Bulgarisch-orthodoxer Patriarch gestorben

Nach mehr als vier Jahrzehnten an der Spitze der bulgarisch-orthodoxen Kirche ist Patriarch Maksim Dienstagfrüh im Alter von 98 Jahren gestorben. Er sei am frühen Morgen „zu Gott gegangen“, teilte die Bischofskonferenz des Landes mit.

Die Gläubigen seien „mit Trauer über den schweren Verlust erfüllt“. Der am 29. Oktober 1914 geborene Maksim war im Jahr 1970 im Alter von 56 Jahren zum obersten Repräsentanten der bulgarisch-orthodoxen Kirche gewählt worden. Von den rund 7,5 Millionen Bulgaren sind heute 80 Prozent orthodox, etwa zehn Prozent gehören der muslimischen Glaubensgemeinschaft an. Nur weniger als ein Prozent sind Katholiken.

Kirche und Kommunismus

Vor ihrem Sturz im Jahr 1989 kontrollierte und schikanierte die kommunistische Staatsführung die bulgarischen Gläubigen. Nach dem Ende des Kommunismus bekämpfte Maksim Zersetzungstendenzen innerhalb der Kirche und erreichte letztlich wieder deren Einigung. Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich, Arsenios (Kardamakis), würdigte die Bemühungen des verstorbenen Patriarchen um die Einheit der Kirche und des bulgarischen Volkes in schwierigen Zeiten. Es sei ihm gelungen, die Menschen in der Zeit des Kommunismus im Glauben zu stärken und nach der Wende die Einheit der Kirche zu erhalten.

Patriarch der bulgarisch-orthodoxen Kirche Maxim.

EPA/Vassil Donev

Der Patriarch der bulgarisch-orthodoxen Kirche Maksim

Dass die bulgarisch-orthodoxe Kirche unter Maksim relativ wenig Offenheit gegenüber anderen Kirchen zeigte und im ökumenischen Dialog sehr zurückhaltend war, liege vor allem an den innerkirchlichen Schwierigkeiten, so der Metropolit von Austria.

Spannende Wahl des künftigen Patriarchen

Die Synode der bulgarisch-orthodoxen Kirche trifft noch am Dienstag zu einer Sondersitzung zusammen. Es sollen die Schritte für die Beerdigung von Maxim festgelegt und ein vorübergehender Stellvertreter Maxims bestimmt werden. Dieser muss innerhalb von sieben Tagen den Stellvertreter bis zur Wahl eines neuen Patriarchen ernennen. Wahrscheinlich für dieses Amt erscheint entsprechend der Rangfolge der Metropolit von Veliko Tarnovo, Grigorij.

Die Wahl des neuen bulgarischen Patriarchen soll dann innerhalb der kommenden vier Monate stattfinden. Hauptvoraussetzungen für die Patriarchen-Kandidaten sind: Sie müssen Metropoliten sein, seit mindestens fünf Jahren einer Diözese vorstehen, über 50 Jahre alt sein und „genau die Kirchenordnung wahrnehmen und befolgen“.

Gewählt wird durch ein Gremium von 115 Vertretern des Klerus der Gemeinden und Klöster in geheimer Abstimmung. Die Wahl wird spannend, da kürzlich für elf der 14 derzeitigen Metropoliten bekanntgegeben wurde, dass sie mit der ehemaligen Stasi kollaboriert hatten. Von den drei anderen kommt der Metropolit von Plovdiv nicht in Frage, da er jünger als 50 Jahre ist - es bleiben also nur zwei mögliche Kandidaten übrig.

Teil des Systems

Auch Patriarch Maksim wurde von seinen Gegnern der Kollaboration mit dem früheren Regime beschuldigt. Er sei faktisch von den damaligen Machthabern eingesetzt worden und wegen der vorgefallenen „groben Manipulation“ nicht rechtmäßig gewählt, lautete der Vorwurf. Da Maksim den Rücktrittsaufforderungen seiner Kritiker nicht nachkam, wählten diese 1992 einen „Gegen-Patriarchen“ - die Spaltung der Kirche in zwei Flügel war die Folge.

Endgültig überwunden wurde die Spaltung erst 2008, als der letzte „Gegen-Patriarch“ in die von der Weltorthodoxie immer anerkannte bulgarisch-orthodoxe Kirche zurückkehrte. Maksim selbst räumte im Rahmen der Auseinandersetzungen zwar eigene Fehler ein, betonte dabei aber, sich nie auf Kompromisse zum Schaden der Kirche eingelassen zu haben.

Ein im Jänner 2012 veröffentlichter Bericht der staatlichen Untersuchungskommission, die seit 2007 die Archive der Geheimdienste sukzessive aufarbeitete, zeigte ein deutliches Bild: Erst die Zustimmung zur Zusammenarbeit mit dem Geheimdienst öffnete für die bulgarischen Bischöfe die „Tore zum Westen“. Die Bischöfe mussten nach Auslandsreisen exakt über Treffen mit Emigranten berichten. Patriarch Maksim wird in diesem Bericht allerdings nicht namentlich erwähnt.

ORF/AFP/KAP