Wien: Katholische Elternvereine gegen Ganztagsschule

Gegen das Modell der Ganztagsschule, aber für den Ausbau der „qualifizierten Nachmittagsbetreuung“ an Schulen spricht sich der Landesverband Katholischer Elternvereine Wiens aus.

Die Individualität von Kindern wie auch Bedürfnisse von Alleinerziehenden oder Familien mit zwei berufstätigen Elternteilen erforderten eine flexible Nachmittagsbetreuung in der Schule - jedoch „ohne Pflichten und Zwänge“, wie der Obmann des Landesverbands, Christian Hafner, am Dienstag in einer Aussendung betonte.

Der Landesverband zweifelt darin am Sinn des „Zwangs zur Anwesenheit am Nachmittag“ in der Schule. Dieser schränke etwa die individuelle Freizeitgestaltung von Kindern ein und gehe „zu Lasten der Familien, die kaum mehr Zeit gemeinsam verbringen können“.

Gegen „verschränkten“ Unterricht

So könnten beispielsweise Eltern, die am Wochenende arbeiten müssen, ihre freien Nachmittage an anderen Wochentagen nicht mehr mit ihren Kindern verbringen. Hafner: „Um die Quote der berufstätigen Frauen zu erhöhen, bedarf es keines ‚verschränkten‘ Unterrichts sondern einer qualifizierten Nachmittagsbetreuung, wie diese schon seit Jahrzehnten an Privatschulen angeboten wird.“

Hintergrund der Kritik ist der vom Unterrichtsministerium forcierte österreichweite Ausbau der Ganztagsschule. Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) setzte sich bei der Regierungsklausur in der vergangenen Woche für eine Verdoppelung der Mittel für die Ganztagsschule auf 160 Millionen Euro ein. Die einzelnen Schulen sollten aber weiterhin selbst entscheiden können, ob sie einen „verschränkten Unterricht“ oder einfach Betreuung am Nachmittag anbieten wollen, sagte Schmied am Dienstag im Ö1-Morgenjournal.

Link: