Christen verlassen Ägyptens Verfassungsgremium

Christliche Vertreter in Ägypten wollen sich aus der Verfassungsversammlung zurückziehen. Grund sei, dass der aktuelle Entwurf der Verfassung aus ihrer Sicht Christen gegenüber Muslimen benachteilige.

Wie das ägyptische Nachrichtenportal Egyptnews am Freitag meldete, fiel die Entscheidung nach einer Beratung der koptisch-orthodoxen Delegierten mit der Leitung der koptisch-katholischen und der anglikanischen Kirche. Der Schritt sei auch mit dem neuen koptischen Papst-Patriarchen Tawadros II. abgestimmt worden - mehr dazu in Kopten-Papst fordert positive Signale für Christen.

Der am 4. November per Los zum Kirchenoberhaupt gewählte Tawadros II. hatte am Montag einen Rückzug der Kopten aus dem Verfassungsgremium für den Fall angedroht, dass islamistische Kräfte sich mit ihren Interessen durchsetzten. Der Patriarch sprach sich dabei für einen Beibehalt des Artikels 2 aus der alten Verfassung aus. Dieser nennt die „Prinzipien der Scharia“ als „Grundlage der Gesetzgebung“. Salafisten wollen dies auf die „Regeln der Scharia“ zuspitzen.

Weiter Arbeit an Konsens-Formulierung

Tawadros II. betonte in dem Zusammenhang, seine Kirche arbeite mit Experten der sunnitischen Al-Azhar-Universität weiterhin an einer konsensfähigen Formulierung der umstrittenen Artikel. Der endgültige Entwurf für eine neue ägyptische Verfassung soll nach bisherigem Stand am 12. Dezember vorgelegt werden.

Der neue koptische Papst Tawadros II. beim reden und gestikulieren.

REUTERS/Mohamed Abd El Ghany

Der koptische Papst-Patriarchen Tawadros II.

Gleichzeitig mit den Kirchenvertretern kündigte auch Ahmed Maher, Mitgründer der Initiative „Jugendbewegung 6. April“, am Donnerstag an, sein Mandat in der Verfassungsversammlung vorerst ruhen zu lassen. Laut der Zeitung „Al-Ahram“ kritisierte er eine unzureichende Diskussion einzelner Artikel, mangelnde Berücksichtigung von Eingaben zivilgesellschaftlicher und politischer Gruppen, übereilte Beschlüsse sowie Abstimmungen durch Stellvertreter von Delegierten. Maher verlangte eine Annullierung der Entscheidungen der vergangenen Woche.

Erst am Mittwoch hatten 13 weitere Kommissionsmitglieder ihre Mitarbeit aufgekündigt, unter ihnen der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, und Aiman Nur, Vorsitzender der liberalen Partei Ghad al-Thawra. Von den einhundert Mitgliedern der Verfassungsversammlung sind 15 Christen. Vier von ihnen - zwei orthodoxe Kopten, ein Protestant und der koptisch-katholische Bischof Johanna Golta - wurden direkt von ihren Kirchen als Vertreter benannt.

APA

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