Missbrauch: Stift Kremsmünster macht Prävention zum Thema

Im Rahmen eines Symposions am Stift Kremsmünster haben Pädagogen über Missbrauchsprävention und Bewusstseinsschaffung zu diesem sensiblen Thema diskutiert.

„Wir können die Vergangenheit nicht rückgängig machen. Wir können aber alles daransetzen, dass es in eine gute Zukunft geht“: Das betonte Abt Ambros Ebhart von Stift Kremsmünster anlässlich eines pädagogischen Symposions am Wochenende.

Das Symposion sei einer von mehreren Bausteinen, mit denen die Verantwortlichen aus den vergangenen Gewalt- und Missbrauchsfällen in der Stiftsschule und dem Internat lernen und neue Wege gehen wollen. „Auf Grund vergangener Vorkommnisse sind wir in die Pflicht genommen, wir wollen ein Bewusstsein schaffen, das etwas bewirkt“ wird Abt Ambros in einer Presseaussendung des Stifts zitiert.

Soziale Kompetenz und Feedback-Kultur

Mehr als 40 Pädagogen folgten der Einladung des Stiftsgymnasiums und nahmen an dem Pädagogischen Symposion teil. Ziel dieser Veranstaltung sei es gewesen, „dass sich die Lehrer in Zukunft sensibler zeigen für eigenes Verhalten und für die Empfindungen der Schüler“. Gegenseitiger Respekt und wertschätzende Begegnung seien Grundlagen des Zusammenlebens, nicht nur Fachwissen, sondern auch soziale Kompetenz seien immer mehr gefragt, so der Abt.

In die gleiche Richtung argumentierte Wolfgang Leberbauer, Direktor des Stiftsgymnasiums Kremsmünster. Er forderte unter anderem „eine wertschätzende Feedback-Kultur bewusst zu üben und sie für den Unterrichtsalltag zu festigen“.

Missbrauchsprävention durch Tutorenprogramm

Die Beschäftigung mit sozialer Kompetenz und entsprechenden Maßnahmen sei dabei im Stiftsgymnasium keineswegs neu: „Seit mehr als einem Jahrzehnt werden Projekte verwirklicht, die einen Beitrag zur Prävention leisten und die es Schülern ermöglichen, sich in schwierigen Situationen jemandem anzuvertrauen“, erklärte Direktor Leberbauer. So habe Kremsmünster als eines der ersten Gymnasien in Oberösterreich ein Psychosoziales Netzwerk realisiert: Ältere Schüler übernehmen für jüngere die Rolle von Tutoren und Ansprechpartnern.

In der 5. Klasse absolvierten die Schüler ein Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung, regelmäßig würden im Haus Evaluationen stattfinden, so Leberbauer: „Das alles soll die Persönlichkeit der Jugendlichen stärken, ihr Selbstbewusstsein fördern und ihnen dabei helfen, Probleme des Heranwachsens zu bewältigen.“

Schüler verteidigen Stiftsgymnasium

Referenten des Symposions waren der Wiener Religionspädagoge Martin Jäggle und der Direktor des Peuerbach-Gymnasiums in Linz, Christian Schacherreiter. Pädagogische Symposien sollen künftig regelmäßig abgehalten werden, bekräftigte Abt Ambros. Er erwarte sich davon einen „besseren, sensibleren Umgang, der neue Wege aufzeigt und mehr Offenheit untereinander“.

2010 waren erstmals Vorwürfe bekannt geworden, wonach es in der Stiftsschule bzw. im Internat Gewalt- und Missbrauchsfälle gegeben hat. Von Seiten des Ordens wurden umgehend entsprechende Maßnahmen eingeleitet

Im vergangenen März hatten sich die derzeitigen Schüler mit Kritik an der Medienberichterstattung zu Wort gemeldet. Die Medienberichte zeichneten nicht die heutige Situation nach, betonten die Schüler in einer Aussendung. Innerhalb der Schüler bestehe Klarheit darüber, dass es sich bei den Gewalt- und Missbrauchsvorwürfen um „vergangene Dinge“ handle.

Keine Abmeldungen wegen Missbrauchsaffäre

Stiftssprecher Bernhard Eckerstorfer hatte damals gegenüber „Kathpress“ betont, dass es seit Bekanntwerden der Vorfälle aus der Vergangenheit keine Abmeldung deswegen gegeben habe. „Die Eltern, Kinder und Lehrer unterscheiden sehr genau zwischen dem, was früher war und heute ist“, so Eckerstorfer.

Die vormals interne Klosterschule des Stiftes Kremsmünster ist „seit 1549 eine Schule für die Öffentlichkeit“. Das Stiftsgymnasium sei somit „eine der traditionsreichsten höheren Schulen Österreichs“, so die Benediktiner. Bildung, Betreuung und Begleitung von jungen Menschen sei eine wichtige Aufgabe, der man sich auch in Zukunft stellen wolle.

KAP

Link:

  • Stift Kremsmünster( www.stift-kremsmuenster.at)