„Lange Nacht der Kirchen“ im Zeichen der Ökumene

In der Nacht auf Samstag findet zum neunten Mal die „Lange Nacht der Kirchen“ in ganz Österreich statt. Etwa 300.000 Menschen werden auch heuer wieder erwartet. Die Organisatoren sprechen von einer guten Gelegenheit, die ökumenische Verbundenheit der verschiedenen Kirchen wahrzunehmen.

Die „Lange Nacht der Kirchen“ ist eine „gute Gelegenheit, die ökumenische Verbundenheit aller Kirchen in Österreich“ zum Ausdruck zu bringen und Menschen zum Kennenlernen von offenen, lebendigen christlichen Gemeinschaften zu ermutigen. Das betonten der Wiener evangelische Superintendent Hansjörg Lein, der altkatholische Bischof John Okoro und der römisch-katholische Bischofsvikar Dariusz Schutzki bei der Vorstellung des Programms der „Langen Nacht der Kirchen“.

Logo der Langen Nacht der Kirchen

Lange Nacht der Kirchen

Programm

Das gesamte Programm der Langen Nacht der Kirchen 2013 - gegliedert nach einer Vielzahl von Kriterien - ist auf deren Homepage abrufbar.

Lange Nacht der Kirchen

Mehr als 730 Kirchen in ganz Österreich öffnen am 24. Mai ab 18 Uhr bis nach Mitternacht ihre Pforten und präsentieren etwa 3.000 Veranstaltungen aller christlichen Kirchen innerhalb des Ökumenischen Rates. Es ist die neunte Ausgabe des Events.

Die „Lange Nacht der Kirchen“ sei eine Chance, „Menschen neugierig zu machen, bisher Unbekanntes kennenzulernen, sich über die Schwelle zu trauen, ins Staunen zu kommen, die Vielfalt der Kirchen zu erleben und mit Fremden und Freunden ins Gespräch zu kommen“, so Superintendent Lein bei der Programmpräsentation am 13. Mai.

Man wolle in der Stimmenvielfalt der Ökumene auch und gerade die Stimmen der Kleinen zum Klingen bringen und vermitteln, dass Kirchen nicht nur sonntags geöffnet sind, sondern „tagtäglich für die Anliegen der Menschen da sind“ und sich auch zu brennenden gesellschaftspolitischen Fragen engagieren.

Zeichen gesellschaftlichen Engagements

"Als Zeichen für dieses Engagement wird es zum Beispiel eine Diskussion zum Thema ‚Strafvollzug und seelsorgerliche Begleitung von Inhaftierten‘ in der Justizanstalt Simmering geben, so Lein. „Außerdem wird ein Film mit anschließender Diskussion zum aktuellen Thema ‚Umgang mit Asylsuchenden in unserem Land‘ gezeigt.“ Auch der Humor dürfe dabei nicht zu kurz kommen: „Da und dort wird kirchliches Kabarett gespielt, bei dem wir über uns selbst lachen können“, so der Superintendent.

Das Grenzen überschreitende, ökumenische, interkonfessionelle und internationale Moment hob der altkatholische Bischof John Okoro bei der Programmpräsentation hervor: Die „Lange Nacht der Kirchen“ sei ein Angebot, „Berührungsängste abzubauen, Vorurteile zu bewältigen und Missverständnisse zu überwinden“. Zentrale Aufgabe der Kirchen sei es, „Räume der Begegnung zu ermöglichen und zu schaffen“. In der „Langen Nacht der Kirchen“ stehe die „Dialogbereitschaft als Quintessenz des Christentums“ im Mittelpunkt.

Die Veranstaltung sei Ausdruck einer Suche nach dem Verbindenden, der integrativen Arbeit und der Forcierung des Guten: „Gerade in Zeiten, in denen Kirche vorwiegend negativ in den Medien vorkommen und so oftmals ein einseitiges Bild von der christlichen Botschaft entsteht, ist es eine Herausforderung der Aktion, den christlichen Beitrag zum gelingenden Leben des Einzelnen und zum Gemeinwohl zu verdeutlichen“, ergänzte Lein.

Lichtinstallation im Wiener Stephansdom bei der Langen Nacht der Kirchen 2012

APA/Herbert Pfarrhofer

Im Wiener Stephansdom war bei der Langen Nacht der Kirchen 2012 eine beeindruckende Lichtinstallation zu sehen

Eine „Nacht des Aggiornamento“

„Die ‚Lange Nacht der Kirchen‘ spricht alle an, die Kritischen ebenso wie die Neugierigen und die Treuen. Es ist eine großartige Möglichkeit, auch denen Raum zu geben, die vielleicht seit Längerem nicht in einer Kirche waren“, hob der römisch-katholische Bischofsvikar Dariusz Schutzki hervor.

Es sei eine „Nacht des Aggiornamento“, in der „ganz im Sinne von Papst Franziskus der Geruch des Evangeliums, des Glaubens, der Hoffnung und des Dialogs“ ohne jede Aus- und Abgrenzung spürbar werden und die Menschen erreichen solle. In der „Langen Nacht der Kirchen“ könnten christliche Gemeinschaften neu entdeckt werden, könnten im wechselseitigen Kennenlernen Fragen gestellt und beantwortet werden, so Schutzki.

Eröffnet wird die „Lange Nacht der Kirchen“ am 24. Mai um 18 Uhr mit einer Ökumenischen Feier in der Lutherischen Stadtkirche in der Wiener Dorotheergasse. Vertreter der christlichen Kirchen in Wien eröffnen mit Pfarrerin Ines Knoll die Großveranstaltung mit einem gemeinsamen Gebet. Der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl wird in seiner Predigt auf die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor allem im Blick auf die Ökumene eingehen.

Welturaufführung und Stadtspaziergänge

Erstmals wird es im Rahmen der „Langen Nacht der Kirchen“ zu einer musikalischen Welturaufführung kommen: In der Wiener Ursulinenkirche werden von 22 bis 23 Uhr Stücke von Pater Robert Mehlhart, komponiert für vier Solisten und Orgel, zu hören sein: Schauspielerin Heidemarie Baratta trägt die Lesungstexte vor, nämlich das Hohelied der Liebe aus dem 1. Korintherbrief und eine Predigt von Augustinus über die Liebe.

Insgesamt reicht die Themenpalette der „Langen Nacht der Kirchen“ von Ausstellungen über Diskussionsbeiträge, Führungen, Konzerte, Lesungen, Gottesdienste bis hin zu fremdsprachigen Programmpunkten und spezielle Schwerpunkte für Kinder.

Die „austria guides“, die Kooperation der geprüften Wiener Fremdenführer, bietet drei thematische Stadtspaziergänge zu Wiener Besonderheiten an: Auf den Spuren der ehemaligen spanischen Ordensniederlassungen und Kirchen in Wien, der Wiener Schutzheiligen Koloman, Leopold und Klemens Maria Hofbauer sowie der ersten Kirchenbauten in Wien. „Wir wollen Kirchen nicht nur als ‚Kunstmuseen‘, sondern als lebendige Orte des Glaubens und des Gebets vermitteln“, so Julia Strobl von den „austria guides“.

Die „Lange Nacht der Kirchen“ ist eine ökumenische Veranstaltung, an der alle Kirchen und Glaubensgemeinschaften teilhaben, die im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) vertreten sind oder dort Beobachterstatus haben. Der Vorsitzende des ÖRKÖ, der rumänisch-orthodoxe Bischofsvikar Nicolae Dura, betonte in seinen Grußworten an die neunte Lange Nacht das „Aufeinander-Zugehen“, das stets ein „Einander-Kennenlernen“ zur Voraussetzung habe: „Jeder Besuch beim Anderen baut neue Brücken zueinander“.

320.000 Teilnehmer im Vorjahr

Der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Erzbischof Arsenios Kardamakis, nannte die Veranstaltung eine „Plattform der Solidarität, der Einheit in Vielfalt und des Dialogs zwischen den Religionen“. Und Kardinal Christoph Schönborn betonte die Gelegenheit, Menschen durch die offenen Kirchen anzusprechen: „Sie sollen die Kirchen nicht nur als Gotteshäuser erleben, sondern auch als lebendige Gemeinschaft“.

An der „Langen Nacht der Kirchen“ nahmen im Vorjahr mehr als 320.000 Menschen teil, davon alleine in Wien mehr als 150.000. Die Veranstaltung hat mittlerweile auch international Abnehmer gefunden: Unter anderem in Tschechien, Ungarn, Estland und Polen wird es ebenfalls eine „Lange Nacht der Kirchen“ geben.

KAP