Erstmals indigene Amerikanerin heiliggesprochen

Am Sonntag hat Papst Benedikt XVI. insgesamt sieben Menschen heiliggesprochen, darunter vier Frauen. Eine von ihnen, die „Lilie der Mohawks“, ist die erste amerikanische Indigene, die eine katholische Heilige wird.

Kateri Tekakwitha, die auch „Lilie der Mohawks“ genannt wird, ist in Europa kaum bekannt. In Nordamerika hingegen ist sie in christlichen Kreisen ein fester Begriff. Sie war die erste indigene Amerikanerin, der 1980 die Ehre einer Seligsprechung zuteil wurde. Tekakwitha wird am Sonntag gemeinsam mit sechs anderen Glaubensvorbildern - unter ihnen die Deutsche Anna Schäffer - vom Papst heilig gesprochen.

Besonderes Ereignis für Ureinwohner

Schon lange vor ihrer Seligsprechung war Kateri Tekakwitha fester Bestandteil der katholischen Kirche Nordamerikas und wurde den amerikanischen Ureinwohnern als leuchtendes Vorbild präsentiert, um die Missionierung voranzutreiben. Diese war durchaus erfolgreich, denn heute gibt es etwa 500.000 bis 600.000 katholische „native americans“. Für viele Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner ist die Heiligsprechung von Tekakwitha ein großer Schritt. „Zu einer Zeit, in der wir immer noch wie Bürger dritter Klasse behandelt werden, ist es sehr beeindruckend, wenn der Vatikan und die katholische Kirche sie endlich anerkennen“, sagte die Mowahk Pat Whyland der „New Yok Times“. „Nicht jeder kennt sie. Aber wenn man sich einmal mit ihr beschäftigt hat, dann gehen einem sie und ihre Geschichte sehr nahe“, so Whyland.

Beth Lynch, Managerin des Martyrs' Shrine für Kateri Tekakwitha in Auriesville, N.Y.

dapd/AP/Mike Groll

Der Martyrs’ Shrine für Kateri Tekakwitha in Auriesville, N.Y., im Vordergrund Managerin Beth Lynch

Die Reaktionen auf die Ehrung seien dennoch sehr unterschiedlich, schreibt die New York Times: „Einige sind stolz, weil Kateri eine Mohawk war. Einige bezweifeln, dass die Kirche ihre Geschichte wahrheitsgemäß wiedergibt. Andere hoffen, dass ihre Heiligsprechung die Spannungen zwischen katholischen und traditionellen Indianern abbauen hilft. Und wieder andere sind einfach nur euphorisch, dass die Kirche die erste nordamerikanische Indianerin zur Heiligen ernennt - auch wenn sie sich wünschen, es wäre schon früher passiert.“

„Lilie der Mohawks“

Um das Leben Tekakwithas ranken sich Legenden. Von ihrem Leben als Waisenkind ist die Rede, von einer schweren Pockenerkrankung, die starke Narben im Gesicht hinterlassen haben soll, und von der störrischen jungen Frau, die keinen Mann heiraten wollte, sondern sich ihrem Glauben verschrieb. Eine der Geschichten erzählt, die „Lilie der Mohawks“ sei 1656 in Osserneno im heutigen US-Bundesstaat New York geboren worden. Sie sei die Tochter des Mohawk-Häuptlings Kenneronkwa und der katholischen Algonquin-Squaw Tagaskouita gewesen, habe ihre Eltern aber durch die Pocken verloren und danach als junges Mädchen mehrfach eine Heirat abgelehnt.

Statue der Kateri Tekakwitha

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Um das Leben von Kateri Tekakwitha ranken sich zahlreiche Legenden.

Ein kurzes Leben

1715 wurde ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben. Demnach ließ sie sich zwanzigjährig 1676 von einem Jesuitenpater taufen. In einer Jesuiten-Pfarre in der Nähe von Montreal, Kahnawake, legte sie drei Jahre später ein Keuschheitsgelübde ab und widmete den Rest ihres kurzen Lebens Alten, Kranken und Kindern. Bisher werden von der katholischen Kirche zwei Wunder anerkannt, die auf die Fürbitten Kateri Tekakwithas zurückgeführt werden. Strenges Fasten, beten, arbeiten, Kirchgänge und Selbstgeißelungen prägten ihren Alltag. Die „Lilie der Mohawks“ starb am 17. April 1680 - mit 24 Jahren. Es wird berichtet, dass ihre eigenen Pockennarben kurz nach ihrem Tod verschwunden seien.

Kahnawake ist heute ein Reservat, in dem 7.300 Mohawk-Indianer leben. Hier steht auch die Kirche mit dem Schrein, in dem die künftige Heilige bestattet ist. Insgesamt gibt es in den USA drei Heiligenschreine, die von Tausenden Pilgern besucht werden. Viele Jahre setzten sich amerikanische Katholiken beim Vatikan für Tekakwithas Heiligsprechung ein. Zur Heiligsprechung am „Sonntag der Weltkirche“, dem „Missionssonntag“, rechnet man in Rom mit vielen amerikanischen Pilgern.

„Schreiner-Nandl von Mindelstetten“

Die zweite Frau, die aus dem Laienstand zur Heiligen wird, ist Anna Schäffer, die „Schreiner-Nandl von Mindelstetten“, wie sie genannt wurde. Sie wurde am 18. Februar 1882 geboren, wollte Missionsschwester werden, arbeitete zunächst aber als Dienstmagd. Durch einen Unfall, bei dem sie mit beiden Beinen in kochende Waschlauge geriet, war sie bereits als 19-Jährige ans Bett gefesselt. „Die ständigen Schmerzen hat Anna Schäffer mit einem unerschütterlichen Gottvertrauen überstanden“, sagt der Regensburger Pfarrer Jakob Bauer. Schmerzmittel habe sie nicht erhalten.

Anna Schäffer, Trösterin im Krankenbett

dapd/Institutum Marianum Regensburg

Anna Schräffer spendete vom eigenen Krankenbett aus Trost

„Der Unfall hat das Lebensziel der tatenfreudigen Frau total zerstört“, berichtet der Geistliche, der seit 28 Jahren Pfarrer in Mindelstetten ist. Anna Schäffer habe ihr Schicksal jedoch auf so „übermenschliche Weise gemeistert“, dass die Menschen schließlich an ihr Krankenbett gekommen seien, um von ihr Trost zu erhalten. Mit 43 Jahren starb die Trösterin. Auch ihr werden Wunder zugeschrieben, von denen der Vatikan zwei anerkannt hat.

Insgesamt werden am 21. Oktober sieben Glaubensvorbilder heiliggesprochen. Zu den neuen Heiligen gehören außer Tekakwitha und der bayerischen Mystikerin Anna Schäffer die aus Hessen stammende Lepra-Missionarin Sr. Barbara Cope (1838 bis 1918), der französische Jesuiten-Märtyrer Jakob Berthieu (1838 bis 1896), der auf Madagaskar ermordet wurde, der philippinische Märtyrer Pedro Calungsod (1654 bis 1672), der italienische Priester und Ordensgründer Giovanni Battista Piamarta (1841 bis 1913), die spanische Ordensfrau Maria del Monte Carmelo (1848 bis 1911) und ein Katechist - ein Laienhelfer der philippinischen Mission.

religion.ORF.at

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