Synode: Papst warnt vor gefährlicher „Lauheit“

Als die größte Gefahr für das Christentum hat Papst Benedikt XVI. die „Lauheit“ der Gläubigen bezeichnet. Ein Christ dürfe in Glaubensfragen nicht halbherzig sein, sagte der Papst am Montag bei der Weltbischofssynode im Vatikan.

Das diskreditiere das Christentum, so Benedikt XVI. Der Glaube müsse zu einer „Flamme der Liebe“ werden, die den Glaubenden selbst wie auch seine Umgebung anstecke, zitierte Radio Vatikan aus der frei gehaltenen Rede in der Synodenaula der vatikanischen Audienzhalle. Gut 260 Bischöfe und 140 Fachleute beraten noch bis zum 28. Oktober über das Thema „Die Neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“. Aus Österreich nehmen an der Synode der Wiener Kardinal Christoph Schönborn und der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics teil - mehr dazu in Bischofssynode in Rom beginnt.

Papst Benedikt XVI. spricht bei der Bischofssynode im Vatikan

AP/dapd/Andrew Medichini

Papst Benedikt XVI. spricht vor der Bischofsversammlung in der Synodenaula der vatikanischen Audienzhalle

Viele Menschen stellten sich heutzutage die Frage nach Gott, so Benedikt XVI. „Hinter der Stille des Universums, hinter den Wolken der Geschichte: Gibt es dort einen Gott oder nicht? Und wenn es ihn gibt: Kennt er uns und was hat er mit uns zu tun?“ Sie fragten, warum sich Gott nicht bemerkbar mache. Die christliche Botschaft sage, dass Gott sein Schweigen gebrochen und sich gezeigt habe und den Menschen liebe.

„Gott hat die Kirche erschaffen“

Diese Botschaft müsse man dem Menschen von heute wieder vermitteln, sagte der Papst. Dazu gehöre die Betonung, dass Gott die Kirche erschaffen habe und nicht die Christen sie begründet hätten. Unverzichtbar sei ebenso die öffentliche Bezeugung des Glaubens. Der dritte Schritt und die „Essenz der Evangelisierung“ sei die „brennende Kraft“ der Nächstenliebe, betonte Benedikt XVI.

Synode dauert bis 28. Oktober

Rund 260 Bischöfe und 140 Fachleute beraten in einer der größten Bischofssynoden der vergangenen 50 Jahre noch bis 28. Oktober zum Thema „Die Neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens“.

Mit einem thematischen Einführungsreferat des Washingtoner Kardinals Donald William Wuerl hatte die 13. Ordentliche Weltbischofssynode am Montag ihre Arbeit aufgenommen. Neuevangelisierung sei kein Programm, sondern eine Art zu denken, zu sehen und zu handeln, sagte Wuerl, der mit dem einflussreiche Amt des „Generalrelators“ die Linie der Synode vorgibt und ihre Akzente setzt.

Ernüchternde Analyse

Die Analyse des Generalrelators war ernüchternd, allerdings nicht ohne Hoffnungssignale. Die Säkularisierung habe zwei Generationen von Katholiken geformt, die die Grundgebete der Kirche nicht mehr kennten, den Wert der Messe und der Sakramente nicht hinreichend schätzten, das Gespür für Transzendenz verloren hätten. Aber es gebe auch positive Aufbrüche, insbesondere durch die neuen Geistlichen Gemeinschaften, fügte der Washingtoner Kardinal hinzu.

Ansetzen müsse die Neuevangelisierung auf zwei Ebenen gleichzeitig, so Wuerl: Bei der Einführung der Kinder in den Glauben und bei der religiösen Unterrichtung ihrer Eltern. Denn die Familie sei und bleibe der „natürliche und normale Kontext für die Weitergabe des Glaubens und der Werte“.

„Praktische Wege“ für Neuevangelisierung

Im Prozess der Neuevangelisierung seien Mut, Bindung an die Kirche, das Gefühl der Dringlichkeit und Freude am Glauben gefragt, sagte der Kardinal. Werben könne die Kirche dabei mit ihren sozialen Einrichtungen wie Schulen, Universitäten, Krankenhäusern, die deutlich vom christlichen Gottes- und Menschenbild geprägt sein müssten.

Zudem müsse sie praktische Wege vorschlagen, wie Neuevangelisierung in den Gemeinden, in der Jugend- und Berufsseelsorge und im gesellschaftlichen Leben ermutigt, strukturiert und durchgeführt werden könne.

KAP/APA

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