Tschechien: Orthodoxer Metropolit tritt zurück

Der wegen angeblicher Frauenaffären in die Schlagzeilen geratene Leiter der orthodoxen Kirche Tschechiens und der Slowakei, Metropolit Krystof, ist zurückgetreten. Kommissarischer Kirchenleiter wird Erzbischof Simeon.

Der 59-jährige Krystof habe sich zu diesem Schritt entschlossen, „um den Frieden in der Kirche zu bewahren“, teilte der Pressesprecher des Heiligen Synods, des obersten Gremiums der Kirche für Tschechien, Roman Juriga, mit. Bis zur Wahl eines Nachfolgers übernehme der Erzbischof von Olmütz-Brünn, Simeon (87), die kommissarische Leitung der Kirche, berichtet die deutsche katholische Nachrichtenagentur KNA.

Mönchsgelübde gebrochen?

Krystof, seit 2006 Leiter von rund 100.000 orthodoxen slowakischen und tschechischen Gläubigen, hatte die von einem privaten Fernsehsender verbreiteten Anschuldigungen zuvor zurückgewiesen und rechtliche Schritte angekündigt. Der Sender „TV Nova“ hatte vor einigen Wochen berichtet, das Kirchenoberhaupt habe sein Mönchsgelübde gebrochen, sei mit Frauen sexuelle Beziehungen eingegangen und habe dabei mehrere Kinder gezeugt. Anfang April hatte sich der Metropolit öffentlich zu zwei Töchtern bekannt, die er vor Ablegung des Mönchsgelübdes gezeugt habe. Von weiteren Kindern - sein Sekretär hatte von bis zu zehn gesprochen - wisse er nichts. Die vorgelegten Fotos seien nicht aussagekräftig.

Kirchensprecher Juriga sagte, die orthodoxen Bischöfe Tschechiens und der Slowakei glaubten, dass Krystofs Rücktritt die Lage der Kirche beruhigen und das Bild der Kirche in der Gesellschaft verbessern werde. Der einstige Metropolit hatte die Attacke auf seine Person vor einigen Wochen mit der vom Staat jüngst beschlossenen Entschädigung der Kirche für die Enteignung durch das einstige kommunistische Regime erklärt. Manche wollten die umgerechnet mehr als 40 Millionen Euro ausschließlich für humanitäre Projekte verwenden, andere hingegen mehr Geld an die Geistlichen verteilen.

Orthodoxe Regeln

Die orthodoxe Kirche weiht auch verheiratete Männer zu Priestern. Auch eine Heirat nach der Priesterweihe ist ausgeschlossen. Orthodoxe Bischöfe müssen allerdings zölibatär leben.

Krystof (Radim Pulec) wurde 1974 zum Priester geweiht. 1985 legte er das Mönchsgelübde ab. Seit 2000 war er Erzbischof von Prag. Nach dem Tod von Metropolit Nikolaj wählte ihn ein aus Klerikern und Laien zusammengesetztes Landeskonzil 2006 zum Kirchenoberhaupt. Im Zuge der Gründung Tschechiens und der Slowakei 1993 hatte auch die orthodoxe Kirche der Tschechoslowakei zwei selbstständige Leitungsgremien bekommen. Gemeinsames Oberhaupt ist der „Prager Erzbischof und Metropolit der Tschechischen Länder und der Slowakei“.

KAP

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