Ethikunterricht: Drei Varianten zur Diskussion

Die Einführung eines Fachs Ethik in der Sekundarstufe II (AHS-Oberstufe; berufsbildende mittlere und höhere Schulen, BMHS) würde je nach Modell zwischen 25 und 90 Millionen Euro pro Jahr zusätzlich kosten.

Modellrechnungen des Unterrichtsministeriums zu drei Varianten eines Schulfachs Ethik, die am Montag an das Parlament übermittelt wurden, nennen die möglichen Kosten für eine Umstellung. Gelder für die Ausbildung von Lerhenden und Lehrmaterial sind in diesen Zahlen noch nicht berücksichtigt. Der Bericht soll Grundlage für eine Diskussion des Themas auf breiter parlamentarischer und gesellschaftlicher Basis über den Kreis der Regierungsparteien hinaus sein, heißt es in einer Aussendung des Unterrichtsministerium.

Drei Modelle sollen dabei die verschiedenen Positionen bei der parlamentarischen Enquete im Frühjahr 2011 abbilden. Die drei Varianten unterscheiden sich dadurch, wie der Ethikunterricht durchgeführt werden soll: als neuer Pflichtgegenstand für jene, die keinen konfessionellen Religionsuntericht besuchen, als zusätzliches Unterrichtsfach für alle oder als Bestandteil eine bestehenden Faches.

Ethik für alle?

Die günstigste Möglichkeit wäre es laut Bericht, Ethik zum Bestand des Lehrplans eines Pflichtgegenstands (z.B. Psychologie/Philosophie) zu erklären. Würde dafür die Stundentafel der Sekundarstufe um zwei Stunden erhöht, würde das 25 Mio. Euro zusätzlich kosten. Ohne Aufstockung der Stundentafel wäre eine Abdeckung von Ethik in verwandten Fächern kostenneutral möglich, heißt es in dem Bericht.

Würde Ethik als eigenständiger zusätzlicher Pflichtgegenstand für alle Schüler eingeführt, würde das bei einer Wochenstunde pro Schulstufe 45 Mio. Euro zusätzlich pro Jahr kosten, bei zwei Wochenstunden wären es rund 90 Mio. Euro. Diese Variante wird von Unterrichtsministerin Claudia Schmied forciert.

Religionsvertreter und ÖVP für Ethik als Alternative

Würde „Ethik“ als alternativer Pflichtgegenstand zum Religionsunterricht eingeführt, würde das pro Jahr rund 40 Mio. Euro kosten. Dieses Modell entspricht dem Schulversuch „Ethikunterricht“, der derzeit kostenneutral an rund 200 Standorten durchgeführt wird: Nur Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, erhalten Ethikunterricht. Das Ministerium ist in seiner Berechnung davon ausgegangen, dass etwa 30 Prozent der Schüler der Sekundarstufe II betroffen wären. Diese Variante wird von der ÖVP und Kirchenvertretern bevorzugt.

So erklärte die neu gewählte Präsidentin der Katholischen Aktion Österreichs, Gerda Schaffelhofer, am Montag genüber Kathpress: „Es ist begrüßenswert, wenn Kinder und Jugendliche, die ohne religiöses Bekenntnis oder vom Religionsunterricht abgemeldet sind, wenigstens einen Ethikunterricht besuchen sollen“. Als Ersatz für konfessionellen Religionsunterricht kommt Ethikunterricht für Schaffelhofer aber nicht in Frage. Sie bezeichnet konfessionellen Religionsunterricht als „Recht des Kindes und vorrangiges Bildungsziel“.

Auch die Islamische Glaubensgemeinschaft spricht sich in einer Aussendung am Montag für dieses Modell aus. Religionsunterricht an Österreichs Schulen sei unabhängig von der Konfession ein wichtiges Mittel zur Identitätsfindung, und das Wissen über eigene und andere Religionen und Weltanschauungskonzepte bilde die Grundlage für ein respektvolles Miteinander. „Daher sollen alle Schülerinnen und Schüler, die keinen konfessionellen Religionsunterricht besuchen, die Möglichkeit bekommen, diese durch den Ethikunterricht vermittelt zu bekommen“, heißt es in der Aussendung.

APA

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