Deutschland: Zollitsch will Frauen als Diakone

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat sich für das Diakonat der Frau sowie für mehr Rechte für wiederverheiratete Geschiedene ausgesprochen.

Die römisch-katholische Kirche in Deutschland zeigt sich reformbereit: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, will künftig auch Frauen als Diakone zulassen. Auch die Situation von Katholiken, die geschieden sind und wieder geheiratet haben, müsse verbessert werden, sagte der Erzbischof am Sonntag zum Abschluss einer viertägigen Diözesanversammlung in Freiburg.

300 Experten hatten in Freiburg seit Donnerstag über die Kirche der Zukunft beraten. Der Erzbischof nahm die Vorschläge am Sonntag auf und rief dazu auf, die Reformdebatte in der katholischen Kirche fortzuführen. Dies betreffe nicht nur Freiburg, sondern alle deutschen Diözesen.

Erzbischof Robert Zollitsch

APA/EPA/Patrick Seeger

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch

„Spielraum nutzen“

„Wir wollen hier in Deutschland den Spielraum, den wir haben, nutzen und Veränderungen anstoßen“, sagte der Freiburger Erzbischof. „Dies aber auf Grundlage der Lehre der katholischen Kirche.“ Dies bedeute, dass das Priesteramt weiter den Männern vorbehalten bleibe. Auch an der Ehelosigkeit von Priestern werde nicht gerüttelt.

Das Diakonat der Frau, wie es unter anderem vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) schon lange gefordert wird, sei dagegen kein Tabu, sagte Zollitsch. Für Frauen werde es ein spezielles Amt als Diakoninnen geben. Diakone sind an der Seite des Priesters in der Seelsorge tätig, haben aber keine Priesterweihe.

Innerhalb der Bischofskonferenz gibt es bezüglich des Diakonats für Frauen aber offensichtlich unterschiedliche Meinungen. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sieht beispielsweise keine Chance für die Weihe von Frauen zu Diakoninnen. Voderholzer erklärte auf der Internetseite seiner Diözese, genauso wie das Priester- und Bischofsamt gehöre der Diakonat untrennbar zu einem Weihesakrament. Dieses Sakrament sei gemäß der biblisch begründeten Tradition der Kirche Männern vorbehalten.

Zudem hat seiner Meinung nach eine Äbtissin, Generaloberin, Ordinariatsrätin oder Rektorin einer kirchlichen Schule „wesentlich mehr Gestaltungsmöglichkeiten“ als dies in einem neu entwickelten Dienstamt für Frauen möglich wäre. Dabei bezog er sich ausdrücklich auf aktuelle Aussagen Zollitschs.

Anknüpfung an frühkirchliche Tradition

Bei der Frühjahrsvollversammlung der Bischofskonferenz hatte Kurienkardinal Walter Kasper angeregt, über ein eigenes Diakoninnenamt nachzudenken, eine Art „Gemeinde-Diakonin“. Auch der Vorsitzende der Seelsorge-Kommission der Bischofskonferenz, Bischof Franz-Josef Bode, hatte diese Anregung begrüßt. Dabei, so Kasper, könne man an die besondere Diakoninnentradition in der frühen Kirche anknüpfen, die bis heute in einigen orthodoxen Kirchen des Ostens fortbestehe.

Dieses Amt war nach dem heutigen Stand der Forschung vom Diakonenamt der Männer wesentlich verschieden, das bis heute als Vorstufe zur Priester- und Bischofsweihe gilt. Nicht zuletzt deshalb ist eine Teilhabe von Frauen am priesterlichen Weiheamt und dem dazu gehörenden, Männern vorbehaltenen Diakonat nach Kaspers Meinung aus dogmatischen Gründen nicht möglich. Unabhängig von diesen Fragen hatten sich die Bischöfe verpflichtet, den Anteil von Frauen bei den Leitungspositionen, die die Weihe nicht voraussetzen, deutlich zu erhöhen.

Diakoninnen-Ausbildung bereits im Gang

Das „Zentralkomitee der Katholiken“ (ZdK) und das „Netzwerk Diakonat der Frau“ wollen die aktuelle Situation nicht hinnehmen und begehen deshalb am 29. April den „Tag der Diakonin“ zum ersten Mal gemeinsam. „Es geht darum, das Thema in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken und ihm eine öffentliche Bedeutung zu verleihen“, sagte „Netzwerk“-Vorsitzende Irmentraud Kobusch gegenüber dem offiziellen Internetportal der katholischen Kirche Deutschlands: „Die Zeit ist einfach reif. Es zeichnet sich schon länger ab, dass sich die jüngere Generation keinen langen Atem mehr haben wird.“ Zu lange sei die Frage schon unbeantwortet.

Nach dem Willen der Veranstalter sei der „Tag der Diakonin“ vor allem zugunsten der Kirche, wie Kobusch erklärte. „80 Prozent des Dienstes am Menschen wird in der Kirche von Frauen verrichtet. Das heißt, die Kirche würde ganz viel an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn die Frauen im Amt des Diakonats präsent wären.“ Natürlich könnten die Frauen Kranke pflegen oder sich um Obdachlose kümmern, ohne dafür die Weihe empfangen zu haben. Aber einige dieser Frauen fühlten sich „zum Amt der Diakonin berufen“.

Das Netzwerk habe diesen Frauen vor einigen Jahren die Möglichkeit geboten, dieser Berufung nachzuspüren und sich für Leitungsdienst in einer diakonischen Kirche zu qualifizieren. Dabei sei es um mehr als um die reine Vorbereitung für den „Fall der Fälle“ gegangen, machte Kobusch deutlich: „Die 23 Frauen, die wir bisher ausgebildet haben, geben dem weiblichen Diakonat ein Gesicht und ihrer Hoffnung eine Berufungsgeschichte. Und sie tragen auch dazu bei, im Leben zu erproben, was das eigentlich heißen könnte, ein Diakonat der Frau.“

Mehr Rechte für wiederverheiratete Geschiedene?

Neben seinen Aussagen zum Frauen-Diakonat signaliserte Erzbischof Zollitsch am Sonntag außerdem seine Bereitschaft, die Rechte der wiederverheirateten Geschiedenen zu erweitern. Ihnen solle zum Beispiel der Zugang zu kirchlichen Ämtern, wie dem Pfarrgemeinderat, ermöglicht werden, so Zollitsch. Von diesen sind sie bislang ausgeschlossen. Zudem werde geprüft, ob wiederverheiratete Geschiedene Sakramente, wie zum Beispiel die Kommunion, erhalten können oder die Beichte ablegen dürfen.

Zudem kündigte Zollitsch eine Reform des katholischen Arbeitsrechts an. Die Bischofskonferenz habe dafür eine Arbeitsgruppe unter seiner Leitung eingerichtet, Ergebnisse werde es in drei Jahren geben.

KAP/dpa