Arabische Künstler boykottieren „Salam.Orient“-Festival

Das Kulturfestival „Salam.Orient“ muss sich mit mehreren kurzfristigen Absagen arabischer Künstlerinnen und Künstler abfinden. Der Grund: Die israelische Botschaft scheint unter den Sponsoren auf.

Mehrere arabische Künstler haben in den vergangenen Tagen bekanntgegeben, dass sie aus Protest gegen Israel das Musikfestival Salam.Orient boykottieren werden. Einige Veranstaltungen in Wien und Graz mussten daher kurzfristig abgesagt werden. Grund für die Absagen ist ein Logo der israelischen Botschaft in der Sponsorliste. Diese finanziere lediglich den Aufenthalt einer in Israel lebenden Musikgruppe aus Tadschikistan, teilten die Organisatoren des Festivals am Dienstag mit.

Dem Boykott angeschlossen haben sich bisher die im Exil lebende syrische Sängerin Lena Chamamyan & Ensemble, das libanesische Ensemble Malikah and Friends sowie der palästinensische DJ MC Boikutt. Auf ihrer facebook-Seite erklärte Chamamyan, sie könne die „unmenschliche Politik“ der israelischen Behörden und ihre „Neigung zu Grausamkeiten und Menschenrechtsverletzungen“ nicht akzeptieren. Die Rapperin Malikah schrieb auf Facebook: „Ich kann an einer Veranstaltung nicht teilnehmen, die von einer kolonialen Besatzungsmacht gesponsert wird, vor allem nicht, wenn wir die Besetzten sind.“

Die libanesische Rapperin Malikah

Salam.Orient

Die libanesische Rapperin Malikah, ist eine jener Künstlerinnen, die ihre Teilnahme an „Salam.Orient“ kurzfristig abgesagt haben

In ihren Erklärungen führen die Künstlerinnen und Künstler weiters an, dass sie bei ihrer Zusage nichts von dem Sponsoring durch die israelische Botschaft gewusst hätten. „Als ich darüber informiert wurde, besuchte ich die Festival-Website und war schockiert, dort das Logo der israelischen Botschaft zu sehen“, schreibt Malikah. „Im selben Moment habe ich den Organisatoren geschrieben und abgesagt.“ Chamamyan erläutert in ihrer Stellungnahme außerdem, dass die Vision des Festivals „nicht mit meiner Vision als Mensch und auch als Künstlerin übereinstimmt“.

Allgemeiner Boykott-Aufruf seit 2004

Im Hintergrund der Absagen steht ein allgemeiner Boykott-Aufruf der „Palestinian Campaign fort he Academic and Cultural Boycott of Israel“, der bereits im Jahr 2004 veröffentlicht wurde. „Fast alle israelischen Kulturinstitutionen sind, falls nicht das Gegenteil bewiesen wurde, mitschuldig an der Aufrechterhaltung der israelischen Okkupation und der Missachtung der Rechte der Palästinenser“, heißt es auf der Homepage der NGO. „In diesem Sinne müssen diese Institutionen (hauptsächlich große staatliche und öffentliche Stellen), alle ihre Produkte und alle Events, die sie sponsern oder unterstützen, boykottiert werden.“

Der Veranstalter von „Salam.Orient“, der Verein Vienna Acts, erklärte in einer Aussendung, der Boykott sei „unverständlich“ – „gerade wegen des jahrelangen Einsatzes“ des 2002 als Salam.Islam gegründeten Festivals „auch für die arabische Perspektive“. Man habe selbst die israelische Botschaft in Österreich um Förderung eines Konzertes ersucht. „Das bedeutet in keiner Weise, dass die israelische Botschaft auf Inhalte oder die Programmgestaltung Einfluss nimmt. PACBI fordert jedoch zum Boykott auch aller Kultureinrichtungen auf, welche mit offiziellen israelischen Stellen Verbindung haben“, so Vereinspräsident Norbert Ehrlich.

(APA, religion.ORF.at)

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