Bayern: Rechtsradikale Priesterseminaristen?

Das Priesterseminar Würzburg ist in den vergangenen Tagen wegen des Vorwurfs rechtsradikaler Aktivitäten unter den Seminaristen in die Schlagzeilen geraten. Der Bischof setzte jetzt eine Untersuchungskommission ein.

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann hat am Montag die Namen der Mitglieder der von ihm eingesetzten Untersuchungskommission bekanntgegeben, die erhobene Vorwürfe über rechtsradikale Umtriebe im Priesterseminar der bayrischen Diözese prüfen soll.

In dem Seminar bereiten sich derzeit 18 Theologen aus den bayerischen Diözesen Würzburg und Bamberg für den Priesterberuf vor. Vergangene Woche waren öffentlich Vorwürfe laut geworden, wonach einige von ihnen Judenwitze erzählt, ein Konzert einer vermeintlich rechtsradikalen Band besucht und eine Feier zum Geburtstag Adolf Hitlers abgehalten hätten.

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann

APA/EPA/David Ebener

Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann

Den Vorsitz des Gremiums, das nun den Anschuldigungen auf den Grund gehen soll, übernimmt der Schweinfurter Norbert Baumann, Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht Bamberg. Weitere Mitglieder sind Thomas Weißer, Professor für Theologische Ethik an der Universität Bamberg, und der Würzburger Judaistik-Professor Karlheinz Müller, wie die deutsche Katholische Nachrichtenagentur KNA berichtete.

Die Kommission soll den Details der Anschuldigungen auf den Grund gehen und anschließend den zuständigen Bischöfen in Bamberg und Würzburg, Erzbischof Ludwig Schick und Bischof Friedhelm Hofmann, berichten. Diese werden gegebenenfalls Konsequenzen ziehen.

Seminaristen distanzieren sich

Am Sonntag haben sich die Seminaristen in einer Erklärung zusammen mit der Hausleitung „von jeder Form von politischem Extremismus, Antisemitismus, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit“ distanziert. Derartige Einstellungen seien mit dem Dienst und Leben eines katholischen Priesters völlig unvereinbar.

Die Einsetzung einer externen Untersuchungskommission wird von den Seminaristen und der Hausleitung begrüßt. Sie soll sämtliche Vorwürfe im Detail prüfen. Die Seminarleitung kündigte an, in enger Anbindung an die Leitung der Diözese Würzburg auch weiterhin „das Mögliche dazu beizutragen, um die derzeitigen Vorwürfe und Gerüchte aufzuklären“. Allerdings verwahrt sich die Erklärung gegen eine pauschale Vorverurteilung.

Laien erwarten „Offenheit und ehrliches Aufarbeiten“

Der Diözesanrat der Katholiken der Diözese Würzburg erklärte ebenfalls am Wochenende, „Offenheit und ehrliches Aufarbeiten“ dienten dem Schutz der Seminaristen, die möglicherweise unter ungerechtfertigten Vorwürfen zu leiden hätten. Das Laiengremium erwarte jedoch, dass nach der „gründlichen und umfassenden“ Untersuchung „tiefgreifende Konsequenzen“ gezogen werden.

Jedem Außenstehenden müsse unmissverständlich deutlich gemacht werden, „dass im Bistum Würzburg Sympathisanten und Verbreiter von braunem und rassistischem Gedankengut keinen Platz zur Mitarbeit haben - in welcher Funktion auch immer“, so der Diözesanrat.

Mehrere Abgeordnete zum Landtag Bayerns, vor allem aus den Reihen der Oppositionsparteien SPD und Grüne, sowie der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden des Landes, Josef Schuster, hatten vergangene Woche ebenfalls lückenlose Aufklärung der Vorwürfe gefordert.

„Nicht entschuldbar“

Nachdem die Vorwürfe vergangene Woche öffentlich bekanntgeworden waren, hatte es am Donnerstag ein Gespräch des Würzburger Bischofs mit einigen Seminaristen gegeben. An dem Treffen im Bischofshaus nahmen auch die Leitung des Priesterseminars und der Generalvikar der Diözese teil.

Dabei sei eingeräumt worden, dass bei einem Zusammentreffen von drei Studenten ein Judenwitz erzählt worden sei. Der Bischof nannte dies „nicht entschuldbar“. Auch der Besuch eines Konzerts der Rechtsrock-Band „Frei.Wild“ am 20. April sei bestätigt worden. Der verantwortliche Seminarist habe „die Hausleitung über die Problematik dieser Gruppe“ nicht unterrichtet.

Der Rockband „Frei.Wild“ wird vorgeworfen, rechtsradikales Gedankengut zu verbreiten, was sie allerdings zurückweist. Die Band war bereits im März in den öffentlichen Diskurs geraten, als andere Musiker wegen der Nominierung von „Frei.Wild“ für den deutschen Musikpreis „Echo“ ihre Teilnahme an der Preisverleihung absagten. „Frei.Wild“ wurde daraufhin von der Nominiertenliste gestrichen.

Bestritten wurde von den Studenten eine Feier im Bierkeller des Priesterseminars zum Geburtstag von Adolf Hitler. Nicht verifizieren ließen sich Beschuldigungen gegenüber einer katholischen Studentenverbindung, dass dort rechtsradikales Gedankengut verbreitet worden wäre.

religion.ORF.at, KAP