Bischofssynode in Rom beginnt

„Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“: Das ist das Motto der Bischofssynode, die am Sonntag in Rom beginnt und bis 28. Oktober dauern wird. Kardinal Christoph Schönborn gehört zu den vom Papst ernannten 36 Synodenvätern.

Die Kirche in Europa könne von den Kirchen auf den anderen Kontinenten sehr viel im Hinblick auf Neuevangelisierung lernen, sagte der Wiener Erzbischof im Vorfeld der 13. Ordentlichen Weltbischofsynode gegenüber Kathpress. Schönborn sagte weiter, er sei vor allem auf die Erfahrungen der außereuropäischen Bischöfe gespannt. Er gehe in erster Linie als Lernender nach Rom.

Über 200 Bischöfe wurden von den nationalen und regionalen Bischofskonferenzen entsandt, aus Österreich ist das der Eisenstädter Diözesanbischof Ägydius Zsifkovics. Zsifkovics sagte im „Radio Stephansdom“-Interview, es brauche wieder mehr Mut, das Evangelium in einer zeitgemäßen Sprache, aber zugleich unverkürzt den Menschen zu verkünden. Evangelisieren könnten dabei nur Menschen, die auch persönlich vom Evangelium ergriffen sind.

Zsifkovics: Nicht auf „kleine Herde“ setzen

„Wir brauchen nicht so sehr Lehrer als vielmehr Zeugen des Glaubens“, sagte der Bischof. Hier seien Priester und Ordensleute genauso wie Laien gefordert. Er sei jedenfalls gegen Strategien, die künftig nur mehr auf eine kleine Herde setzen, so Zsifkovics. Besondere Priorität müsse auf die Familie gelegt werden. Der burgenländische Bischof sprach in diesem Zusammenhang von „Hauskirche“.

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics

APA/Robert Jäger

Eisenstadts Diözesanbischof Ägydius Zsifkovics: „Wir brauchen Zeugen des Glaubens.“

Genauso müssten auch die kleinen Pfarrgemeinden gestärkt werden: „Hier braucht es neues Leben. Von der Basis her muss Neues wachsen.“ Die Bischöfe aus aller Welt versammeln sich mit Papst Benedikt XVI. in der Synodenaula oberhalb der vatikanischen Audienzhalle, um über die Neuevangelisierung der vom katholischen Christentum „ermüdeten“ Gebiete - in erster Linie wohl Europa und Nordamerika - zu beraten.

„Das Evangelium ist und bleibt Wegweisung, es ist keine Sitzordnung“, so Zsifkovics weiter. Viele kirchliche Probleme würden daraus resultieren, dass „wir aus dem Evangelium strukturelle Dinge ableiten, anstatt dass wir aufbrechen, um die frohe Botschaft zu den Menschen zu tragen“, sagte der Bischof.

45 Berater, 49 Beobachter

Zu den vom Papst ernannten 36 Synodenvätern gehören neben Schönborn Peter Erdö (Esztergom), Vinko Puljic (Sarajevo), Josip Bozanic (Zagreb) und Joachim Meisner (Köln) an. Vom Papst berufen wurden auch die Kardinäle Andre Vingt-Trois aus Paris, George Pell aus Sydney sowie Oswald Gracias aus Bombay. Ebenfalls vom Papst zur Synode eingeladen wurden der Leiter der Personalprälatur Opus Dei, der spanische Bischof Javier Echevarria Rodriguez, sowie der Generalsuperior der Schönstatt-Bewegung, P. Heinrich Walter.

Als Berater berief das Sekretariat der Synode mit Billigung des Papstes 45 Frauen und Männer, aber auch 49 Beobachter, die an der Zusammenkunft teilnehmen werden. Es handelt sich überwiegend um Repräsentanten katholischer Organisationen sowie geistlicher Gemeinschaften, unter ihnen befinden sich auch zwei Vertreter aus Syrien, sowie ein Ägypter und ein Kubaner.

In die Synoden-Arbeitsunterlage („Instrumentum laboris“) eingearbeitet ist eine Umfrage unter den 114 Bischofskonferenzen, 13 Ostkirchen-Synoden, 26 Kurienbehörden und den Ordenszentralen. Der Unterlage zufolge soll die Wiederentdeckung und Wiederbelebung des Glaubens von der Analyse der fortschreitenden Säkularisierung und des damit verbundenen kulturellen Wandels ausgehen. Die Antworten, die auf das Bedürfnis nach Religion gegeben würden, nähmen oft „Formen einer individualistischen Spiritualität oder des Neuheidentums an“, so die Analyse.

Eröffnungsmesse der Bischofssynode von 2005

APA/EPA/Vincenzo Pinto

Papst Benedkit XVI. bei der Eröffnungsmesse der Bischofssynode von 2005

Religion „zerbröckelt“

Schwerwiegende Folgen für Kirche und Religiosität hätten die Migration und das Aufeinandertreffen der Kulturen mit sich gebracht, heißt es in dem Arbeitspapier. Im Laufe dieses Prozesses seien Bezugspunkte, Werte, Bindungen und Traditionen wie die Religion „zerbröckelt“. Auch ökonomische und politische Veränderungen, Fortschritte in Wissenschaft und Technologie sowie die neue Medienlandschaft stellten die Evangelisierung vor Herausforderungen.

Ferner müssten die angebliche Wiederentdeckung des Spirituellen und die Indizien einer „religiösen Wiedergeburt“ ernsthafter hinterfragt werden. Das umso mehr, als hier häufig Phänomene eines die Religion verdunkelnden Fundamentalismus aufträten. In diesem Kontext müsse die Kirche neue Methoden entwickeln. Die Gründe für die „schweigende Apostasie“ (Loslösung) zahlreicher Gläubiger von der christlichen Praxis müssten gesucht werden.

Auch Priestermangel Thema

Die Kirche habe nicht ausreichend auf die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen reagiert. Der Glaube sei schwach geworden, es fehle eine persönliche und von der Erfahrung gestützte Teilnahme an der Weitergabe des Glaubens. Die geistliche Begleitung der Gläubigen auf dem Weg ihrer intellektuellen und beruflichen Ausbildung sei unzureichend. Verwiesen wird ferner auf eine übertriebene Bürokratisierung in der Kirche, die „als fern vom Menschen und seinen existenziellen Sorgen empfunden“ werde. All das habe die Dynamik des Glaubens, den missionarischen Elan gebremst.

Auch der Priestermangel wird behandelt. In allen Antworten werde „die unzureichende Zahl des Klerus, dem es deshalb nicht mehr gelingt, in ruhiger und wirksamer Weise die Umwandlung der Art und Weise, Kirche zu sein, zu gestalten“ beklagt. „Manchmal“ sei zudem von der Notwendigkeit die Rede, „sich eine Organisation der Kirche vor Ort vorzustellen, in der neben Priestern immer mehr Laien in die Belebung der Gemeinschaft einbezogen werden“.

religion.ORF.at/KAP

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