Europäische Kirchen besorgt über Pfingstbewegung

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen und die Konferenz Europäischer Kirchen haben am Dienstag Besorgnis über die stetig wachsende Pfingstbewegung geäußert.

Europas Kirchen sehen das rasche Wachstum der Pfingstbewegung und evangelikaler Glaubensgemeinschaften mit Sorge. Das gemeinsame Komitee des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) nannte es am Dienstag in Warschau „besonders beunruhigend“, dass sich nach Europa kommende Migranten in den traditionellen Kirchen nicht zu Hause fühlten und bei neuen religiösen Bewegungen Zuflucht suchten.

Pfingstler beim Gottesdienst

EPA/Jim Lo Scalzo

Europas Kirchen stehen der Pfingstbewegung skeptisch gegenüber. In Österreich zeichnete sich zuletzt - angesichts der Bemühungen der Freikirchen um die staatliche Anerkennung - eine Annäherung ab.

Diesem Trend solle eine „Erneuerung des Kirchenlebens“ entgegenwirken, teilte das Komitee zum Abschluss seiner Jahrestagung in der polnischen Hauptstadt mit. Charismatiker und Pfingstler unterscheiden sich von anderen Kirchenmitgliedern vor allem dadurch, dass sie besonderen Wert auf die Gaben des Heiligen Geistes legen, etwa Krankenheilung, Prophetie und das Beten in „Zungen“, also übernatürlichen Sprachen.

Am schnellsten wachsender Teil des Christentums

Laut einer Studie des Religionssoziologen Todd Johnson vom „Institute on Culture, Religion and World Affairs“ an der Universität Boston bilden die Pfingstkirchen und die charismatische Bewegung den am schnellsten wachsenden Teil des Christentums. Im Jahr 1900 hatten sie weniger als eine Million Anhänger; bis 1970 war ihre Zahl auf 63 Millionen angewachsen.

Heute sind ihr rund 630 Millionen Christen zuzurechnen, und bis 2025 wird ihre Zahl voraussichtlich auf 830 Millionen anschwellen. Ihr Anteil an der Christenheit ist von 0,2 Prozent im Jahr 1900 über 5,1 Prozent (1970) auf 27 Prozent (2013) gestiegen. Im Jahr 2025 könnte fast jeder dritte Christ (30 Prozent) Pfingstler oder Charismatiker sein. Die jährliche Wachstumsrate liegt bei 2,5 Prozent und ist damit annähernd doppelt so hoch wie die der gesamten Christenheit (1,3 Prozent).

Komitee 1972 gegründet

Das Treffen des gemeinsamen Komitees CCEE-KEK in Warschau folgt einer Einladung des Präsidenten der Polnischen Bischofskonferenz und Vizepräsidenten des CCEE, Jozef Michalik. Das 1972 gegründete Komitee ist das höchste Organ für den Dialog zwischen der KEK (evangelisch, orthodox, anglikanisch) und dem CCEE (katholisch). In der Regel tagt es einmal im Jahr und setzt sich, neben den Generalsekretären beider Organisationen, aus vier von der KEK und vier vom CCEE ernannten Mitgliedern zusammen.

In Österreich bemühen sich derzeit fünf verschiedene freikirchliche Gemeindebünde, teils aus evangelikaler Tradition, teils aus der Pfingstbewegung, um die staatliche Anerkennung. Von einer albehnenden Haltung der traditionellen Kirchen kann in diesem Zusammenhang allerdings keine Rede sein. Im Gegenteil: Sowohl die römisch-katholische Kirche als auch die evangelische Kirche unterstützen das Anliegen der Freikirchen - mehr dazu in: „Freikirchen in Österreich“ vor Anerkennung?

(KAP)