Internetportal „kreuz.net“ ist offline

Das umstrittene Internetportal „kreuz.net“ ist derzeit vom Netz. Gegen die bisher unbekannten Betreiber wird wegen Verhetzung und Wiederbetätigung ermittelt. Mitarbeiter des Webportals werden auch in Wien vermutet.

Gegen die Betreiber der Internetseite wird bereits in mehreren Ländern ermittelt. So sei nach Auskunft des österreichischen Innenministeriums bereits vor Wochen bei der Staatsanwaltschaft Wien Anzeige gegen unbekannt wegen Verhetzung und Wiederbetätigung erstattet worden. Zuvor war bereits die Staatsanwaltschaft Berlin gegen „kreuz.net“ aktiv geworden, die wegen Volksverhetzung ermittelt. Beim deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz wird kreuz.net als grundgesetzwidrig eingestuft. Wenn die deutschen und österreichischen Staatsanwaltschaften mit ihren jüngsten Bemühungen Erfolg haben, dann könnten die Macher der Seite bald auf der Anklagebank sitzen - mehr dazu: kreuz.net - Verfassungsschutz ermittelt (religion.ORF.at; 21.11.2012.

Das Internetportal kreuz.net ist offline.

religion.ORF.at

Seit Sonntag ist der Server von kreuz.net nicht mehr erreichbar. Registriert ist die Website in Panama und firmiert unter dem Namen „Sodalicium for Religion and Information - Alvaro Carren Alvarez“. Als Kontaktadresse fungiert eine Postkastenfirma im Azuero Business Center, Suite 438.

„Aus dem Ruder gelaufener Rechtskatholizismus“

Nicht nur bei den Themen, auch bei der sprachlichen Form überschreitet die Hetzseite kreuz.net Grenzen. religion.ORF.at hat mit Rainer Bucher, Professor für Pastoraltheologie in Graz, über die weltanschaulichen Hintergründe der Macher hinter der Seite gesprochen. Mehr dazu: „Ein aus dem Ruder gelaufener Rechtskatholizismus“ (religion.ORF.at; 30.10.2012).

Erzdiözese Wien droht mit dienstrechtlichen Folgen

Sollten Mitarbeiter der Erzdiözese Wien als Autoren oder Verantwortliche an der Internetseite „kreuz.net“ beteiligt sein, dann haben diese Personen „mit ernsthaften dienstrechtlichen Konsequenzen zu rechen“. Das betonte der Generalvikar der Erzdiözese, Nikolaus Krasa, am Sonntag im ORF-Magazin „Orientierung“. Gleichzeitig sagte Krasa, dass die Kirche „von sich aus den Kontakt mit den staatlichen Behörden suchen“ werde, falls Beweise über möglicherweise involvierte kirchliche Mitarbeiter auftauchen sollten - mehr dazu: Suche nach den Hintermännern von kreuz.net

Strafrechtlichen Ermittlungen wegen Verhetzung

Anlass für den Beitrag in der „Orientierung“ waren die in Österreich gegen „kreuz.net“ laufenden strafrechtlichen Ermittlungen wegen Verhetzung. Laut Angaben des deutschen Theologen und Koordinators der Initiative „Stoppt kreuz.net“, David Berger, sollen drei Personen aus Österreich an „kreuz.net“ mitwirken, von denen zwei Priester „in Amt und Würden“ sein sollen. Berger sprach im Beitrag der „Orientierung“ auch davon, dass sich ein hochrangiger Geistlicher einer österreichischen Diözese inzwischen bereiterklärt habe, über die aus Österreich stammenden mutmaßlichen Zuarbeiter von „kreuz.net“ Auskunft zu geben.

Ablehnung vom Präfekten der Glaubenskongregation

Im Beitrag der „Orientierung“ wandte sich auch der Präfekt der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, klar gegen „kreuz.net“: Kritik an Personen haben immer auf Grundlage und im Rahmen der Menschenwürde zu geschehen. Die Art und Weise wie „kreuz.net“ Menschen diffamiert, „hat mit christlichem Glauben überhaupt nichts zu tun“, erklärte der Leiter der Glaubenskongregation.

Spuren bisher gekonnt verwischt

Die Betreiber von kreuz.net haben bisher gekonnt versucht ihre Spuren zu verwischen. Von Frankreich über die USA nach Hongkong und Panama fungieren zahlreiche Firmen als Inhaber, Weiterleiter, Verwalter und Geldgeber der Website. So ist die Site etwa bei der Firma CloudFlare in San Franciso gehostet. Der DNS-Dienst der Website wird von der Firma Dynamic Network Services in Manchester bereitgestellt. Die Domaingebühr wurde von der Firma Friends Marketing Limited in Hongkong bezahlt und als Inhaber der Domain fungiert „Sodalicium for Religion and Information“ in Panama. Durch anonymes Weiterleiten über verschiedenste Serverdienste war eine Rückverfolgung zu den tatsächlichen Betreibern, auch wenn diese auf die Website für Änderungen zugriffen, bisher nicht möglich.

Marcus Marschalek, religion.ORF.at / KAP

TV-Tipp:

Orientierung 2. Dez. 2012 in der tvthek.orf.at