Papst beendet dreitägigen Libanon-Besuch

Zum Abschluss seiner Reise hat Papst Benedikt XVI. vor Hunderttausenden von Gläubigen aus dem Libanon und dem Nahen Osten zu Frieden und Versöhnung in der gesamten Region aufgerufen.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche flog nach seinem dreitägigen Besuch im Libanon am Sonntagabend nach Rom zurück. Vor der Rückreise sagte der Papst, vor allem die Begegnungen mit den muslimischen Gemeinschaften hätten zum Gelingen seiner Reise beigetragen. „Die arabische Welt und die ganze Menschheit werden gesehen haben, wie sich Christen und Muslime vereinen, um den Frieden zu feiern.“

„Für den Frieden arbeiten“

Bei der Sonntagsmesse vor Hunderttausenden Gläubigen aus dem Libanon und dem ganzen Nahen Osten in Beirut hatte der Papst Benedikt dem von Krieg und Konflikten heimgesuchten Nahen Osten „Diener des Friedens und der Versöhnung“ gewünscht und an die Berufung der Christen erinnert, der Gerechtigkeit zu dienen. Jeder solle das auf seine Weise tun, dort, wo er sich gerade befinde.

„In einer Welt, wo die Gewalt ihren Todes- und Vernichtungszug unaufhörlich ausweitet, ist es eine Dringlichkeit, sich für eine brüderliche Gesellschaft, für den Aufbau der Gemeinschaft einzusetzen“, sagte der Kirchenführer in der Messe: „Ich rufe alle dazu auf, für den Frieden zu arbeiten.“

Synodenpapier übergeben

Während der Feier mit 300.000 Gläubigen übergab Benedikt XVI. das Abschlusspapier einer Bischofssynode von 2010 an 300 Bischöfe aus dem Nahen Osten. Am Freitag hatte er es unterzeichnet. Das rund 100 Seiten umfassende Schreiben soll nach dem Willen des Papstes eine Art Roadmap für das Wirken der Nahost-Kirchen in den kommenden Jahren sein. Christen dürften nicht als „Bürger zweiter Klasse“ behandelt werden, schreibt der Papst darin. Nach seinen Worten haben sie das Recht und die Pflicht, am nationalen Leben ihrer Länder teilzunehmen.

Benedikt XVI. verurteilt in dem Dokument jede Form von religiösem Fundamentalismus und Rassismus. Religion und Politik sollen nach seinem Willen nicht verquickt werden.

Papst Benedikt auf der Fahrt in seinem Papamobil zu einer Begegnung mit Jugendlichen.

REUTERS / Stringer

Mit einem großen Gottesdienst beendet Papst Benedikt XVI. am Sonntag seine dreitägige Libanon-Reise. Die Messe findet an der „Waterfront“ von Beirut statt, einem weitläufigen Freigelände am Nordufer der libanesischen Metropole.

Der Papst und die Jugend

Am Samstagabend hatte er vor etwa 16.000 Jugendlichen (einige Presseagenturen sprechen von bis zu 30.000 Jugendlichen) gesagt, Christen und Muslime müssten gemeinsam eine freie und menschliche Zukunft aufbauen. Die jungen Christen und Muslime erwarteten den Papst am Sitz des maronitischen Patriarchats in Bkerke nördlich von Beirut. Benedikt XVI. sprach ihnen in der schwierigen Lage ihrer Region Mut zu. Er rief die jungen Christen im Libanon zum Bleiben auf. Fehlende Sicherheit, Ausgrenzung, das Gefühl der Einsamkeit und andere „Frustrationen“ wie Arbeitslosigkeit dürften nicht dazu führen, den „‚bitteren Honig‘ der Emigration zu kosten“ und die Heimat zu verlassen, sagte der Papst.

Papst Benedikt XVI. trifft jugendliche Christen und Muslime in Beirut.

EPA / WAEL HAMZEH

Am Samstag hat sich Papst Benedekt XVI. mit christlichen und muslimischen Jugendlichen in Beirut getroffen.

Ausdrücklich sprach der Papst auch die muslimischen Jugendlichen an: „Ihr seid zusammen mit euren christlichen Altersgenossen die Zukunft diese wunderbaren Landes und des gesamten Ostens“. Weiters rief der Papst dazu auf, „ein Miteinander aufzubauen“ und einträchtig mit den Christen zusammenzuleben. Dann wandte sich an die anwesenden Jugendlichen aus Syrien. "Ich habe vernommen, dass viele von euch aus Syrien kommen, und möchte euch sagen, wie sehr ich euren Mut bewundere, sagte der Papst.

Christen im Libanon

Knapp 35 Prozent der rund vier Millionen im Inland lebenden Libanesen sind Christen, die meisten von ihnen gehören mit Rom unierten Kirchen an, von denen die maronitische die größte ist. Präsident Michel Sleimane ist der einzige christliche Staatschef in der arabischen Welt.

In gegenseitiger Achtung leben

„Es ist Zeit, dass Muslime und Christen sich vereinen, um der Gewalt und den Kriegen ein Ende zu setzen“, sagte Benedikt. „Der Papst vergisst euch nicht, vergisst Syrien nicht, er nimmt an euren Leiden Anteil“. Muslime und Christen, Islam und Christentum könnten ohne Hass und in gegenseitiger Achtung zusammenleben.

Treffen mit Politikern und Religionsführern

Zuvor hatte der Papst im Präsidentenpalast von Baabda erklärt, wer Frieden wolle, müsse auch das Leben verteidigen. Diese Logik stehe nicht nur gegen Krieg und Terrorismus, sondern gegen jeden Anschlag auf menschliches Leben. Gewalt, ob körperlich oder verbal, sei immer ein Angriff auf die menschliche Würde und müsse verbannt werden. Vor dem Hintergrund der gewaltsamen Protestwelle gegen ein in den USA produziertes islamfeindliches Video verlangte er eine Erziehung zum Frieden und stellte den multikonfessionellen Libanon als ein Vorbild hin. Christen und Muslime lebten seit Jahrhunderten in dem Land, nicht selten gebe es Familien mit Angehörigen beider Religionen. Warum sollte das nicht in der ganzen Gesellschaft möglich sein, fragte der Papst.

Begegnung mit Muslimen

Am Samstag traf Papst Benedikt XVI. muslimische Repräsentanten in Beirut, führenden Vertretern der Sunniten, Schiiten, Alawiten und der Religionsgemeinschaft der Drusen. Nach Auskunft von Vatikansprecher Federico Lombardi herrschte eine „sehr herzlichen Atmosphäre“. Das Oberhaupt der libanesischen Sunniten, Mohammed Rashid Kabbani, habe dem Papst für die vatikanische Stellungnahme zu dem den Islam verunglimpfenden Film aus den USA gedankt, sagte Lombardi nach der Zusammenkunft in Beirut. Darin hatte sich der Vatikan am Mittwoch gegen eine Verunglimpfung religiöser Symbole und Personen gewandt. Zudem habe der Großmufti des Libanon sich für einen Verbleib der Christen im Libanon ausgesprochen, so Lombardi.

„Arabischer Frühling“

Benedikt XVI. äußerte sich auch zu den Umbrüchen im arabischen Raum und hatte den „Arabischen Frühling“ am Freitag auf dem Flug nach Beirut als „positiv“ bezeichnet. Er bringe den Wunsch nach Demokratie, Freiheit und einer Stärkung der arabischen Identität zum Ausdruck. Zugleich warnte er vor der Gefahr, dass Revolutionen in Hass umschlagen könnten.

(KAP, APA, DPA)

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