Weihnachten: Kein Platz für moderne Kunst

In Brüssel erregt die moderne Interpretation eines Weihnachtsbaums die Gemüter. Anstelle eines Nadelbaums hat die Stadt eine Konstruktion aus Metall, Holz und Stoff aufgestellt.

Er ist 24 Meter hoch, verliert keine Blätter und in der Nacht leuchtet er in bunten Farben. Was sich nach einem veritablen Weihnachtsbaum anhört, lässt zurzeit die Wogen in Brüssels Hauptstadt hoch gehen. Das Problem mit dem „Xmas 3“ (sprich: christmas tree) genannten Gebilde in der belgischen Hauptstadt: Es ist kein Baum.

Stahl und Tücher statt Tannengrün

Stellte Brüssel bisher zur Weihnachtszeit in der Tradition vieler Städte auf dem mittelalterlichen „Grand Place“ einen echten Nadelbaum auf, beschreitet die belgische Hauptstadt dieses Jahr modernere Pfade. Mit Tüchern bespannte Würfel aus Stahlrohren türmen sich zu einer wuchtigen Konstruktion. Diese mag zwar an einen Tannenbaum gemahnen, für viele Belgier ist sie allerdings nur ein unwürdiger Christbaumersatz. Da hilft es auch nichts, dass der „Xmas 3“ innen begehbar ist und man von seiner Spitze einen eindrücklichen Ausblick auf den mittelalterlichen Markt genießen kann.

"Xmas 3" - Moderner Weihnachtsbaum in Brüssel

EPA / Julien Warnand

Groß und grün aber kein Baum - der „Xmas 3“ in Brüssel will nicht jedem gefallen

Ihrem Unmut machten zahlreiche Belgier mittlerweile im Internet Luft. Über 25.000 Unterzeichner fand eine Onlinepetition im Web bereits. In dieser wird „Respekt gegenüber unseren Werten und Traditionen“ eingefordert und der neue Weihnachtsbaum in eine Reihe mit dem Verbot religiöser Symbole in öffentlichen Einrichtungen oder der Abschaffung von Schweinefleisch in den Schulkantinen gestellt.

Teures Experiment

Schwerer als diese Argumente, die durchaus polemisch und an den Haaren herbeigezogen wirken, wiegt jedoch der Vorwurf, dass der moderne Baum der Stadt die achtfachen Kosten eines klassischen Nadelbaums verursacht habe. Wirklich gerechtfertigt sei diese Kritik laut Projektsprecherin Marina Bresciani allerdings nicht. Zwar kostete die Konstruktion tatsächlich 40.000 Euro, diese habe jedoch der Energiekonzern Electrabel, der Sponsor des Baums, übernommen, sagte Bresciani gegenüber der dpa.

Letztendlich scheint als schlagendes Argument für oder gegen die kubistische Weihnachtsbaum-Interpretation nur der eigene Geschmack übrig zu bleiben. Die Diskussion in Brüssel beweist dabei einmal mehr, dass sich über diesen auch in der Weihnachtszeit trefflich streiten lässt.

religion.ORF.at/dpa