D: Schüller-Predigt „nicht im Sinne der Kirche“

Nach der Absage der „Fastenpredigtreihe“ in Nürnberg, bei der Helmut Schüller auftreten hätte sollen, verteidigen sich die zuständigen bayrischen Bischöfe. Eine Predigt Schüllers sei „nicht im Sinne der Kirche“.

Ein von zwei deutschen Diözesanbischöfen ausgesprochenes Auftrittsverbot für den Probstdorfer Pfarrer Helmut Schüller im Rahmen einer so genannten Fastenpredigtreihe in der Marienkirche Nürnberg sorgt nach einem großen Bericht in der „Süddeutschen Zeitung“ für Wirbel. Nürnberg ist eine „zweigeteilte“ Stadt: Der Norden gehört zur Erzdiözese Bamberg, der Süden zur Diözese Eichstätt. Für die Seelsorgeregion „Stadtkirche Nürnberg“ sind deshalb sowohl Erzbischof Ludwig Schick (Bamberg) als auch Bischof Gregor Hanke (Eichstätt) zuständig.

Helmut Schüller bei der Konkurrenzveranstaltung von "Wir sind Kirche" zum deutschen Katholikentag 2012

dpa/Uli Deck

Während des deutschen Katholikentags 2012 trat Helmut Schüller bei einer Konkurrenz-Veranstaltung mehrerer Reform-Organisationen auf.

Am Dienstag verteidigte die Erzdiözese Bamberg laut deutscher katholischer Nachrichtenagentur KNA die Absage der Fastenpredigtreihe. Eine Veranstaltung mit Schüller wäre nicht im „Sinne der Kirche“ gewesen, erklärte Generalvikar Georg Kestel am Montag. „Wer primär provoziert und spaltet, trägt nicht zum Fortschritt bei.“ Es gehe nicht darum, Diskussionen oder Meinungen zu unterdrücken. Vielmehr könne einem „Kirchenkritiker, der gegen die Position der Bischöfe predigt, nicht die Kanzel einer Kirche zur Verfügung gestellt werden“.

„Irreführung der Öffentlichkeit“

Der Nürnberger Dechant Hubert Förster war am Freitag von Generalvikar Kestel und seinem Eichstätter Pendant Isidor Vollnhals aufgefordert worden, die Predigtreihe in der vorgesehenen Form zu streichen. Die geplante Reihe stelle eine „Irreführung der Öffentlichkeit“ dar, hieß es in der Begründung. Laut „Stadtkirche Nürnberg“ wurden die Veranstaltungen daraufhin abgesagt.

Die Generalvikare hatten betont, dass ein Wortgottesdienst immer eine „Feier des Glaubens der Kirche“ bedeute. Die Predigt diene dabei der Auslegung des Wortes Gottes im Auftrag der Kirche. Wer jedoch wie Schüller zum „Ungehorsam in der Kirche“ aufrufe, könne nicht eine gottesdienstliche Versammlung als Podium nutzen. Der Dechant würde sonst zu einer gottesdienstlichen und damit offiziellen kirchlichen Veranstaltung einladen, die nicht im Sinne der Kirche und der Bischöfe gestaltet werde. Die Darstellung persönlicher theologischer Positionen und die Äußerung kirchenpolitischer Forderungen gehörten in einen anderen Rahmen. Geeignet wären dafür etwa Bildungs- und Diskussionsveranstaltungen.

Podiumsdiskussion als Alternativvorschlag

Die Sprecherin der „Stadtkirche Nürnberg“, Elke Pilkenroth sagte auf KNA-Anfrage, den Diözesanleitungen sei als Alternative vorgeschlagen worden, im Anschluss an den Gottesdienst eine Podiumsdiskussion mit Schüller im Caritashaus zu veranstalten. Die Idee sei jedoch nicht aufgegriffen worden.

Der Vorstand des Katholikenrats Nürnberg bedauerte „zutiefst“ die Absage. In Zeiten, in denen deutschlandweit ein Gesprächsprozess zwischen Bischöfen und den Gläubigen laufe, sei der Druck der Diözesanleitungen in Bamberg und Eichstätt auf die Stadtkirche nicht nachvollziehbar. Zu einem funktionierenden Gesprächsprozess gehöre es auch, kritische Stimmen auszuhalten Und weiter: „Leider muss auch in diesem Fall von Zensur gesprochen werden.“

Auf der Bamberger diözesanen Internetseite betonte Generalvikar Kestel am Dienstag, die geplante Veranstaltung mit Schüller hätte viele Gläubige verunsichert und irritiert: „Der Schaden für die Kirche ist durch die Einladung entstanden, nicht durch die Absage. Wir bedauern, dass es soweit kommen musste.“

(KAP)

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