„Überraschung und Freude“ in Österreich

Österreichs Bischöfe zeigen sich durch die Bank angenehm überrascht von der Wahl des neuen Papstes Franziskus am Mittwochabend. Vor allem seinen Einsatz für Arme hoben die Bischöfe in ihren Stellungnahmen hervor.

Bischof Kapellari im Interview

Foto: APA/MARKUS LEODOLTER

„Höchst erstaunt und tief bewegt“ zeigt sich der stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Egon Kapellari

„Höchst erstaunt und tief bewegt“ hat der Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari auf die Wahl von Bergoglio reagiert. Der stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz nannte es in einer ersten Reaktion ein „starkes Symbol“, dass der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri fortan den Namen eines populären Heiligen und „herausragenden Liebenden der Kirche und der Menschen“ trägt. Diese „prophetische Geste“ zeige, dass der neuen Papst die soziale Dimension des christlichen Glaubens sehr ernst nehme, so Kapellari. Zugleich sieht er in der Wahl eines Mannes aus Lateinamerika eine Verdeutlichung, „dass wir eine Weltkirche sind“.

Kapellari: „beeindruckend schlicht und leise“

„Überrascht“ sei er, weil er nach dem vergleichsweise kurzen Konklave mit der Wahl eines Italieners gerechnet hätte, sagte der Grazer Bischof. Bergoglio sei zudem kein Name gewesen, der zuletzt als Favorit gegolten habe. Andererseits sei der 76-jährige Argentinier bereits vor acht Jahren dem Vernehmen nach im Blickfeld gewesen und seine nunmehrige Wahl somit „auch wieder nicht überraschend“, erinnerte Kapellari.

Den ersten Auftritt von Franziskus auf der Loggia des Petersdoms empfand Bischof Kapellari, wie er sagte, als „beeindruckend schlicht und leise“ jenseits von Pathos und „Theatralik“. Dass der Papst sich vor dem Segen der am Petersplatz versammelten Gläubigen an diese mit der Bitte wandte, sich erst still und fürbittend für ihn an Gott zu wenden, sei eine „neue Dramaturgie“, die beeindrucke. „Die Leute werden ihn mögen“, prophezeite Kapellari.

Alois Kothgasser sprechend

APA/Barbara Gindl

Der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser hebt Jorge Mario Bergoglios Einsatz für die Armen und für Gerechtigkeit hervor

Kothgasser: Dienst an Armen vorrangig

Den Einsatz für die Armen und für Gerechtigkeit hob der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser in einer ersten Reaktion auf die Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst. Dass mit seinem neuen Namen ein Programm verbunden sei, das für die Menschenfreundlichkeit Gottes und die Nähe zu den Menschen stehe, sei höchst erfreulich. „Franziskus steht für die optionale Vorrangigkeit des Dienstes an die Armen“, so Kothgasser.

Gerade als Jesuit, der aus Argentinien stammt, könne der neue Papst viel zur Ökumene beitragen: „Der Papst wird fortsetzen, was sein Vorgänger versucht hat. Als Erzbischof von Buenos Aires kennt er viele Christen anderer Konfessionen und als Jesuit ist ihm eine echte Offenheit für das Miteinander der Christen auf der ganzen Welt ein wirkliches Anliegen“, so Erzbischof Kothgasser. „Dem neuen Papst bewusst, dass im dritten Jahrtausend dieses Miteinander höchst notwendig und dringlich ist.“

Kothgasser schätzt den neuen Papst als konsequenten Menschen ein, der auf die Menschen im Sinne des Evangeliums zugehe und darin die Frohe Botschaft lebe und zu verwirklichen suche. Der Salzburger Erzbischof kennt Argentinien von mehreren Besuchen. Er habe stets die „Offenheit und Einfachheit“ in diesem Land, das „für die katholische Kirche von großer Bedeutung ist“, geschätzt, so Kothgasser.

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics

APA/Robert Jäger

Für den Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics war die Wahl eine „Überraschung, die ein Grund zur Freude ist“

Zsifkovics „tief beeindruckt“

Als „Überraschung, die ein Grund zur Freude ist“, bezeichnete der Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics am Donnerstag die Wahl von Kardinal Jorge Mario Bergoglio zum neuen Papst. Die Tatsache, dass mit Franziskus ein Mann Papst wurde, der nicht aus Europa kommt, sei für die Weltkirche „eine neue Dimension", erklärte Zsifkovics in einer Aussendung.

„Franziskus steht, so denke ich, nicht nur für einen großen und einzigartigen Heiligen, er steht gleichzeitig für ein Programm", so der Diözesanbischof. Der erste, schlichte Auftritt auf der Loggia des Petersdomes habe ihn tief beeindruckt. Persönlich wünsche er sich vom neuen Papst, dass er die Fähigkeit „des Hinhörens und des Dialoges" so einbringen könne, dass er mit seinen Mitarbeitern und den Bischöfen aus aller Welt „befreit und offen" reden könne.

Für Zsifkovics steht außer Frage, dass ein Schwerpunkt im nun beginnenden Pontifikat das Thema der sozialen Gerechtigkeit sein wird. Dafür spreche nicht nur Bergoglios bisheriges Wirken, sondern auch die Wahl seines Papstnamens. „Franziskus steht nicht nur für einen großen und einzigartigen Heiligen, er steht gleichzeitig für ein Programm.“ Im vorgerückten Alter des neuen Papstes sieht Bischof Zsifkovics kein Problem. Er erinnerte an den Konzilspapst Johannes XXIII., der „trotz hohen Alters die Kirche sehr lebendig geführt“ habe.

Bischlof Ludwig Schwarz vor einem Gemälde.

APA/Robert Newald

Auch der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz kommentierte die Wahl des neuen Papstes positiv. Er werde ein „Fürsprecher für Notleidende“ sein.

Schwarz: Fürsprecher für Notleidende

Die erste Reaktion des Linzer Diözesanbischofs Ludwig Schwarz auf den neuen Papst: „Ich freue mich, dass ein Lateinamerikaner zum neuen Papst gewählt wurde. Mit ca. 700 Millionen Katholikinnen und Katholiken bildet die Kirche in Lateinamerika die Hälfte der Weltkirche. Der neue Papst kennt die große Not in den Ländern des Südens und wird ein Fürsprecher für die notleidenden Menschen sein“, so Schwarz. Papst Franziskus werde die Einheit der Kirche in den Blick nehmen, er wolle alle im Schiff der Kirche begleiten.

Der neue Papst habe sich, so Bischof Schwarz, stets durch einen bescheidenen Lebensstil ausgezeichnet. „Immer schon hatte er ein Herz für die Armen und Bedürftigen und wird sich dadurch auch für die Armen im Sinn des Evangeliums einsetzen.“ Mit der Wahl seines Namens bringe Franziskus die Wertschätzung für die Lebensform des heiligen Franz von Assisi zum Ausdruck, und das schätzten auch die Jugendlichen von heute, so Schwarz. „Wie sein Namenspatron hat der neue Papst ein Herz für die Jugend.“

Küng: Überrascht und beeindruckt

Auch der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng zeigte sich überrascht und zugleich sehr beeindruckt von der Wahl. „Die Kirche hat wieder einmal gezeigt, dass sie immer für eine Überraschung gut ist“, sagte Küng in einer ersten Stellungnahme. Ihn habe vor allem beeindruckt, wie der neue Papst „mit großer Ruhe seine ersten Worte gesprochen hat“: „Er hat sofort mit dem Gebet für Benedikt XVI. begonnen und in aller Demut und Bescheidenheit den Segen gegeben.“

Die Papstwahl sei überraschend und erfreulich schnell über die Bühne gegangen, das gebe „Hoffnung für die Zukunft“, so Küng. Papst-Sein sei eine der größten Herausforderungen, die es geben kann, so der Diözesanbischof.

religion.ORF.at/KAP/APA

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