Konzilserinnerung im „Jahr des Glaubens“

50 Jahre nach dem Beginn des II. Vaticanums eröffnet Papst Benedikt XVI. am Donnerstag das „Jahr des Glaubens“. Im Zentrum des Themenjahres stehen Konzilserinnerung und Wiederbelebung des christlichen Glaubens.

Mit einem Festgottesdienst am Petersplatz eröffnet Papst Benedikt XVI. am Donnerstag das „Jahr des Glaubens“. Dabei soll auch an die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren erinnert werden. Am Gottesdienst nehmen 14 der noch lebenden 69 Konzilsväter des Konzils teil, wie Kurienerzbischof Rino Fisichella am Dienstag bekanntgab. Der jüngste unter ihnen ist mit 79 Jahren der nigerianische Kurienkardinal Francis Arinze, der älteste mit 97 Jahren der emeritierte süditalienische Bischof Leonardo Felice.

Kardinal Francis Arinze

EPA / Maurizio Brambatti

Der Kurienkardinal Francis Arinze ist einer der 69 noch lebenden Konzilsväter

Neben den Konzilsvätern werden zur offiziellen Eröffnung des „Jahres des Glaubens“, das von 11. Oktober 2012 bis 24. November 2013 anberaumt ist, in Rom mehrere hundert Bischöfe aus aller Welt erwartet. So sind auch die 262 Synodenväter der seit Sonntag tagenden Bischofssynode sowie die Vorsitzenden aller nationalen Bischofskonferenzen eingeladen.

Vielzahl an Veranstaltungen

Im Anschluss an den Gottesdienst wird sich Papst Benedikt XVI. mit eigenen Botschaften an Frauen, Wissenschaftler, Künstler und Arbeiter wenden. Die Botschaften sollen an ausgewählte Vertreter der jeweiligen Gruppen überreicht werden, sagte Kurienerzbischof Rino Fisichella. Weitere Botschaften seien an Kranke, Jugendliche sowie die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten gerichtet, so der Präsident des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung. Fisichellas „Amt“ ist für die weltkirchliche Koordinierung des „Jahres des Glaubens“ verantwortlich.

Zum Abschluss des Eröffnungstages findet am Donnerstagabend zum Gedenken an die Konzilseröffnung ein Fackelumzug von der Engelsburg zum Petersplatz statt. Dort wird sich der Papst von seinem Fenster aus an die Gläubigen richten. Anschließend öffnen die Kirchen in der Innenstadt Roms ihre Tore zum nächtlichen Gebet.

Der 11. Oktober wird nicht nur in Rom im Zeichen der Konzilserinnerung stehen. In Österreich finden am Donnerstag zahlreiche Festveranstaltungen zur Eröffnung des „Jahres des Glaubens“ statt. Auch in den nächsten Monaten werden sich Vorträge, Diskussion und sogar eine Wanderausstellung dem Konzil widmen – mehr dazu in: Österreichs Diözesen feiern Konzilsjubiläum.

Glaube als Antwort auf Krise

Neben der Erinnerung an das das Zweite Vatikanische Konzil will die katholische Kirche im nächsten Jahr auch ihre aktuelle Lage thematisieren. So soll das „Jahr des Glaubens“ laut Vatikan eine Wiederbelebung des christlichen Glaubens und des kirchlichen Lebens vor allem in den einst katholisch geprägten, heute aber weitgehend säkularisierten Ländern des Westens fördern. Es soll dazu dienen, „die Inhalte des Glaubens, der bekannt, gefeiert, gelebt und im Gebet ausgedrückt wird, wiederzuentdecken und über den Glaubensakt selbst nachzudenken“, so Papst Benedikt XVI. Vom „Jahr des Glaubens“ als einer ersten Antwort auf die „Krise des Glaubens“ spricht Kurienerzbischof Fisichella – mehr dazu in: Kurienerzbischof: Antwort auf „Krise des Glaubens“.

In Österreich hatten die Bischöfe bereits am 3. Oktober ein Hirtenwort zum „Jahr des Glaubens“ präsentiert. In diesem nehmen sie zur aktuellen Situation der Kirche in Österreich Stellung und halten gemäß dem kirchlichen Jahresmotto fest: „Wir sehen nur eine Antwort auf die bedrängte Situation unserer Kirchengemeinschaft: den Glauben.“ Mehr dazu in: Hirtenbrief: „Pattsituation“ in katholischer Kirche.

Kardinal Schönborn mit Hirtenwort

APA / Herbert Neubauer

In einer eigenen Presskonferenz präsentierte Kardinal Christoph Schönborn das Hirtenwort der österreichischen Bischöfe zum Jahr des Glaubens

Kritik daran kam unter anderem von der österreichischen Laieninitiative und der Pfarrerinitiative. „Es ist erstaunlich, dass Reformerwartungen und Glaube gegeneinander ausgespielt werden“, sagte Helmut Schüller, Sprecher der Pfarrerinitiative - mehr dazu in:Schüller: Keine Einheit ohne Kirchenvolk.

Ablass und Heiligsprechungen

In Rom hält man derweil die eigenen Traditionen hoch. Als besonderes Angebot an die katholischen Gläubigen gewährt Benedikt XVI. zum „Jahr des Glaubens“ einen Generalablass. Laut Vatikan kann den Ablass aller zeitlichen Sündenstrafen erlangen, wer an einem hohen kirchlichen Feiertag einen Gottesdienst besucht. Eine Pilgerfahrt zu speziell ausgewiesenen Glaubensorten führt ebenso zu einer Sündenvergebung wie der Besuch von mindestens drei Predigten im Rahmen der besonderen Missionen im „Jahr des Glaubens“.

Zehn Tage nach der Eröffnung des „Jahres des Glaubens“ wird Papst Benedikt XVI. am 21. Oktober gleich sieben Christinnen und Christen heilig sprechen. Unter diesen befindet sich mit Kateri Tekakwhita erstmals eine Angehörige der indigenen Völker Nordamerikas.

KAP/dpa/religion.ORF.at

Mehr dazu:

Links:

  • Vatikan (www.vatican.va)
  • Homepage zum „Jahr des Glaubens“ (www.jahrdesglaubens.at)
  • Konzilsblog (www.kath.ch/nucleus/konzilsblog.php)