Kardinäle beginnen mit Vorbereitungen auf Konklave

Die Kardinäle der römisch-katholischen Kirche kommen am Montag zu den ersten Vorbereitungen für die Wahl eines neuen Papstes in Rom zusammen. Sie beraten auch über den Beginn des Konklaves. Mit einer Entscheidung wird aber noch nicht gerechnet.

Ab Montag treten die Kardinäle unter Leitung von Kardinaldekan Angelo Sodano zu Generalkongregationen in der vatikanischen Synodenaula zusammen. An den Sitzungen müssen die zur Papst-Wahl berechtigten Kardinäle teilnehmen, sobald sie in Rom eingetroffen sind. Wahlberechtigt sind diejenigen Würdenträger, die mit Beginn der Sedisvakanz am Abend des 28. Februar das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Über 200 Purpurträger wurden am Freitag in einem Brief offiziell dazu aufgefordert, sich in Rom zu versammeln.

Noch nicht alle Kardinäle eingetroffen

Wie viele Kardinäle an dem ersten Treffen in der Synodenaula des Vatikans teilnehmen, war noch unklar. Ein Teil der Kardinäle, die am Konklave teilnehmen, wird erst zwischen 4. und 6. März in Rom eintreffen. Aktuell seien 66 aus den Diözesen der Weltkirche angereiste Kardinäle zur Vorbereitung auf die Papst-Wahl an Ort und Stelle, berichtete Vatikan-Sprecher Federico Lombardi am Samstag bei einer Pressekonferenz in der Sala Stampa. Weitere 75 Kardinäle lebten ständig im Vatikan oder in Rom, so Lombardi.

viele Kardinäle

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Die Kardinäle aus aller Welt müssen sich zunächst über die Rahmenbedingungen des Konklaves einigen

Die Generalkongregationen müssen das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes vorbereiten. Dazu gehört die Entscheidung über den Beginn der Papst-Wahl, die in einer der ersten Sitzungen fallen muss. Die Abstimmung über den Beginn des Konklaves dürfte nach Ansicht von Beobachtern kaum vor Mitte der Woche erfolgen. Eine Entscheidung wird im Laufe der Woche erwartet. Italienische Medien spekulierten am Sonntag, das Konklave könnte am 11. März beginnen.

Kein Angelusgebet bis zum neuen Papst

Die Sixtinische Kapelle, Ort der kommenden Papst-Wahl, ist nach wie vor für die Besucher der Vatikan-Museen zugänglich. Die Umbau- und Vorbereitungsarbeiten für das Konklave hätten noch nicht begonnen, berichtete Sprecher Lombardi. Obwohl auf dem Petersplatz am Sonntag kein Angelusgebet stattfand, versammelten sich dort zahlreiche Touristen und Pilger. Nach dem Rücktritt des 85-Jährigen wird das traditionelle Gebet ausgesetzt, bis ein neues Oberhaupt der katholischen Kirche gewählt ist. In den vergangenen acht Jahren kamen nach Angaben von Radio Vatikan etwa zehn Millionen Menschen zu den Angelusgebeten mit Benedikt XVI.

Benedikts Name sei auch aus dem Kanongebet während der Messe gestrichen, berichtete Lombardi weiter. Das gelte ebenfalls für seine Nennung als Bischof von Rom für den Bereich der Diözese Rom, dessen unmittelbarer Oberhirte der Papst ist.

„Papst-Wahl sollte man nicht übers Knie brechen“

Der deutsche Kardinal Walter Kasper sprach sich gegen eine Vorverlegung des Konklaves aus. „Sich kennenlernen braucht Zeit, die Papst-Wahl sollte man nicht übers Knie brechen“, sagte Kasper gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“ (Montag-Ausgabe). Das Konklave bestehe nicht aus Hinterzimmergesprächen, wie es oft dargestellt werde. „Da finden auch keine Absprachen statt, die sind sowieso verboten, aber man kommt untereinander ins Gespräch, man lernt sich gegenseitig - auch nonverbal - kennen und einschätzen.“

Im Konklave wird der deutsche Kardinal Walter Kasper der älteste Purpurträger sein - er war vor Beginn der Sedisvakanz („leerer Stuhl Petri“) 79 Jahre alt und darf deshalb gemäß den Bestimmungen mitwählen. Kasper feiert an diesem Dienstag seinen 80. Geburtstag.

„‚Vatileaks‘ kein zentrales Thema“

Die „Vatileaks“-Affäre wird nach Einschätzung des kolumbianischen Kardinals Ruben Salazar Gomez kein zentrales Thema der Generalkongregationen sein. Trotzdem wünsche er sich mehr Klarheit hinsichtlich des Dokumentendiebstahls, sagte der Kardinal der italienischen Tageszeitung „Corriere della sera“ (Sonntag-Ausgabe).

Bisher gebe es keine feste Liste von Prioritäten und Kriterien für die am Montag zusammentretende Generalkongregation. Ein zentrales Anliegen sei jedoch die Neuevangelisierung, die Ausbreitung und Vertiefung des Glaubens in den Kulturen, so Kardinal Salazar Gomez.

Kardinal Martins: Kein Ritual wie bei Dan Brown

Das Konklave ist nach Ansicht des portugiesischen Kardinals Jose Saraiva Martins weder eine Art Präsidentenwahl noch ein geheimnisumwittertes Ritual mit Intrigen wie in einem Roman von Dan Brown. Es sei unmöglich, einen Kandidaten vorauszusagen, sagte er im Interview mit der römischen Tageszeitung „Il Messaggero“ (Sonntag-Ausgabe). Denn das Konklave entwickele seine eigene Dynamik - unter Leitung des Heiliges Geistes.

Zwar kämen die meisten Kardinäle mit eigenen Vorstellungen und vielleicht auch schon mit einem konkreten Namen in die Generalkongregationen hinein, sagte Martins. Im Laufe der Debatte, bei der jeder das Wort ergreifen und jedes Thema ansprechen könne, entwickle sich jedoch Schritt für Schritt ein Bild von dem Kandidaten, den die Kirche tatsächlich brauche.

Zum Papst gewählt werden könne im Prinzip jeder Kardinal, sagte Martins, der bis zu seiner Pensionierung lange Zeit die vatikanische Heiligsprechungskongregation geleitet hatte. „Die Kirche kennt hier keine Farben, nicht weiß, gelb oder schwarz. Jeder Kardinal hat die gleiche Möglichkeit, zum Papst gewählt zu werden.“

religion.ORF.at/dpa/KAP/APA/AFP

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