Der Segen „Urbi et Orbi“

Der apostolische Segen „Urbi et Orbi“ gehört zu den bekanntesten Riten der römisch-katholischen Kirche. Die imperiale Formel „der Stadt und dem Erdkreis“ geht auf die alten Römer zurück.

Das antike Reichsbewusstsein der Römer setzte die Stadt Rom (urbs) mit dem Erdkreis (orbis) gleich. Der Begriff soll ausdrücken, dass der Papst sowohl Bischof von Rom als auch Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ist. Mit „orbi“ wird kurzerhand die ganze Welt umfasst. Die Kirche fügte die Formel erstmals im 13. Jahrhundert in das offizielle Ritual ein.

Papst Johannes Paul II. spendet den Segen "Urbi et Orbi" zu Weihnachten 1996

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Papst Johannes Paul II. bei Spenden des Segens „Urbi et Orbi“ zu Weihnachten 1996

Heute wird der Segen zu feierlichen Anlässen, etwa am Ostersonntag, am Christtag oder nach einer Papst-Wahl, erteilt. Er muss vom Papst als Bischof von Rom und als Oberhaupt der Weltkirche gespendet werden. Mit päpstlicher Erlaubnis können auch Kardinäle, Bischöfe oder Priester den Segen erteilen.

Ablass per Radio, TV und Internet

Die Zeremonie auf dem Petersplatz ist für alle Gläubigen mit einem Sündenablass verbunden. Die Grußbotschaft wird in mehr als 60 Sprachen gesprochen. Zu dem Segen strömen alljährlich Tausende auf den Petersplatz. Millionen verfolgen weltweit über Radio, Fernsehen und Internet das Geschehen. Der Segen wird gewöhnlich von der Loggia über den Portalen des Petersdoms erteilt, der sogenannten Benediktionsloggia.

Papst Benedikt XVI. spendet seinen letzten Weihnachtssegen "Urbi et Orbi"

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Papst Benedikt XVI. sagte im Dezember 2012 zum letzten Mal „Urbi et Orbi“

Die Übertragung per Fernsehen hat auch eine theologische Komponente, die nicht allgemein bekannt ist: Mit dem Segen „Urbi et Orbi“ ist nach katholischer Lehre allen, die ihn hören oder sehen und „guten Willens“ sind, ein „vollkommener Ablass“ gewährt. Früher war für diesen Gnadenakt, durch den die Sündenstrafen erlassen (nicht aber die Sünden selbst vergeben) werden, die physische Anwesenheit des Empfängers auf dem Platz bzw. in Sichtweite des Spenders notwendig. Seit 1967 kann der Segen auch über Radio, seit 1985 über das Fernsehen und seit 1995 auch über das Internet gültig empfangen werden.

Für viele bedeutungslos

Für die meisten Menschen in Deutschland hat der Weihnachtssegen des Papstes einer Umfrage zufolge übrigens keine Bedeutung. Nur 16 Prozent messen dem Segen „Urbi et Orbi“ von Papst Benedikt XVI. große oder sehr große Bedeutung bei, wie eine am 20. Dezember 2012 veröffentlichte Umfrage für das Magazin „Stern“ ergab. Für 30 Prozent habe dieser Segen kaum eine Bedeutung, für 54 Prozent gar keine.

Der Umfrage zufolge ist der Segen „Urbi et orbi“ einem guten Fünftel der Katholiken wichtig und für 16 Prozent sehr wichtig. Allerdings sagt auch hier eine Mehrheit von 62 Prozent: Der Weihnachtssegen hat für mich keine Bedeutung.

religion.ORF.at/KAP/APA/dpa