Papst im Libanon: „Möchte Pilger des Friedens sein“

Papst Benedikt XVI. hat zu Beginn seiner Libanon-Reise am Freitag in Beirut seinen Wunsch ausgedrückt, „Pilger des Friedens, Freund Gottes und Freund der Menschen“ zu sein.

Seine Freundschaft gelte allen Bewohnern „aller Länder der Region, welcher Herkunft und welchen Glaubens auch immer sie sind“. Der Papst traf Freitagmittag auf dem internationalen Flughafen der libanesischen Hauptstadt ein, wo er vom christlichen Staatspräsidenten des multireligiösen, jedoch mehrheitlich muslimischen Landes, Michel Suleiman, begrüßt wurde.

Papst Benedikt XVI. und Libanons Präsident Michel Suleiman

Reuters/Mohamed Azakir

Papst Benedikt XVI. und Libanons Präsident Michel Suleiman beim Empfang auf dem Flughafen in Beirut

An dem Empfang nahmen nicht nur die katholischen, sondern auch die orthodoxen Patriarchen, Metropoliten und Bischöfe des Landes teil. Die Veröffentlichung des Abschlussdokuments der Nahost-Bischofssynode von 2010 und die Übergabe an die rund 300 Bischöfe ist offizieller Anlass der 24. Auslandsreise von Benedikt XVI.

Glocken und Salutschüsse

Zur Begrüßung läuteten in Beirut die Kirchenglocken, es wurden Salutschüsse abgegeben. Etwa hundert Gläubige hießen Benedikt XVI. willkommen. „Freude für den Libanon, der Papst ist angekommen“, war auf einem Transparent zu lesen. Staatspräsident Suleiman erinnerte den Papst in seiner Begrüßung daran, dass der Libanon jenes Land sei, in dem „Jesus sein erstes Wunder vollbrachte“. Suleiman, ein maronitischer Christ, bezog sich dabei auf die im Johannesevangelium geschilderte Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit von Kanaa. Eine lokale Überlieferung bezieht die biblische Ortsangabe „Kanaa in Galiläa“ auf das Dorf Kana al-Dschalil nahe der südlibanesischen Küstenstadt Tyrus.

Suleiman wies in seiner Rede eindringlich auf die Situation palästinensischer Flüchtlinge hin. Weiter betonte er, Christen seien „in diesem Land und der ganzen Region seit Jahrhunderten verwurzelt“. Sie stünden für eine „Botschaft des Zusammenlebens“, so der Präsident.

Bei der Begrüßungszeremonie waren auch Libanons Ministerpräsident Nadschib Mikati, Parlamentspräsident Nabih Berri sowie der maronitische Patriarch Bechara Boutros Rai und Diplomaten anwesend. Der Papst will sich bei seinem Besuch mit Vertretern der sunnitischen und schiitischen sowie der christlichen Gemeinden im Libanon treffen.

„Road Map“ für die kommenden Jahre

Der Papst hob die Bedeutung hervor, die das Dokument und seine Übergabe an die Bischöfe aus vielen Ländern, die extra anreisen, habe. Durch die Bischöfe grüße er alle Christen im Nahen Osten. Das Nachsynodale Apostolische Schreiben, das er übergeben werde, wolle „eine ‚Road Map‘ für die kommenden Jahre“ sein.

Papst Benedikt XVI. hält eine Rede auf dem Beiruter Flughafen

Reuters/fano Rellandini

Der Papst hielt gleich nach seiner Ankunft auf dem Flughafen von Beirut eine Rede.

Benedikt XVI. äußerte sich auch zum zerbrechlichen inneren Frieden im Libanon, wo seit 1943 ein Proporzsystem für die Besetzung der politischen Führungsämter besteht. Das Zusammenleben aller Libanesen solle „dem ganzen Nahen Osten und der restlichen Welt zeigen, dass innerhalb einer Nation die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Kirchen“ sowie zwischen Christen „und ihren Geschwistern anderer Religionen“ bestehen könne.

„Gleichgewicht höchst labil“

„Sie und ich wissen, dass dieses Gleichgewicht, das überall als Beispiel dargestellt wird, höchst labil ist. Gelegentlich droht es zu zerbrechen, da es wie ein Bogen gespannt ist oder einem Druck unterliegt, der allzu oft parteiisch, ja selbstsüchtig ist und der Harmonie und der libanesischen Sanftmut als etwas Fremdes entgegensteht.“ Noch im Flugzeug hatte Benedikt XVI ein Ende der Waffenlieferungen an das benachbarte Syrien gefordert.: „Ohne dies lässt sich der Krieg nicht beenden. Statt Waffen braucht das Land Kreativität und Ideen für den Frieden.“

Notwendig sei es in der Situation, „echte Mäßigung mit großer Weisheit zu üben“, forderte der Papst. Die Vernunft müsse über „einseitige Leidenschaften“ siegen, damit das Gemeinwohl aller gefördert werde könne. Benedikt XVI. erinnerte in diesem Zusammenhang an den dritten König der Israeliten, Salomo den Weisen.

Weisheit als höchste Tugend

„Hat nicht der große König Salomo, der Hiram, den König von Tyrus, kannte, die Weisheit als die höchste Tugend angesehen? Darum hat er Gott inständig gebeten, und Gott hat ihm ein weises und verständiges Herz geschenkt.“ Gott wolle auch heute, dass alle Menschen Geschwister seien.

„Das berühmte libanesische Gleichgewicht, das weiter Realität bleiben will, kann dank des guten Willens und des Engagements aller Libanesen fortdauern. Dann nur wird es den Bewohnern der ganzen Region und der gesamten Welt als Beispiel dienen. Es handelt sich nicht nur um eine menschliche Leistung, es ist vielmehr ein Geschenk Gottes, das inständig erbeten, um jeden Preis bewahrt und entschieden gefestigt werden muss“, hielt der Papst fest.

Papst unterzeichnet Synodendokument

Benedikt XVI. unterzeichnet am Freitagabend in Harissa das broschürenförmige Synodendokument und überreicht es am Sonntag den Kirchenführern aus dem Nahen Osten. Er trifft am Samstag mit der libanesischen Staatsspitze sowie führenden Vertretern der christlichen Kirchen und der Muslime zusammen. Am Sonntag wird das Kirchenoberhaupt einen großen Gottesdienst in der Hauptstadt Beirut feiern, zu dem mehr als 100.000 Menschen erwartet werden. Die Reise findet unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Auch in einem Telegramm an Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano schreibt Benedikt XVI., er sehe in seinem dreitägigen Libanon-Besuch eine „Pilgerreise des Friedens und der Einheit“. Er wolle den Katholiken im Nahen Osten dort ein Dokument überreichen, das ihnen helfe, „Zeugen der Gemeinschaft und Hoffnung“ zu sein, heißt es in dem Schreiben. Es wurde Freitagmfrüh nach dem Abflug aus Italien vom Vatikan veröffentlicht.

Über 5.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Zur Sicherheit des Papstes im Libanon werden mehr als 5.000 Militär- und Sicherheitskräfte im Einsatz sein. Das berichtet die arabischsprachige libanesische Tageszeitung „An-Nahar“ (Freitag-Ausgabe). Während des Besuches gelten in Beirut sowie in der Region um Harissa nördlich der Hauptstadt starke Einschränkungen für den Privatverkehr.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen wegen Papst-Besuchs in Beirut

dapd/Hussein Malla

Strenge Sicherheitsvorkehrungen wegen des Papst-Besuchs in Beirut

Seit Tagen ist ein allgemeines Verbot für das Tragen von Schusswaffen in Kraft, ausgenommen sind nur Sicherheitskräfte. Auch Gleitschirmflüge von den Hängen im Umkreis der Vatikanbotschaft im Norden Beiruts sind untersagt. Die Nuntiatur in Harissa ist das Quartier des Papstes während seines Aufenthalts. Der Luftraum wird verstärkt überwacht.

KAP/APA/dpa/AFP/religion.ORF.at

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