Zwei orthodoxe Bischöfe in Syrien entführt

In Syrien wurden am Montag zwei christliche Bischöfe entführt. Es handelt sich um den syrisch-orthodoxen Metropoliten von Aleppo, Mar Gregorios Johanna Ibrahim, und seinen griechisch-orthodoxen Kollegen Bulos Jasidschi.

Der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Yohanna Ibrahim

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Johanna Ibrahim

Sowohl die Regime-Nachrichtenagentur Sana als auch die Rebellen bestätigten die Entführung. Wer dafür verantwortlich ist, war zunächst unklar. Sana berichtete, die Männer seien von Rebellen in der Provinz Aleppo verschleppt worden. Die griechisch-orthodoxe Diözese wollte sich auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht zu dem Bericht äußern.

Fahrer getötet

Christliche Bewohner von Aleppo sagten, Ibrahim sei im Auto unterwegs gewesen, um Jazigi vom Übergang Bab al-Hawa an der türkischen Grenze abzuholen, der von Aufständischen kontrolliert wird. Das Auto sei auf dem Rückweg von bewaffneten Männern gestoppt worden. Diese hätten den Fahrer getötet und die beiden Bischöfe entführt.

Etwa ein Zehntel der 23 Millionen Syrer sind Christen. Der zum Bürgerkrieg ausgewachsene Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad, der seit zwei Jahren schwelt, wird unter anderem von radikalen Islamisten getragen. In dem Konflikt zwischen syrischer Armee und Aufständischen kamen nach UN-Angaben bisher bereits mehr als 70.000 Menschen ums Leben. Angesichts der unsicheren Lage nehmen auch die Entführungen in dem Land zu.

„Mein Leben ist in ernsthafter Gefahr“

Mar Gregorios hatte sich im vergangenen November in Wien aufgehalten und erklärt, in dem „schmutzigen Krieg innerhalb von Syrien“ werde es „auf beiden Seiten nur Verlierer“ geben. Er warnte zugleich vor einer ethnischen oder religiösen Spaltung Syriens und sprach sich trotz allen Leides gegen einen gezielten Exodus der Christen aus ihrer historischen Heimat aus.

In einem Interview mit CSI-Österreich (Christian Solidarity International) war Mar Gregorios außerdem vor kurzem für einen umgehenden Waffenstillstand in Syrien eingetreten. „Wenn diese Kämpfe andauern, wird Syrien in einem Jahr ein totes Land sein“, so der Metropolit. Seine Entführung zeige deutlich, dass massive Kräfte in Syrien an einer Vertreibung der Christen interessiert sei, betonte CSI in einer Aussendung. Auf die Frage, ob er um sein Leben fürchte, hatte Mar Gregorios geantwortet: „Ja, mein Leben ist in ernsthafter Gefahr! Doch ich werde, komme was wolle, in Aleppo bei meiner Gemeinde bleiben.“

APA/AFP/Reuters

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