Papst vor Nahost-Reise: „Respekt ist Weg zu Frieden“

Zwei Tage vor seiner Reise in den Libanon hat Papst Benedikt XVI. zu Frieden und Versöhnung im Nahen Osten aufgerufen. Die Christen in der Region bat er nachdrücklich, trotz aller Schwierigkeiten und Konflikte zu bleiben.

Sie sollten aktiv für Frieden und Versöhnung eintreten und den Dialog zwischen den Religionen und den Kulturen fördern, sagte der Papst am Mittwoch in Rom. Er freue sich auf das Zusammentreffen mit Katholiken diverser Riten, Christen anderer Kirchen, Muslimen und Drusen, sagte der Papst am Mittwoch bei der Generalaudienz im Vatikan. Dieser „Reichtum“ an verschiedenen Gruppen in der libanesischen Gesellschaft könne nur weiterbestehen, wenn man ständig in Frieden und Versöhnung lebe. Dafür brauche es gegenseitigen Respekt, so der Papst.

In seinem auf Französisch gehaltenem Appell äußerte Benedikt XVI. seinen Dank und seine Freude über die Existenz von Christen im Nahen Osten. Er rief dazu auf, mit diesen Gläubigen solidarisch zu sein. Die Geschichte der Region zeige die „wichtige und oft entscheidende Rolle“ der christlichen Gemeinschaften für den interreligiösen und interkulturellen Dialog. Er sprach seinen Dank für all die Personen und Institutionen aus, die Christen unterstützten.

Generalaudienz im Vatikan

EPA/ANSA/Claudio Peri

Generalaudienz in der Paul-VI.-Halle im Vatikan

Ursprünglich auch Syrien-Reise geplant

Die Christen der Region selbst rief Benedikt XVI. auf, Friedensstifter und Akteure der Versöhnung zu sein. „Bitten wir Gott darum, dieser Weltregion den ersehnten Frieden im Respekt der gegenseitigen Unterschiede zu gewähren“, so der Papst. Vor mehreren Tausend Gläubigen in der vatikanischen Audienzhalle bat er um Gebet für seine Reise, damit sie den Christen Mut gebe und die Brüderlichkeit in der Region fördere.

Die 24. Auslandsreise von Benedikt XVI. sollte ursprünglich auch nach Syrien gehen. Diesen Plan mussten die Organisatoren fallen lassen. Der Besuch im Libanon stand für den Papst jedoch nie in Frage, auch wenn Gewalt aus dem Nachbarland vereinzelt herüberschwappte. Für die Sicherheit des Papstes in und um Beirut sei gesorgt, heißt es im Vatikan. Außergewöhnliche Vorkehrungen gebe es nicht - mehr dazu in Papstreise in den Libanon „stand nie infrage“ (religion.ORF.at; 11.9.2012).

Papamobil im Dauereinsatz

Sein Papamobil will Benedikt XVI. sogar mehrmals benutzen. Am Sonntag werden voraussichtlich Zigtausende Christen und Muslime den Papst auf den 20 Kilometern entlang der Küste nach Beirut begrüßen. Zur Messe werden mehrere Hunderttausend Menschen erwartet.

Insbesondere erwartet man vom Papst im Libanon Impulse für mehr Frieden in Nahost und zu einer Lösung der verschiedenen Konflikte. Benedikt XVI. reise nicht als politischer Staatschef, sondern als Kirchenoberhaupt, betonte Vatikansprecher Federico Lombardi am Dienstag. Er greife nicht in die aktuelle Parteienpolitik ein. Aber indem er die Katholiken auf die christliche Botschaft der Gottes und Nächstenliebe verpflichte und die Gläubigen anderen Religionen zu Dialog, Respekt, Toleranz und Gerechtigkeit anhalte, leiste er einen direkten Beitrag zu Aussöhnung und Frieden in der Welt.

„Dialog des Lebens“ mit Muslimen und Juden

Die Reise des Papstes gilt dabei dem gesamten Nahen Osten und seinen Christen. Die Nahost-Bischofssynode vor zwei Jahren in Rom hatte die mitunter dramatische Lage der Christen sorgfältig analysiert. An erster Stelle sei eine Stärkung der christlichen Identität gefragt, so die Synode von Oktober 2010. Neben dieser innerkirchlichen Erneuerung seien mehr Ökumene und ein intensiverer „Dialog des Lebens“ mit Muslimen und Juden unverzichtbar. Ursache für den Exodus der Christen aus der Region seien vor allem die politischen und sozialen Spannungen.

Im israelisch-palästinensischen Konflikt, aber auch im Irak und jetzt in Syrien geraten die Christen zwischen die Fronten. Aber auch fundamentalistische Strömungen im Islam sind eine Bedrohung für Christen. Man kann davon ausgehen, dass der Papst im nachsynodalen Dokument, das er am Freitagabend in Harissa bei Beirut unterzeichnet, volle Religionsfreiheit für Christen fordern wird. Neben Maßnahmen gegen den Exodus muss die Kirche zudem überlegen, wie sie die Situation der bereits in Europa und Amerika bestehenden Nahostchristen-Gemeinden verbessert.

KAP/APA/dpa/religion.ORF.at

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