Vatikan: Numerus clausus für Sixtinische Kapelle

Der Vatikan bangt wegen des zunehmenden Besucherandrangs um die Sixtinische Kapelle und erwägt, einen Numerus clausus, also eine Zugangsbeschränkung für Touristen, einzuführen.

Fünf Millionen Menschen besichtigen jährlich die Säle mit den Fresken von Michelangelo und Botticelli und die Zahl ist steigend. Staub sowie die von Körperwärme und Atem der Besucher generierte Feuchtigkeit sind eine ernsthafte Gefahr für die Gemälde, warnt der Direktor der Vatikanischen Museen Antonio Paolucci nach Angaben des römischen Blatts „La Repubblica“ am Dienstag.

25.000 Besucher pro Tag

Zwar sorge ein Filtersystem für reine Luft und konstante Temperatur in der Kapelle, wegen der Überlastung sei diese Anlage jedoch unzulänglich geworden. „Neue Anlagen müssen bis Ende des nächsten Jahres installiert werden, ansonsten müssen wir an drastische Lösungen zur Einschränkung der Besucherzahl denken“, sagte Paolucci.

Einblick in die sixtinische Kapelle.

Reuters/ Pool New

500 Jahre alte Meisterwerke

Am morgigen Mittwoch wird das 500. Jubiläum der Enthüllung der Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle am 31. Oktober 1512 gefeiert. Benedikt XVI. wird eine Vesper zelebrieren, um das Jubiläum zu feiern.

Bis zu 25.000 Besucher besichtigen die Sixtinische Kapelle täglich. Freitags im September und Oktober können die Säle auch abends besucht werden, wenn die vatikanischen Museen und die Sixtinische Kapelle neben der normalen Öffnungszeit von 9 bis 17 Uhr auch abends von 19 bis 23 Uhr offen sind.

„Die verlängerten Öffnungszeiten haben den positiven Effekt, dass sich die Besucher auf mehr Stunden des Tages verteilen. Damit reduziert sich der Druck auf die Sixtinische Kapelle“, sagte Maurizio De Luca, Chefrestaurator der Vatikanischen Museen. Alle zwei Jahren wird mit Pinseln der Staub von den Gemälden der Kapelle entfernt. „Wegen der hohen Besucherzahl müssen wir aber jetzt häufiger eingreifen“, sagte De Luca.

Über 20 Jahre restauriert

Die Sixtinische Kapelle wurde für das Jubiläumsjahr 2000 über einen Zeitraum von 20 Jahren restauriert. Experten sprachen von der umfangreichsten und spektakulärsten Restaurierung der Kunstgeschichte.

Die Fresken von Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio, Cosimo Rosselli und Pietro Perugino sowie das „Jüngste Gericht“ und die „Schöpfungsgeschichte“ von Michelangelo wurden von Schmutz und Verunstaltungen aus 500 Jahren befreit und die Farben in penibler Kleinarbeit wieder zum Leuchten gebracht. Die Kosten der Renovierung wurden zum Großteil von dem japanischen Fernsehsender NTV getragen, der sich im Gegenzug die Bildrechte sicherte.

APA

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