Antike Synagoge in der Türkei gefunden

Österreichische Archäologen sind bei Ausgrabungen an der lykischen Küste in der Türkei auf eine etwa 1300 Jahre alte Synagoge gestoßen. Es ist erst der vierte derartige Fund im antiken Kleinasien.

Der Fund der antiken Synagoge stellt einen absoluten Höhepunkt in der archäologischen Erforschung der Stadt Limyra und der gesamten Region dar. Denn es handelt sich um die insgesamt erst vierte Synagoge Kleinasiens aus antiker bzw. byzantinischer Zeit. Die Mikwa - das Tauchbecken für rituelle Waschungen - ist darüber hinaus das bislang einzige Beispiel in einem antiken jüdischen Heiligtum auf dem Gebiet der heutigen Türkei.

Luftaufnahme der Ausgrabungsstätte

ÖAI/P. Brandstätter

Luftaufnahme der Ausgrabungsstätte in Limyra an der lykischen Küste.

Menora und Mikwa

Bereits während der Freilegung des Gebäudes war aufgrund der kostbaren Ausstattung – es fanden sich zahlreiche Fragmente von Fensterglas und Wandverkleidung aus Marmor – klar, dass es sich um keine alltägliche Entdeckung handelt. Zuerst habe man an eine Werkstatt gedacht, erzählt Martin Seyer, der Leiter der Ausgrabungen im Gespräch mit religion.ORF.at. Die Identifizierung als Synagoge gelang durch den Fund von zwei Reliefplatten mit Darstellungen von siebenarmigen Leuchtern - Menorot - sowie die Freilegung eines Wasserbeckens in der nordöstlichen Ecke des Gebäudes, das als rituelles Tauchbad - Mikwa - erkannt wurde.

Ausgrabungsteile - Steinplatten mit Muster

ÖAI/Regina Hügli

Platten mit Abbildungen von Menorot.

Dieses Tauchbad, dem in jüdischen Gemeinden eine äußerst hohe Bedeutung zukommt, dient nicht der Körperpflege sondern vielmehr der kultischen Reinigung. Weil Mikwot von „lebendigem Wasser“ gespeist werden müssten, lägen die Ausgrabungen heute etwa 30 Zentimeter unter dem Grundwasserspiegel, erklärt Ausgrabungsleiter Seyer. Deshalb müsse ständig Wasser abgepumpt werden. Er selbst habe in seiner bisherigen Laufbahn einen derart bedeutenden Fund noch nicht erlebt.

Synagoge einst eingestürzt

Die Synagoge kann in das 6./7. Jh. n. Chr. datiert werden, doch legen mehrere Bauphasen nahe, dass das Gebäude des öfteren umgestaltet und dabei vergrößert wurde. Wie lange sie in Verwendung stand, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen; eine gewaltige Aschenschicht im Inneren des Baus deutet jedoch darauf hin, dass der Einsturz nach einem Brand erfolgte, der möglicherweise durch Kriegshandlungen oder ein Erdbeben verursacht war.

Martin Seyer, archäologischer Leiter der Ausgrabungen in Limyra, Türkei

ÖAI/Regina Hügli

Martin Seyer, archäologischer Leiter der Ausgrabungen.

Bisher konnte erst ein kleiner Teil der Synagoge freigelegt werden, jedoch lässt sich bereits absehen, dass es sich um ein großes Gebäude handelte. Eine Fortsetzung der Grabungsarbeiten ist für das kommende Jahr geplant. Bereits während Ausgrabung soll mit der Konservierung des Baus begonnen werden, um die Mauern und die teilweise kostbare Innenausstattung vor dem Verfall zu schützen.

Die antike Stadt Limyra liegt an der Küste Lykiens, unweit der touristischen Region um Antalya in der südwestlichen Türkei. Seit 1984 ist die Grabung an dieser Stätte, die bereits seit 1969 von Archäologen untersucht wird, eine österreichische Unternehmung. Heute ist sie neben Ephesos das zweite Grabungsunternehmen des Österreichischen Archäologischen Instituts in der Türkei, seit 2007 wird sie vom Wiener Archäologen Martin Seyer geleitet.

religion.ORF.at