Zeitung: Kirchenkritiker Küng hofft auf Rehabilitierung

Der Tübinger Theologe und Kirchenkritiker Hans Küng hofft, von Papst Franziskus rehabilitiert zu werden. Das sagte der 85-Jährige der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe).

„Es wäre ein Zeichen für viele, dass Unrecht wieder gutgemacht wird“, so der Theologe. Er hoffe, dass dies „noch zu meinen Lebzeiten geschieht“, fügte er hinzu. Küng war 1979 von der Deutschen Bischofskonferenz die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen worden. Er hatte unter anderem das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit kritisiert. Küng ist heute Präsident der „Stiftung Weltethos“, wird dieses Amt jedoch in Kürze aus Altersgründen abgeben.

Keine Vorschusslorbeeren

Der neue Papst selbst bekommt von dem kritischen Theologen Küng allerdings keine Vorschusslorbeeren. „Die Gretchenfrage an den neuen Papst lautet: ‚Wie hältst Du’s mit Reformen?‘“, sagte Küng 14. März der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Tübingen. „Führt er endlich die Reformen in der Kirche durch, die sich über Jahrzehnte unter seinen Vorgängern angestaut haben? Oder soll es im Grunde so weitergehen wie bisher?“

Hans Küng

APA/EPA/Rainer Jensen

Hans Küng

Wenn Franziskus Reformen anpacke, sei ihm eine breite Zustimmung der Katholiken sicher, so Küng. Sollte er aber die konservative Linie von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. fortsetzen, werde das in der Kirche „Reformen von unten provozieren, auch ohne Billigung durch die Hierarchie und oft sogar gegen die Vereitelungsversuche der Hierarchie“, warnte der 85-Jährige. Küng ruft die Bischöfe und die Kirchenmitglieder seit Jahren zum Ungehorsam gegen den Kurs der Kurie auf.

Benedikt XVI. als Schattenpapst?

Küng fürchtet, dass Benedikt XVI. nach seinem Rücktritt als Schattenpapst weiter Einfluss auf wichtige Entscheidungen im Vatikan nehmen wird. Benedikt habe alle Weichen gestellt, um seine Machtposition zu sichern, sagte Küng vor dem Konklave in Tübingen. Das sei für den neuen Papst eine große Bürde. „Er wird in jedem Fall gehindert sein durch diesen Schattenpapst“, so Küng am 11. März.

So sei es ein alarmierendes Signal, dass Benedikt XVI. seine Altersresidenz im Vatikan, also mitten im Zentrum der Macht, gewählt habe. Hinzu komme, dass er nach Angaben seines Pressesprechers weiterhin Kontakt zu den Kardinälen halten wolle. Und schließlich bleibe sein Privatsekretär Georg Gänswein, der „ein großer Strippenzieher“ sei, gleichzeitig in einflussreicher Position an der Spitze der Präfektur des päpstlichen Hauses. Dadurch ergäben sich für Benedikt viele Möglichkeiten zur Einflussnahme.

„Sehr gefährliche Sache“

„Das ist wirklich eine sehr gefährliche Sache“, sagte der Tübinger Theologieprofessor. Denn wenn der neue Papst zu Reformen bereit sein sollte, könnten sich konservative Kardinäle immer an den alten Papst wenden und so eine mächtige Opposition aufbauen.

religion.ORF.at/APA/dpa

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