Reaktionen auf neuen koptischen Papst

Glückwünsche, Mut und viele Hoffnungen begleiten den ersten Tag nach der Bestimmung Twarados II. zum koptischen Papst. Der bisherige Bischof von Beheira übernimmt kein leichtes Amt.

Der katholische Papst Benedikt XVI. hat dem neuen Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche, Tawadros (Tawadrous) II., Glückwünsche zu dessen Wahl übermittelt. Er hege keine Zweifel daran, dass Tawadros wie sein Amtsvorgänger Papst Schenuda III. ein „geistlicher Vater“ für seine Gläubigen sein werde, heißt es in einem am Montag vom Vatikan veröffentlichten Schreiben.

„Zuverlässiger Partner“

Ebenso sicher sei er, dass Tawadros ein „zuverlässiger Partner“ für die Bildung eines neuen Ägyptens in Frieden und Harmonie werde. Auf diese Weise diene er dem Frieden im gesamten Nahen Osten, so Benedikt XVI. In „diesen Zeiten des Wandels“ sei es für alle Christen wichtig, ein Zeugnis für ihren Glauben abzulegen. Zugleich äußerte der Papst die Hoffnung auf einen vertieften Dialog zwischen Katholiken und orthodoxen Kopten. Unter Papst Schenuda III. seien schon „bedeutende Fortschritte“ im Verhältnis zwischen den beiden Kirchen erzielt worden.

Bub mit verbundenen Augen beim Ziehen des Namens des neuen koptischen Papstes.

dapd/Nasser Nasser

Ein Bub mit verbundenen Augen zog am Sonntag den Namen des neuen koptischen Papstes.

Tawadros II., bislang Weihbischof im ägyptischen Beheira, war am Sonntag zum neuen Papst-Patriarchen der koptisch-orthodoxen Kirche bestimmt worden. In der Markus-Kathedrale in Kairo zog traditionsgemäß ein Ministrant im Volksschulalter mit verbundenen Augen den Zettel mit dem Namen eines von drei Kandidaten.

Der als aufgeschlossen geltende Akademiker tritt die Nachfolge des im März verstorbenen Papstes Schenuda III. zu einer schwierigen Zeit an. In Ägypten, wo der Großteil der rund zehn Millionen Kopten lebt, ist die islamistische Muslimbruderschaft an der Macht. Es kommt immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen auf die christliche Minderheit.

Zusammenleben von Christen und Muslimen in Ägypten: eine Herausforderung

In einem Interview hob Tawadros jüngst die große Bedeutung des Zusammenlebens von Christen und Muslimen in Ägypten hervor. Auch Ägyptens Präsident Mohammed Mursi betonte, dass Muslime und Kopten in Ägypten zusammengehörten, ein Volk seien. Mursi gratulierte Bischof Tawadros. In einem Telegramm, das auf der Facebook-Seite des Staatsoberhauptes veröffentlicht wurde, wünschte der Islamist dem Geistlichen für die kommenden Aufgaben viel Erfolg.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) gratulierte dem neuen Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche Tawadros II. umgehend zu seiner Wahl. Der Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch wünschte dem neuen Papst-Patriarchen „Gottes Segen für die große und verantwortungsvolle Aufgabe“, so Zollitsch am Sonntag in einem Glückwunschschreiben. Zugleich forderte er: „Ägypten braucht Religionsfreiheit.“ Notwendig sei zudem ein Dialog zwischen den Religionen, der dem Frieden in der Gesellschaft diene.

Der Österreich-Zweig der christlichen Menschenrechtsorganistion „Christian Solidarity International“ (CSI) beglückwünschte am Montag ebenfalls den neuen koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Tawadros II. zu seiner Wahl. CSI-Sprecherin Pia de Simony verwies auf die geplante Teilnahme von Staatspräsident Mursi an der offiziellen Amtseinführung Tawadros’ am 18. November: „Wir hoffen, dass dies seitens der offiziellen Regierung ein Zeichen für ein künftig friedvolleres und konstruktiveres Miteinander zwischen Muslimen und Kopten ist“, so de Simony.

Aufbau einer multireligiösen Zivilgesellschaft

Ezbischof Robert Zollitsch betonte, die ganze ägyptische Gesellschaft müsse verstehen, dass ein friedliches Zusammenleben ohne die koptischen Christen nicht möglich sei. Ohne die Christen zerschnitte Ägypten „das Band mit der eigenen Geschichte“. Die DBK setzt im Rahmen ihrer Initiative für verfolgte Christen in diesem Jahr den Schwerpunkt auf Ägypten. Dazu suche man auch das Gespräch mit Bundestagsabgeordneten und Regierungsvertretern.

Zollitsch würdigte den Beitrag der koptischen Kirche zum Aufbau einer friedlichen Gesellschaft in Ägypten. Sie habe 2011 wesentlich zum gewaltlosen Umbruch im Land beigetragen. Die deutsche Kirche wolle die Kopten ermutigen, „den Weg der nationalen Versöhnung fortzusetzen und entschlossen am Aufbau der Zivilgesellschaft mitzubauen“, so Zollitsch weiter. Zollitsch ging ferner auf das Engagement der koptisch-orthodoxen Kirche im ökumenischen Gespräch ein. Es gebe gute Kontakte mit der koptisch-katholischen Kirche unter Leitung von Patriarch Kardinal Antonios Naguib.

Ägypten durchlebe derzeit eine schwierige Phase. Gesellschaftliche Spannungen nähmen ebenso zu wie Gewalttaten gegen die christliche Minderheit. Islamistische Kräfte versuchten, „dem Staat ein einseitig muslimisches Gepräge zu geben“; dies entspreche nicht dem multireligiösen Charakter der Gesellschaft.

Tawadros erst kürzlich in Wien

Auch die österreichische ökumenische Stiftung „Pro Oriente“ beglückwünschte den neuen koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen. „Pro Oriente“-Präsident Hans Marte übermittelte am Montag Tawadros II. ein Glückwunschschreiben. Darin heißt es u.a. wörtlich: „Wir verneigen uns tief vor dem Zeugnis der koptischen Kirche und ihrer Gläubigen und bewundern deren Standhaftigkeit im gemeinsamen Christus-Glauben.“ Die bis in die frühen 1970er-Jahre zurückreichenden Beziehungen „zur koptischen Kirche im allgemeinen und zur koptischen Gemeinde in Österreich im besonderen“ seien für „Pro Oriente“ ein Herzensanliegen.

Marte unterstrich abschließend die Verbundenheit der österreichischen Katholiken mit der koptischen Kirche. Diese Verbundenheit sei zuletzt durch die posthume Verleihung des „Kardinal König-Preises“ an Shenouda III. sichtbar geworden. - Mehr dazu in: Koptisches Papst Schenuda College erhält Preis.

Bei der Eröffnung der neuen Bildungseinrichtung habe Tawadros II. auf die Bedeutung der alexandrinischen Schule verwiesen, die die klassische Philosophie als Mittel zur Erklärung des christlichen Glaubens genützt hatte. Akademische Bildung, Märtyrertum und Mönchtum seien zu den drei Säulen der koptischen Kirche geworden, zitierte „Pro Oriente“ aus der Ansprache Tawadros’.

Der am 4. November 1952 geborene Tawadros hat Pharmazie an der Universität in Alexandria studiert und anschließend eine Arzneimittelfabrik geführt. 1988 kehrte er diesem Leben den Rücken und wurde Mönch im Wüstenkloster Deir Anba Bischoi. 1997 ging er als Weihbischof nach Beheira im nördlichen Nildelta, wo er bis zu seiner Wahl zum Papst tätig war.

KAP/dpa