Himmelfahrten in den Religionen

Christen feiern am Donnertag die Himmelfahrt Jesu Christi. Solche „Erhöhungen“ in den Himmel kannte man auch in anderen Religionen zu allen Zeiten. Verbunden sind diese Entrückungen mit einem besonders verdienstvollen Leben.

Seit dem vierten Jahrhundert feiern Christen die Himmelfahrt Jesu am 40. Tag nach Ostern. Das Fest Christi Himmelfahrt ist somit die Fortführung des Ostergeschehens. Über 40 Tage hindurch begegnet Jesus nach seiner Auferstehung zu Ostern seinen Jüngern, bevor er in den Himmel aufgenommen wird. Er wird dadurch aber nicht einfach als der Welt entrückt verstanden, sondern als ihr in anderer, besonderer Weise gegenwärtig. Verbunden mit dem Glauben an Jesus Christus ist der Glaube an das den Tod überwindende Leben.

Christentum

In manchen Gemeinden wurde die Himmelfahrt inszeniert, indem eine Christusstatue mit Seilen auf den Kirchturm gezogen wurde. Zehn Tage später, zu Pfingsten, wurde sie wieder heruntergelassen - als Sinnbild der Herabsendung des Heiligen Geistes.

Christen feiern auch die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel - Mariä Himmelfahrt in der katholischen Tradition, als „Heimgang Mariens“ bei den Altkatholiken oder die, allerdings nicht leiblich verstandene, „Entschlafung der hochheiligen Meisterin unser, der Gottesgebärerin“ in den orthodoxen Kirchen am 15. August - mehr dazu in Die Himmelfahrt einer Jungfrau. Mit diesem Fest endet in den Ostkirchen das Kirchenjahr.

Christi Himmelfahrt in einer Darstellung in einem Kodex in der Biblioteca Mediceo Laurenziana aus dem 6. Jahrhundert

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Christi Himmelfahrt in einer Darstellung aus dem 6. Jahrhundert

Himmelsvorstellungen sind vielfach mit Vorstellungen eines Jenseits verknüpft, wohin die Seelen nach dem Tod gelangen können: Vorausgesetzt, man hat sich zu Lebzeiten der jeweiligen Tradition entsprechend richtig verhalten. Falls nicht, landet man in unterschiedlich gearteten Höllen. Damit verbunden ist die Frage, was nach dem Tod eines Menschen mit seinem Wesen, seiner Seele geschieht. Viele Religionen antworten darauf mit der Vorstellung, das Individuum wechsle nach oder mit dem Tod den Seinszustand.

Buddhismus

Im Buddhismus etwa gibt es keine Himmels- oder Paradiesvorstellung, vielmehr ist das Ziel das Ende des Kreislaufs der Wiedergeburten. Das Streben von Buddhisten gilt dem Überwinden der Bindung an die Welt und die Leidenschaften. Der tibetische Buddhismus kennt den Zwischenzustand Bardo zwischen den Wiedergeburten - solange der Kreislauf nicht durchbrochen ist.

Ägypten

„Himmelfahrten“ kannten schon die Ägypter mehr als 2.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Die Überfuhr aus der Welt der Lebenden in den Himmel war den Pharaonen vorbehalten. Sie galten als Inkarnationen einer alles beherrschenden gerechten Ordnung (Ma’at). Ziel des Lebens war die Aufrechterhaltung dieser Ordnung. Für einen Pharao war sein Tod der Ausgangspunkt für seine Himmelsreise und damit seiner Unsterblichkeit. In der Vorstellung der alten Ägypter wurde aus dem Tod das Leben geboren.

Berge und Himmel mit Sonnenschein

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Berge werden vor allem in östlichen Religionen als Sitze der Götter und Seelen betrachtet

Bevor die Pharaonen die Fahrt in den Himmel antreten konnten, wurden sie einbalsamiert und mumifiziert und der Mund wurde geöffnet, damit sie von göttlicher Kraft erfüllt werden konnten. Derart gereinigt bestiegen sie die Barke des Sonnengottes Re. Der Sonnengott sollte sie aufnehmen, am Sternenhimmel untergehen und im Lichtland wieder aufgehen lassen.

Vedismus

Die vedische Religion als die zweitälteste Form der Hindu-Religionen aus der Zeit von etwa 1.500 vor unserer Zeitrechnung bezog sich auf eine für alle gültige Weltordnung, innerhalb derer viele Götter existierten. Im vedischen Glauben stand jedem Menschen die himmlische Totenwelt, das „Land der Väter“ beziehungsweise das Paradies offen.

Das galt allerdings in erster Linie für diejenigen, die zu Lebzeiten reiche Opfer darbringen konnten. So wurde quasi das gesellschaftliche System der Lebenden auf das Jenseits übertragen. Für die Gläubigen gab es ein Weiterleben im Himmel der Vorväter, in dem man von den guten Werken und den Opfern im diesseitigen Leben zehrte.

Judentum

Im biblischen Verständnis stellt der Himmel das Reich Gottes über der Erde dar. Mit dem Tod, so glaubte man im frühen Judentum, würde die Verbindung des Menschen zu Gott erlöschen. Später gibt es Hinweise auf ein ewiges Leben bei Gott - etwa im Buch Daniel 12,2: „Viele, die unter der Erde schlafend liegen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zu ewiger Schmach und Schande“. Bekannt ist der biblische Bericht des Propheten Elias, der in einem feurigen Wagen zum Himmel aufgefahren sein soll (2. Könige 2,11). Das Judentum kennt aber auch die Legenden von den Himmelfahrten Moses und Jesajas.

Islam

Auch im Islam gibt es die Überlieferung, der Prophet Mohammed sei in den Himmel aufgestiegen. Mohammed soll bei Nacht von der „heiligen Kultstätte“ in Mekka zu der „fernen Kultstätte“ in Jerusalem „gereist“ sein (Koran, Sure 17,1). Mit der Al-Aksa-Moschee („die ferne Moschee“) in Jerusalem setzte man dieser Überlieferung ein Denkmal. Die Al-Aksa-Moschee gilt als drittwichtigstes Heiligtum des Islams. Der Koran spricht auch von der Himmelfahrt Jesu, der im Islam als Prophet gilt, der von Gott zu sich erhoben wurde.

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