.

Die katholische Kirche leide unter einem „Phantasma der All-Zuständigkeit“, so Graf. Auch wenn die Kirche an der plural gewordenen Moderne leide: die Idee einer Kirche als „Avantgarde-Modell einer moralischen Idealgemeinschaft“, wie sie Papst Benedikt XVI. laut Graf vorschwebe, trage heute nicht mehr. Notwendig sei vielmehr eine Rückbesinnung: „Kirchen neigen oft dazu, sich zu allem und jedem zu äußern.“ Dabei sei weniger oft mehr: „Wer ständig redet, betreibt lediglich seine eigene Entwertung.“

Bezug auf soziale Umwelt fehlt

Ein Beispiel für ein der Moderne nicht entsprechendes Welt- und Kirchenverständnis sei etwa die „Freiburger Rede“ Papst Benedikts XVI. Darin hatte der Papst zu einer „Entweltlichung“ aufgerufen und damit eine kontroverse Diskussion losgetreten.

Prtrait des Theologen Friedrich Wilhelm Graf

Salzburger Hochschulwochen

Theologe Friedrich W. Graf

Graf dazu: „Entweltlichung kann von Benedikt XVI. nur gefordert werden, weil er sich um die Welt nicht kümmert. Jeglicher Bezug auf die soziale Umwelt fehlt in seiner Ekklesiologie. Doch Theologie kann die moderne Gesellschaft nur mit Hilfe der Sozialwissenschaften wahrnehmen.“ Graf wirft der katholischen Kirche vor, den Sozialwissenschaften mit Skepsis gegenüber zu stehen.

Die Salzburger Hochschulwochen stellen ein Forum für Theologie und Wissenschaft dar, in dem grundsätzliche und aktuelle Fragestellungen der Gegenwart aufgegriffen werden sollen - mehr dazu in: Kothgasser eröffnet Salzburger Hochschulwochen. Das Motto heuer lautet: „verantworten“. Die Salzburger Hochschulwochen dauern noch bis 12. August, in ihrem Rahmen wird auch der „Theologische Preis“ vergeben - dieses Jahr an den amerikanischen Religionssoziologen Jose Casanova.

(KAP)

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