„Dialogforum Islam“: Imameausbildung geplant

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) präsentierte am Montag die Themen des „Dialogforms Islam“. Diskutiert wurde über die Imameausbildung für Österreich, muslimische Jugendliche und Richtlinien für den Moscheebau.

Das seit langem geforderte islamisch-theologische Studium als Voraussetzung für die Ausbildung von Imamen in Österreich soll bis 2015 eingerichtet sein, geht es nach dem Vizerektor der Uni Wien, Heinz Faßmann. Weitere Ergebnisse des „Dialogforums Islam“ stellte am Montag Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) in einer Pressekonferenz vor: So plane man eine Ombudsstelle für „radikalisierte Jugendliche“ sowie ein Bürgermeister-Handbuch für den Moscheebau.

Islamstudium an der Universität

Ein Globalbudget für das geplante Studium an der Universität Wien gebe es zwar noch nicht, trotzdem zeigte sich Faßmann zuversichtlich, was dessen baldige Einrichtung betrifft.

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz und der Präsident der Islamischen Galubensgemeinschaft Fuat Sanac

APA/Herbert Neubauer

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz mit dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) Fuat Sanac

Absolventen dieser Ausbildung könnten dann durch ein bestehendes Masterstudium auch im Bereich der islamischen Religionspädagogik als islamische Religionslehrer an höheren Schulen eingesetzt werden.

Im kommenden Jahr werde ein Plattform die Planung des Studienplans aufnehmen, ein Jahr später könnten bereits die Professuren ausgeschrieben werden. Man sei auf der Suche nach „anerkannten Personen mit Charisma und fachlicher Qualifikation“, so Faßmann. Dies werde allerdings nicht einfach sein, da der Nachwuchs in diesem Bereich für den deutschsprachigen Raum selbst erst ausgebildet werde. Auch die notwendigen Ressourcen müssten erst erfasst werden.

„Gut Ding braucht Weile“

Dass in Wien ein islamisch-theologisches Studium als Voraussetzung für die Imame-Ausbildung in Österreich eingerichtet werden soll, ist für den im christlich-muslimischen Dialog engagierten Wiener Dechanten Martin Rupprecht „grundsätzlich zu begrüßen“. Skeptisch äußerte sich Rupprecht aber über die Zeitvorgabe 2015. Er halte es nicht für realistisch, dass in so kurzer Zeit ausreichend qualifizierte Lehrkräfte für ein Islam-Studium zur Verfügung stehen, die heimischen Qualitätsansprüchen an universitäre Lehre und Forschung entsprechen, so Rupprecht in einem „Kathpress“-Interview am Montag: „Gut Ding braucht Weile.“

Der Pfarrer von Wien-Neufünfhaus und Islambeauftragte der Erzdiözese Wien ist seit Jahren in die Integration islamischer Geistlicher in Österreich eingebunden. Wenn Imame aus der Türkei nach Österreich kommen, erhalten sie vom Außenministerium eine Schulung, in die auch die von Rupprecht geleitete „Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung“ eingebunden ist. Die türkische Religionsbehörde, die die Imame für Österreich bisher auswählt, begrüße das Projekt einer theologischen Qualifizierung in Österreich selbst, weiß Rupprecht. Und langfristig sei es für die Ausbildung einer mitteleuropäischen islamischen Identität sicher zu begrüßen.

Innerislamische Vielfalt berücksichtigen

Allerdings brauche es für die Etablierung fundierter islamischer Theologie, die in deutscher Sprache an einer heimischen Universität gelehrt wird, sicher Geduld. Derzeit fehle es noch an einem ausreichenden Pool an habilitierten Islam-Wissenschaftlern.

Zu berücksichtigen wäre bei einem Projekt Islamstudium sicher auch die innerislamische Vielfalt, betonte Rupprecht gegenüber „Kathpress“. Man stelle vergleichsweise sich vor, es würde ein Studium „Christliche Theologie“ eingerichtet: Wie wären katholische, orthodoxe, protestantische Gelehrte und deren konfessionelle Theologietradition angemessen einzusetzen? Hier sei auch im Blick auf ein Islamstudium Augenmaß nötig.

Überarbeitung der Schulbücher für Muslime

Ein weiterer Plan nach Abschluss der ersten Phase des „Dialogforum Islam“ ist die Überarbeitung der Schulbücher für Muslime durch die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ). Deren Präsident, Fuat Sanac, verwies zudem auf die laufende Ausbildung von Frauen- und Dialogbeauftragten. „Wir wollen eine gesunde, friedliche und harmonische Gesellschaft in Österreich.“

Auch die Einrichtung einer Ombudsstelle wurde von den Experten im „Dialogforum“, das seine Arbeit uneingeschränkt fortsetzen soll, vorgeschlagen. Nicht nur Angehörige „radikalisierter Jugendlicher“ sollen sich an diese wenden können, sondern auch Betroffene von Islamfeindlichkeit. Ein Handbuch für Bürgermeister soll helfen, Streitfragen bei Plänen zum Bau einer Moschee im Ort zu lösen.

Novellierung des Islamgesetzes geplant

Im Gespräch ist auch die Novellierung des Islamgesetzes nach 100 Jahren. Dabei sollen Bereiche wie eben die Imame-Ausbildung, die Seelsorge, Friedhöfe und Speisevorschriften rechtlich abgesichert werden. Auch Kurz ortet in diesem Bereich noch „Defizite“. Zuständig für eine Überarbeitung sei zwar das Kultusministerium, das Staatssekretariat will sich allerdings dabei einbringen.

APA/KAP

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Österreich unterstützt türkische Imame (religion.ORF.at 9.7.2012)