Vatikan: Nein zu Anti-Islam-Film und Gewalt

Sowohl gegen den islamfeindlichen Film als auch gegen die Gewalt, die er ausgelöst hat, wenden sich Vatikan wie Muslime.

Angesichts der gewaltsamen Proteste in Libyen und Ägypten nach einem Mohammed-Film, bei denen am Mittwoch vier Menschen ums Leben kamen, hat sich der Vatikan gegen eine Verunglimpfung von religiösen Texten, Symbolen und wichtigen Personen gewandt. Tiefer Respekt für den Glauben verschiedener Religionen sei eine wesentliche Vorbedingung für ein friedliches Zusammenleben der Völker, heißt es in einer Erklärung von Vatikansprecher Federico Lombardi vom Mittwoch. Gleichzeitig verurteilte er die Gewalt als „inakzeptabel“.

„Die schweren Konsequenzen von ungerechtfertigten Beleidigungen und Provokationen gegen die Gefühle muslimischer Gläubiger sind in diesen Tagen wieder einmal zu sehen“, schrieb Lombardi. Sie entfachten Reaktionen mit manchmal „tragischen Ergebnissen“, die wiederum Spannungen und Hass nährten und unakzeptable Gewalt entfesselten.

Der Papst werde am Wochenende im Libanon zu Dialog und Respekt für alle Gläubigen der verschiedenen Religionen aufrufen, so der Vatikan-Sprecher. Diese Botschaft zeige den Weg, den alle gehen müssten, um ein Zusammenleben der Religionen und Völker zu ermöglichen.

„IGGiÖ: Keine Rechtfertigung für kriminelle Akte“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) distanzierte sich von den gewaltsamen Protesten gegen den islamfeindlichen Film „Innocence of Muslims“ („Unschuld der Muslime“). Zwar würden in dem Film die religiösen Lehren, des Islam herabgewürdigt und solche „Provokationen und Beleidigungen“ seien „abzulehnen“. „Dennoch sind sie keine Rechtfertigung für derartige kriminelle Akte“, heißt es in einer auf der IGGiÖ-Website veröffentlichten Erklärung.

„Es gibt keine Rechtfertigung für solche Taten, und die sie verüben, sind als Kriminelle zu sehen“, schreibt die Islamische Glaubensgemeinschaft mit Blick auf den „grausamen Anschlag“ auf das US-Konsulat in Bengasi weiter. Bei dem Anschlag waren der US-Botschafter in Libyen und drei weitere Personen ums Leben gekommen. „Derartige Bluttaten sind durch den Islam in keiner Weise zu rechtfertigen.“

Muslimbrüder verurteilen Angriff auf US-Botschaft

Auch Ägyptens Muslimbruderschaft verurteilte am Mittwoch den tödlichen Angriff auf die US-Botschaft in Libyen. Wer gegen einen in Ausschnitten im Internet veröffentlichten, provozierenden Film über den Islam auf die Straße gehe, solle seinen Ärger friedlich zum Ausdruck bringen, mahnte die Organisation im Kurznachrichtendienst Twitter an.

Proteste vor der US-Botschaft in Tunis

EPA/Str

Wütende Proteste vor der US-Botschaft in der tunesischen Hauptstadt Tunis

Österreichische Muslime verurteilten die Angriffe ebenfalls. So sprach Amer al-Bayati a Mittwoch von der Initiative Liberaler Muslime von einem „Terrorakt“. Er forderte einen Dialog zwischen den Religionen und die Einhaltung demokratischer Grundsätze wie die Akzeptanz anderer Meinungen.

Mohammed verunglimpft

Hintergrund der Proteste war die Veröffentlichung des Amateurfilms im Internet - mehr dazu in Islamfeindlicher Film: Angst vor Anschlägen. Produziert wurde der zweistündige Streifen, in dem der Religionsstifter Mohammed als Frauenheld, Kinderschänder und Mörder dargestellt wird, von dem angeblich israelischstämmigen US-Bürger Sam Bacile. Der 52-jährige Immobiliengeschäftsmann hatte den Film durch Spenden finanziert und vergangenes Jahr in Kalifornien gedreht, wie er dem „Wall Street Journal“ berichtete.

Fälschlicherweise hatte es zunächst geheißen, koptische Christen aus Ägypten in den USA hätten den Film produziert. US-Medienberichten zufolge wurde hingegen nur der Trailer von einem als islamfeindlich bekannten Kopten in den USA auf seiner Website veröffentlicht. Dort wurde der Trailer dann von einer ägyptischen TV-Station entdeckt, die ihn in der Vorwoche als Skandal thematisierte.

Gewalt geht weiter

Bei dem Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi starben der US-Botschafter in Libyen, Christopher Stevens, sowie drei weitere Diplomaten. Gewalttätige Demonstranten versuchten am Donnerstag, die US-Botschaft im Jemen zu stürmen. Lokale Medien berichteten, es habe Verletzte gegeben, als die Wachleute die Protestierenden zurückdrängten.

Auch vor der US-Botschaft in Kairo gab es Proteste. US-Präsident Barack Obama bestätigte entsprechende Angaben der libyschen Regierung und verurteilte den Angriff aufs Schärfste. Weiters erklärte er, die USA lehnten alle „Versuche zur Verunglimpfung religiöser Glaubensvorstellungen ab“. Dennoch „müssen wir uns alle eindeutig gegen die Art sinnloser Gewalt wenden, die das Leben dieser Staatsdiener genommen hat“.

Augenzeugen berichteten, die Angreifer in Bengasi hätten auch selbst gebaute Bomben verwendet. Das Konsulat sei geplündert und in Brand gesteckt worden. Aus Sicherheitskreisen hieß es, der Botschafter sei infolge des Brands an Kohlenmonoxid erstickt. Die zum Schutz des Gebäudes abgeordneten Wachen seien geflohen. Nach Angaben aus Regierungskreisen kamen das Kabinett und der Präsident des Libyschen Generalkongresses zu Beratungen zusammen.

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