Straffes Programm für Papst Franziskus

Auf den ersten lateinamerikanischen Papst in der Geschichte der Kirche kommt zwei Tage nach seiner Wahl schon viel Arbeit zu. Ein straffes Programm für das Wochenende ist bereits bekannt.

Papst Franziskus verbrachte seine zweite Nacht im vatikanischen Gästehaus Santa Marta, in dem er bis zur Restaurierung der päpstlichen Wohnung im Apostolischen Palast leben wird. Laut italienischen Medien verbrachte er eine „ruhige Nacht“. Am Donnerstag hatte der neue Papst in der Sixtinischen Kapelle einen Gottesdienst mit den 114 Papst-Wählern, darunter dem Wiener Erzbischof Christoph Schönborn, zelebriert.

Treffen mit Journalisten

Der neue Papst empfing am Freitag in der Sixtinischen Kapelle alle Kardinäle, auch denjenigen, die sich nicht an der Wahl beteiligt hatten. Zuvor hatten ihn einige Vatikan-Beschäftigte beim Verlassen des Gästehauses Santa Marta mit Applaus empfangen, wie die Nachrichtenagentur ANSA am Freitag berichtete.

Am Samstag wird Franziskus in der Aula Nervi Journalisten treffen. Am Sonntag wird er sein erstes Angelusgebet sprechen. Daran werden sich voraussichtlich bis zu eine Million Pilger beteiligen, wie italienische Medien berichteten. In Rom wurden strenge Sicherheitsvorkehrungen für den erwarteten Massenansturm von Gläubigen ergriffen.

Bilder von Papst Franziskus in einem Geschäft im Vatikan

APA/EPA/M ichael Kapeller

Mit einem weiteren Massenansturm von Pilgern wird gerechnet

Am Dienstag wird Franziskus mit einem feierlichen Gottesdienst um 9.30 Uhr in sein neues Amt eingeführt. Bei der Messe werden Delegationen aus der ganzen Welt und viele Staats- und Regierungschefs anwesend sein, darunter die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und die Präsidentin seines Heimatlandes, Cristina Fernandez de Kirchner. Sie hatte zu dem bisherigen Erzbischof von Buenos Aires ein eher gespanntes Verhältnis, weil er oft gegen die Regierungspolitik etwa in Sachen Homosexuellenehe und Abtreibungsrecht Front machte.

Fischer, Faymann, Spindelegger angesagt

Aus Österreich haben Bundespräsident Heinz Fischer, Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) ihre Teilnahme bereits zugesagt.

Bei dem Gottesdienst erhält Franziskus die Insignien der päpstlichen Macht, unter anderem das Pallium, eine Art Stola, und den Fischerring. Demnächst will er sich auch mit seinem Vorgänger treffen, wie Lombardi ankündigte. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. hatte sich nach Castel Gandolfo zurückgezogen. Joseph Ratzinger war aus Altersgründen am 28. Februar zurückgetreten.

Medien: „Epochale Wahl“

Während der Messe in der Sixtinischen Kapelle warnte Franziskus am Donnerstagabend die katholische Kirche davor, Gott aus dem Blick zu verlieren. Ohne die Verkündigung Jesu „werden wir eine mitleidige regierungsunabhängige Organisation“, sagte das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken.

Papst Franziskus liest die Messe in der Peterskirche

APA/EPA/ANSA/L'Osservatore Romano

Der Gottesdienst „Per la Chiesa“ („Für die Kirche“) beendete am Donnerstagabend offiziell das Konklave

Zu Beginn seines ersten Arbeitstages hatte der erste Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri am Vormittag in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore gebetet. Italienische Kommentatoren sprachen von einer „epochalen Wahl“. Der Jesuit Bergoglio gab sich den Papst-Namen Franziskus nach dem heiligen Franz von Assisi - auch das einmalig in der Kirchengeschichte. Erstmals seit dem Syrer Gregor III. im 8. Jahrhundert stammt ein Papst nicht aus Europa.

„Möge Gott Euch vergeben“

Der Nachfolger des deutschen Papstes Benedikt XVI. wird als Anwalt der Armen bezeichnet und weckt so Hoffnungen auf mehr soziale Gerechtigkeit und ein friedlicheres Miteinander der Religionen. Zugleich äußern Experten die Erwartung, dass mit ihm auch innerhalb der Kirche ein Signal für Aufbruch und Erneuerung gegeben wird.

Nach der Wahl zum Papst habe der Argentinier Sinn für Humor gezeigt, verriet ein spanischer Kardinal. „Möge Gott Euch vergeben, was Ihr getan habt“, scherzte Franziskus mit den Kardinälen, wie der Spanier Carlos Amigo der Madrider „El Mundo“ (Onlineausgabe) zufolge sagte.

religion.ORF.at/APA/dpa

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