Beitrag von Frauen für Vaticanum wenig erforscht

Der Beitrag von Frauen zum Zweiten Vatikanischen Konzil ist im Mittelpunkt eines Vortrags der Erziehungswissenschaftlerin Maria Prieler-Woldan am Dienstagabend in Linz gestanden.

Die bisherige Konzilsforschung gebe wenig über den Beitrag der Frauen zum Konzil (1962 bis 1965) her. Erst in der dritten Sitzungsperiode waren 23 Frauen als Beobachterinnen geladen, zum Großteil Ordensfrauen und Vorsitzende von katholischen Laienbewegungen, allerdings keine Theologinnen, so Prieler-Woldan laut einer Aussendung der Diözese Linz. Sie erinnerte in ihren Ausführungen unter anderem an die Gewaltlosigkeitsvorkämpferin Hildegard Goss-Mayr, deren Vorschläge vom Konzil zum Teil aufgenommen worden waren.

Prieler-Woldan erforscht derzeit die Spuren von vier Wissenschaftlerinnen, die beim Konzil mehrere Eingaben zur Geschlechtergerechtigkeit machten. Sie verwies in ihrem Vortrag etwa auf die Schweizer Juristin Gertrude Heinzelmann, die im Mai 1963 eine 30-seitige wissenschaftlich fundierte Konzilseingabe einschickte und darin unter anderem die eine Gleichberechtigung der Frauen innerhalb der Kirche forderte.

Konzilseingaben zum Frauenpriestertum

Diese sollte sich zum Beispiel in der Aufhebung des Predigtverbotes für Frauen oder in der Zulassung zum Weiheamt zeigen. Durch eine Aussendung des Benediktinerpaters Placidus Jordan durch den amerikanischen katholischen Pressedienst sei ihre Eingabe einer breiteren Öffentlichkeit bekanntgeworden, so Prieler-Woldan. Zudem habe sie ihre Konzilseingabe an alle deutschsprachigen Bischöfe geschickt.

Die beiden Theologinnen Iris Müller und Ida Raming verbreiteten Heinzelmanns Eingaben in Deutschland. Ida Raming schickte 1963 ebenfalls eine Konzilseingabe zum Priestertum der Frau nach Rom. Offizielle Antworten auf ihre Eingaben hätten die Frauen allerdings keine bekommen, so Prieler-Woldan.

„Sind auch Frauen zum Konzil eingeladen?“

Die Münchner Theologin Josefa Theresia Münch schickte von 1962 bis 1965 mehrere Konzilseingaben mit der Forderung des Frauenpriestertums beziehungsweise mit der Bitte um eine geschlechtergerechte Sprache in liturgischen Texten. Auch habe sie erstmals von einer Sendungsfeier für Laien und einer liturgischen Kleidung für Laien gesprochen.

Wie Prieler-Woldan ausführte, sei es schwer zu erforschen, welche Spuren solche Eingaben in den Konzilstexten hinterlassen haben. Durch die Kontakte der Frauen zu Konzilstheologen und Konzilsbischöfen seien diese Themen aber sicherlich Gesprächsstoff gewesen. Aufmerksamkeit und Bekanntheit habe erwiesenermaßen die Frage von Josefa Theresia Münch bei einer Pressekonferenz im Vatikan erlangt: „Sind auch Frauen zum Konzil eingeladen?“

Unbestritten sei jedenfalls das Wirken der Friedensforscherin und -aktivistin Goss-Mayr. Ihr Engagement für Gewalt- und Gewissensfreiheit während des Konzils und die Lobbyarbeit hätten ihren Niederschlag in der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ gefunden, so Prieler-Woldan. Die Veranstaltung im Linzer Ursulinenhof wurde von der Frauenkommission der Diözese Linz, der Katholischen Frauenbewegung Oberösterreich und dem Linzer Cityforum organisiert.

KAP

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