Missbrauch: Weitere Kardinäle vor Konklave unter Druck

Nach dem Ex-Erzbischof von Los Angeles, Kardinal Roger Mahony, geraten nun auch weitere Kardinäle wegen ihrer Rolle im Missbrauchsskandal in die Kritik. Verschiedene Initiativen fordern sie auf, dem Konklave fernzubleiben.

Der dunkle Schatten der Missbrauchsskandale belastet den Vatikan vor dem Konklave für die Wahl des Nachfolgers von Papst Benedikt XVI. Nachdem eine Vereinigung von US-Katholiken und italienische Anti-Pädophilie-Verbände erklärt haben, die Teilnahme des früheren Erzbischofs von Los Angeles, Roger Mahony, am Konklave verhindern zu wollen, weil dieser Vorwürfe des Missbrauchs gegen Priester seiner Diözese vertuscht haben soll - mehr dazu in: USA: Petition für Konklave ohne Kardinal Mahony - geraten weitere vier Kardinäle wegen ihres umstrittenen Umgangs mit Missbrauchsskandalen unter Druck.

Zu ihnen zählt der belgische Kardinal Godfried Danneels. Vor drei Jahren hatte die Polizei seine Wohnung durchsucht und seinen Computer beschlagnahmt, um festzustellen, ob er über Missbrauchsfälle in der belgischen Kirche zwischen den 1960er- und 80er-Jahren informiert war. Mindestens 475 Kinder sollen in dieser Zeit Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sein. Benedikt XVI. hatte die Vorgehensweise der Polizei scharf verurteilt.

Der katholsiche Primas von Irland, Kardinal Sean Brady

EPA/Paul McErlane

Auch der irische Primas Kardinal Sean Brady gerät im Vorfeld des Konklaves aufgrund der von ihm eingestandenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen unter Druck

Brady: Fehler im Umgang mit Missbrauch eingeräumt

Auch der irische Primas Sean Brady wurde beschuldigt, die Skandale rund um pädophile Priester in seiner Heimat verheimlicht zu haben. Der Kardinal hatte im vergangenen Mai Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen in den 1970er Jahren eingeräumt. „Die Eltern aller Opfer hätten informiert werden müssen. Ich bedauere es sehr, dass sie es nicht wurden; wären sie jetzt in der gleichen Situation, würde ich natürlich darauf bestehen, dass sie informiert werden“, so der Kardinal.

In den USA geriet auch Kardinal Justin Rigali, Erzbischof von Philadelphia, ins Visier von Anti-Pädophilie-Verbänden. Ihm wird vorgeworfen, keine Aufklärungsarbeit in 37 Verdachtsfällen des sexuellen Missbrauchs geleistet zu haben. Ähnliche Vorwürfe wurden gegen Australiens obersten katholischen Würdenträger, Erzbischof George Pell von Sydney, erhoben. Eine von der Regierung eingesetzte Untersuchungskommission befasst sich seit vergangenem November mit dem Missbrauch von Kindern in der australischen katholischen Kirche.

Kardinal Roger Mahony

EPA/Armando Arorizo

Kardinal Roger Mahony hat über seinen Twitter-Accout angekündigt, dass er am Konklave teilnehmen wird

„Mahony muss selbst entscheiden“

Die Diskussion rund um die wegen der Missbrauchsskandale unter Druck geratenen Kardinäle belastet den Vatikan. Nach den geltenden Normen hat jedoch jeder Kardinal unter 80 das Recht und die Pflicht, zum Konklave zu erscheinen, heißt es in Rom. „Mahony muss selber entscheiden, ob er auf die Teilnahme am Konklave verzichten will. Dieser Beschluss betrifft allein sein Gewissen“, sagte Bischof Gianfranco Girotti, Regent der Apostolischen Pönitentiarie, nach Angaben der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ (Mittwoch-Ausgabe).

Mahony scheint jedoch nicht bereit, auf seine Reise nach Rom zu verzichten. „Ich plane, in Rom zu sein, um den neuen Papst zu wählen“, schrieb der Kardinal zuletzt auf seinem Twitter-Account. Seine Kritiker reagierten scharf. „Mahony, please stay at home!“, hieß es im Internet.

APA

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