Vorbild Urchristen: 150 Jahre Neuapostolische Kirche
Die Neuapostolische Kirche versteht sich nach eigener Definition als Fortsetzung der christlichen Urkirche. 1863 entstand in Deutschland mit der Allgemeinen christlichen apostolischen Mission der direkte Vorläufer jener christlichen Konfession, die heute als Neuapostolische Kirche bekannt ist. Für die laut eigenen Angaben rund elf Millionen Mitglieder der Kirche ist das Jahr 2013 also ein Anlass zum Feiern.
Neuer Katechismus
Nachdem sich die Neuapostolische Kirche nach jahrelanger Arbeit Anfang 2013 mit einem neuen, mehr als 500 Seiten umfassenden Katechismus neue Leitlinien gegeben hat, wird ein weiterer Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten das Pfingstfest am Wochenende sein. Der Pfingstgottesdienst der neuapostolischen Gemeinde Hamburg wird deshalb über verschiedene Medienkanäle in alle Welt übertragen und in mehr als 20 Sprachen übersetzt.
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Neuapostolische Kirche in Dortmund-Lanstrop
Hamburg ist für die Neuapostolische Kirche ein wichtiger Ort, weil hier im 19. Jahrhundert ihr Grundstein gelegt wurde. Die Neuapostolische Kirche geht ursprünglich auf die katholisch-apostolischen Gemeinden zurück, eine Erweckungsbewegung, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts in England entstand. 1863 spaltete sich ein Teil der Bewegung rund um die Hamburger Gemeinde unter dem Namen Allgemeine christliche apostolische Mission ab. Dieser Teil wurde später zur Neuapostolischen Kirche, die heute ihren Hauptsitz in Zürich in der Schweiz hat.
Versiegelung und Apostel
Die Lehre der Neuapostolischen Kirche greift auf das Apostelamt im Urchristentum zurück. Die Leitung der Kirche liegt deshalb auch bei den sogenannten Aposteln. Ihnen steht der Stammapostel vor, der gemäß der neuapostolischen Lehre jene Rolle einnimmt, die in der Bibel Petrus gegenüber den anderen Aposteln innehatte. Der Stammapostel wird von den Bezirksaposteln unterstützt, die jeweils einem geografischen Gebiet vorstehen sowie von weiteren Aposteln.
In der Neuapostolischen Kirche gibt es drei Sakramente: Die Wassertaufe, das Abendmahl und die Versiegelung. Bei der Versiegelung wird der Gläubige durch einen Apostel „mit dem Heiligen Geist“ getauft. Wie in der Urkirche spenden Apostel durch Handauflegung an Kindern und Erwachsenen den Heiligen Geist.
Erst durch das Zusammenwirken von Wassertaufe und Versiegelung wird man „Gotteskind“ und Mitglied der Kirche. Im Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Christen heißt es: „Ich glaube, dass die mit Wasser Getauften durch einen Apostel die Gabe des Heiligen Geistes empfangen müssen, um die Gotteskindschaft und die Voraussetzungen zur Erstlingsschaft zu erlangen.“
Neuapostolische Kirche
Die Neuapostolische Kirche ist in Österreich seit 1975 staatlich anerkannt. Sie hat laut eigenen Angaben etwa 5.000 Mitglieder in 52 Gemeinden.
Sakramente für Verstorbene
Eine Besonderheit im Vergleich mit anderen christlichen Kirchen ist auch ihr Verständnis des Jenseits und der Verstorbenen. Gemäß der neuapostolischen Lehre können Sakramente auch Verstorbenen gespendet werden - drei Mal jährlich werden zu diesem Zweck eigene Gottesdienste gefeiert.
Die Neuapostolischen Christen glauben an eine baldige Wiederkehr von Jesus Christus. Diese Annahme prägt auch ihr tägliches Leben, das der Vorbereitung auf dieses Ereignis gewidmet ist.
Wechsel an der Spitze
Die Jubiläumsfeierlichkeiten zum bevorstehenden Pfingstfest werden auch einen Wechsel im Stammapostelamt mit sich bringen. Der Deutsche Wilhelm Leber - seit Pfingsten 2005 der achte Stammapostel in der Geschichte der Kirche - verabschiedet sich in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird der 54-jährige Franzose Jean-Luc Schneider. Der Gottesdienst wird laut Angaben der Kirche in rund 100 Länder auf allen fünf Kontinenten übertragen.
Auch in Österreich begeht die Neuapostolische Kirche das Jubiläum mit einer besonderen Veranstaltung: Am 29. Mai erfolgt der Spatenstich für eine neue Kirche in Wien-Penzing, durchgeführt vom Kirchenpräsidenten der Neuapostolischen Kirche in Österreich, Apostel Rudolf Kainz.
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