Kopten-Papst ist „Protektor der Stiftung Pro Oriente“

Im Zuge eines Festakts zum zehnjährigen Bestehen des orientalisch-orthodoxen Kirchengesetzes wurde Kopten-Papst Tawadros II. am Montag in Wien mit dem Titel „Protektor der Stiftung Pro Oriente“ ausgezeichnet.

Im Erzbischöflichen Palais in Wien wurde am Montagabend im Beisein von Kardinal Christoph Schönborn und des koptischen Papst-Patriarchen Tawadros II. das Gesetz über die orientalisch-orthodoxen Kirchen gewürdigt, das vor zehn Jahren im Parlament verabschiedet wurde.

Der Kopten-Papst zeigte sich erfreut über das Gesetz, das 2003 den Weg zur Anerkennung der koptisch-orthodoxen Kirche in Österreich geebnet hat. Nach den Worten Schönborns legen die Kopten „Zeugnis für eine der ältesten christlichen Gemeinschaften“ ab. Der Kardinal zeichnete den Kopten-Papst, der in Österreich eine Pastoralvisite absolviert, im Zuge der Veranstaltung auch mit dem Titel „Protektor der Stiftung Pro Oriente“ aus.

„Christliche Einheit durch das Kreuz“

Patriarch Tawadros (Theodor) sprach in seinen Dankesworten von der „christlichen Einheit durch das Kreuz“. Wie auch andere Redner würdigte das koptische Oberhaupt die großen Bemühungen in Österreich um die Ökumene. Der Kopten-Papst hob die drei Säulen hervor, auf denen seine Glaubensgemeinschaft aufbaue.

Kopten-Past Tawadros II. mit Kardinal Christoph Schönborn händeschüttelnd

kathbild/Franz Josef Rupprecht

Kardinal Christoph Schönborn empfing den koptischen Papst-Patriarchen Tawadros I. im Erzbischöflichen Palais

Die koptische Kirche habe große Theologen hervorgebracht, sie sei eine Kirche der Märtyrer, der Mönche und Asketen. Heute verbreite sie sich durch die Auswanderung vieler Mitglieder aus Ägypten, so Tawadros. Die christliche Einheit sei ihr ein Anliegen.

Auf die schwierige Lage der Christen in seiner Heimat, wo nach dem politischen Umsturz die Kopten oft Opfer blutiger Verfolgung durch Islamisten werden, ging der Patriarch bei dem Festakt nicht ein. Er will den Besuch, seinen zweiten Auslandsbesuch seit der Übernahme des Amtes vor einem halben Jahr, als Pastoralvisite verstanden wissen.

Sein erster Besuch als Nachfolger des verstorbenen Shenouda III. galt Papst Franziskus im Vatikan. Bei seiner Ankunft in Wien am Donnerstag hatte Tawadros erklärt, die bestehenden Probleme müssten innerhalb Ägyptens gelöst werden. Tatsache ist, dass der ägyptische Präsident Mohammed Mursi wenig unternimmt, um Anschläge zu verhindern oder die Attentäter zu verfolgen.

Fruchtbare Zusammenarbeit in Österreich

Dietmar Winkler, Vorstandsmitglied der Ökumenischen Stiftung Pro Oriente, führte in seiner Laudatio aus, die Verleihung des Protektor-Titels an Tawadros sei Beweis für die fruchtbare Zusammenarbeit mit den orientalischen Kirchen in Österreich. Winkler rief die „Wiener Christologische Formel“ in Erinnerung, die 1973 bei der ersten von Pro Oriente veranstalteten inoffiziellen Konsultation zwischen römisch-katholischen und koptisch-orthodoxen Theologen entwickelt wurde und als Basis für spätere Erklärungen zwischen den beiden Kirchen diente.

Ausdrücklich würdigte Winkler die Visite Tawadros’ bei Papst Franziskus. „Die Förderung des ökumenischen Dialogs ist essenziell für die Einheit der Christen.“ Tawadros sei auch für die Initiierung eines gemeinsamen Gremiums mit der koptisch-katholischen Kirche zu danken.

Der Präsident der Stiftung, Hans Marte, sagte, gerade in diesen Tagen sei der Zusammenhalt der orientalischen Kirchen besonders wichtig. Kardinal Schönborn hatte den Festakt mit einem Gedenken an die beiden orthodoxen Bischöfe aus Aleppo eröffnet, die vor fünf Wochen von Aufständischen verschleppt wurden und von denen bis heute jede Spur fehlt - mehr dazu in Bischofsentführung: Hintergründe weiter im Dunkeln.

Pro-Oriente-Präsident Johann Marte am Pult beim Festakt mit Kopten-Papst Tawadros I.

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Zahlreiche prominente Kirchenvertretung kamen zum Festakt mit Kopten-Papst Tawadros I. im Erzbischöflichen Palais in Wien

Gesetz als „Meilenstein“

Der Wiener syrisch-orthodoxe Bischof Emanuel Aydin, Vorsitzender der Orientalisch-Orthodoxen Bischofskommission, strich die gute Zusammenarbeit mit Vertretern von Judentum und Islam hervor. Aydin lehrt auch am koptischen Shenouda-Kolleg in Wien. Seitens der Armenisch-Apostolischen Kirche nannte Patriarchal-Delegat Tiran Petrossian das Gesetz über die Orient-Kirchen „einen Meilenstein“ für die Aufwertung dieser christlichen Gemeinschaften.

Der Festveranstaltung im Erzbischöflichen Palais wohnten auch der Apostolische Nuntius Stephan Zurbriggen, der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa, Arsenios Kardamakis, sowie die Botschafter Ägyptens und Armeniens bei. Außerdem waren zahlreiche koptische Bischöfe aus der europäischen Diaspora anwesend, die unter dem Vorsitz von Patriarch Tawadros diese Woche zu einer regionalen Bischofskonferenz zusammentreten.

Besuch bei Bundespräsident Fischer

Am Dienstagnachmittag wurde Tawadros II. schließlich in der Wiener Hofburg von Bundespräsident Heinz Fischer empfangen. Im Mittelpunkt des rund 40-minütigen Gesprächs standen die dramatische Situation im Nahen Osten und das gute Verhältnis von Kirchen und Staat in Österreich.

Fischer erläuterte dem Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche das österreichische Modell der Beziehungen zwischen Staat und Kirche: vollständige institutionelle Trennung bei gleichzeitiger Kooperation. Er würdigte den Beitrag der Kirchen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und hob besonders auch die kleine aber sehr lebendige Koptische Kirche hervor. Zu dieser bekennen sich in Österreich rund 10.000 Gläubige.

Fischer unterstrich zugleich auch die Notwendigkeit des Dialogs zwischen den Religionen und Kulturen, in Österreich wie ganz besonders auch im Orient. Die Konflikte im arabischen Raum seien nur mit friedlichen Mittel zu lösen. Zum Dialog gebe es keine Alternative, so Fischer im Anschluss an die Begegnung im Gespräch mit Journalisten. Österreich bemühe sich, seinen Teil zu mehr Frieden zu leisten, sagte der Bundespräsident.

APA

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