Spaemann: Konzil hat Niedergang der Kirche eingeleitet

Das Zweite Vatikanische Konzil hat aus Sicht des Philosophen Robert Spaemann eine „Epoche des Niedergangs“ der katholischen Kirche eingeleitet.

„Das Konzil hat die Katholiken lasch gemacht“, sagte Spaemann in einem Gespräch mit der Tageszeitung „Die Welt“ (Freitag). „Es ist alles so welk geworden.“ Menschen, die die Auferstehung Christi leugneten, könnten katholische Theologieprofessoren bleiben und als Priester während der Messe predigen. Leute, die die Kirchensteuer nicht zahlen wollten, flögen dagegen aus der Kirche hinaus. „Da kann doch etwas nicht stimmen.“

Das Konzil sei Teil einer Kulturrevolution in den westlichen Staaten gewesen und habe zu einer „Anpassung“ der Kirche an die säkulare Welt geführt, kritisierte Spaemann. Dem damaligen Papst Johannes XXIII. sei es aber bei der Ausrufung des Reformkonzils darum gegangen, den Widerspruch der Kirche zur Welt zu aktualisieren, „den es immer gegeben hat und den es geben muss“, so der Philosoph. „Das ist das Gegenteil von Anpassung.“

„Deutungshoheit bei Neuerern“

Dem Konzil attestierte Spaemann ein überzogenes Harmoniestreben. Bis in die Gesangbücher hinein sei damals alles eliminiert worden, was auf Streit und Konflikt hindeutete. „Man wollte den emanzipatorischen und kulturrevolutionären Zeitgeist segnen.“ Das Gebot „Liebet Eure Feinde“ mache heute keinen Sinn mehr, weil das Wort „Feind“ bereits anstößig sei. „Für sogenannte fortschrittliche Katholiken gibt es eigentlich nur noch ein Feindbild: die Traditionalisten.“

Spaemann beklagte, dass die Deutungshoheit über das Konzil heute bei Neuerern liege, die vieles falsch auslegten. So habe die Kirchenversammlung etwa den Zölibat vehement verteidigt und Latein als die eigentliche Liturgiesprache der westlichen Kirche bestätigt. Beides werde heute aber von vielen anders dargestellt.
(KAP)